© Ralph Rußmann
Ralphs Corner_#33 Zwiebelfuesse
Dem aufmerksamen Leser sei gleich gesagt: Die Geschichte der Zwiebel ist noch lange nicht auserzählt. Aus aktuellem Anlass. Nach Zwiebelsack und Zwiebelsaft heißt es jetzt nicht „Bohnen auf die Ohren“ sondern „Zwiebeln auf die Füße“. Bruno hat Fieber. Und das vom Feinsten. Auch wieder ein Vorteil des zweiten Kindes. Beim ersten Mal 39,2 Grad Celsius war ich bei Hanni noch nervös, jetzt reagieren wir nur mit auffälligem Aktionismus, wenn das Kind die Sache augenscheinlich nicht mehr mit Fassung tragen kann. Oder wie einst Hanni in einer uns unbekannten Fantasiesprache zu uns sprach. Da wussten wir, jetzt muss gehandelt werden. Mit wachsenden Temperaturen kommt die Erfahrung. Und die Erkenntnis: Fiebern ist ja nicht das Schlechteste! Das wird nur manchmal vergessen.
So. Dennoch wird es ab und an zu viel – siehe Hanni und die neue Sprache – und die Kinder hängen in den Seilen wie Rocky Balboa im ersten Kampf gegen Clubber Lang. Dann kann man Zäpfchen verabreichen. So hat es weiland Oma Maja auch bei mir gemacht. Oder man greift zum Klassiker: dem Wadenwickel. Der hält aber gerne über mindestens anderthalb Stunden die versammelte Familie in Atem. Wickel rauf, warten, Wickel runter, warten und das alles in der Wiederholungsschleife. Erholsame Nächte sehen anders aus. Eine gelungene Alternative aus Großmutters Küche sind dagegen die Zwiebelfüße. Die gehen wie folgt …
Herkömmliche Haushaltszwiebel nehmen, schälen und in fingerdicke Scheiben schneiden. Die Scheiben mit einem Messer leicht einritzen, damit die Zwiebel etwas Saft abgibt. In einem Topf Wasser zum Kochen bringen, Deckel drauflegen und zwei Zwiebelscheiben auf diesem Deckel erhitzen. Sind die Scheiben angenehm warm, eine davon jeweils auf jede Fußsohle legen, etwas Heilwolle aus der Apotheke dazu und die Füße mit diesem Topping in Wollsocken packen. Ab in die Nacht und selbst die Bettwurst ins Genick geschoben. Morgens ist der Filius nicht kerngesund, aber das Fieber deutlich gesunken. Da kann man ruhig staunen. Zwiebel, was lieb ick Dir!
Bruno und ich hören: Chokebore „Anything near Water“ (Amphetamine Reptile Records) und „Black Black“ (Boomba Records)