Donald Trump
Als ich lediglich Sohn und noch kein Vater war, fuhr ich mit meinem Vater einmal nach Florida. Dort spielte ich im Golfclub Mar-a-Lago von Donald Trump direkt neben Donald Trumps Tochter Ivanka Tennis. Das ist kein Witz. Bevor ich Kinder bekam, kam ich nämlich noch ordentlich rum in der Welt. Jetzt heißen meine Reiseziele Titisee, Schwarzwald und Wyk auf Föhr. Auch nicht schlecht. Damals ahnte ich allerdings noch nicht, dass mich die Familie Trump noch länger im Leben begleiten würde. Ich spielte jedoch an diesem Tag nicht sonderlich gut und Ivanka nahm auch keinerlei Notiz von mir. Was hat das alles mit Neverending Vatertag zu tun? Jetzt muss ich einen kleinen Schlenker machen. Bitte folgen Sie mir auffällig.
Denn vor nicht allzu langer Zeit holte mich eine gute Freundin unserer Familie einmal zur Seite. Mit sanftem Ton meinte sie zu mir, meine Tochter käme in meinen Beiträgen ja gar nicht immer so gut weg. Mit dem Bruno würde ich immer tagaus tagein so schön Musik hören, aber sie wäre nahezu immer die gereizte Diva daneben. So - oder fast so ähnlich - beschrieb sie es. Ich kratzte mich am Kopf. Denn das stimmt so jetzt ja auch wieder nicht. Meine Tochter ist wirklich sehr oft übellaunig und ganz häufig sind ihre ersten Worte, die sie bereits vom Hochbett blökt, latent gereizt. „Ich muss aufs Klo-o-o!“ oder „Warum habt ihr mich gewe-e-eckt?“ oder „Ich bin aufgewa-a-acht!“. Ja, Hanni freut mich für Dich, ich bin dank Bruno schon eineinhalb Stunden auf den Beinen. Sie bringt mich sehr schnell auf ungeahntes Tempo und ich habe dank ihrer Starrköpfigkeit schon wiederholt so laut geschrien, dass ich kurzzeitig dachte, eine fremde Macht hätte meinen Körper übernommen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich der größte Fan meiner Tochter bin.
Jedes Klischee, dass der Beziehung der Väter zu ihren Töchtern nachgesagt wird, ist bei mir bestätigt. Sie ist der vielleicht witzigste Mensch, den ich kenne, denn sie hat einen ausgesprochenen Sinn für Humor, sie klettert auf hohe Bäume, sie sagt bereits mit knapp 5 Jahren viele schlaue Sachen, die mir noch nicht mal mit 18 eingefallen sind. Und sie hat Locken, noch schöner als die der Rennfahrerin Christina Surer. Falls die noch jemand kennt. Die hatte nämlich – zumindest in meiner Erinnerung – wirklich tolle Locken. Meine Tochter ist ein rundum gelungenes Paket und ich werde jeden jungen Herren, der hier in Praunheim in unsere schmale Hütte spazieren will, genauestens unter die Lupe nehmen. Und während ich vor dem geistigen Auge und Ohr bereits den ersten Emre oder Sergej aus der Nordweststadt an unserer Haustür klingeln hörte, fiel mir plötzlich der Löffel in die imaginäre Pfanne. Ist nicht auch Donald Trump ein so großer Fan seiner Tochter? Und sagte der nicht sogar einmal „Wäre Ivanka nicht meine Tochter, würde ich sie vielleicht einmal daten“. Auf diesen Schock trank ich schnell einen Schnaps. Was zur Hölle will denn jetzt schon wieder Donald Trump von mir? Dann dachte ich an früher und da fiel mir wieder dieser ominöse Tennisvormittag in Florida ein, an dem mir relativ wenig gelang.
Doch wenn einem was einfällt, dann kommt manchmal noch mehr. Mir dämmerte, dass meine Tochter von Beginn an sehr mit der Figur Donald Trump beschäftigt ist. Als er Präsident wurde, sah sie meine Niedergeschlagenheit und ich erklärte ihr die Gründe. Seitdem fragt sie bei allen Wahlentscheidungen, ob Donald Trump jetzt wieder Präsident werden würde. Und bei der Frankreich-Wahl meinte sie, sie hoffe nicht, dass nochmal so jemand wie Donald Trump Präsident werden wird, denn Donald Trump sei ja wirklich ein böser Mensch. Ich erklärte ihr damals die Sache mit Mexiko und der Mauer und das verstand sie gar nicht. Jetzt ist er unten durch und aus der Nummer kommt er nicht mehr raus. Schlaues Kind! Einmal kam ich in ihr Zimmer, da war eine Seite ihres Wandregals komplett leergeräumt und alle Playmobilfiguren stapelten sich auf dem anderen Einlegeboden. Auf mein Nachfragen erklärte sie mir, dass die eine Hälfte alles Flüchtlinge seien und auf die andere Seite des Regals hätten fliehen müssen. Das nenn ich mal eine früh gelernte Willkommenskultur. Und auf dieser Regalseite war es jetzt wirklich voll.
Da hat ein Donald wenig Argumente gegen so einen Charme. Was wäre aber wohl passiert, hätte ich an diesem einen Tag nur besser Tennis gespielt. Ivanka wäre sicherlich hin und weg gewesen, ich wäre mit ihr auf eine Rieslingschorle ins Clubhaus und jetzt wären unsere Familien ganz dicke. Dann würden wir den Agent Provokateur einmal treffen und er wäre von Hanni natürlich genauso begeistert wie ich. Sie würde ihm aber geradewegs die Meinung geigen, so wie sie das bei mir auch immer tut. Und allesamt würden wir ihm beibringen, dass er das doch besser lassen sollte. Das mit dem Weißen Haus, der Politik und der ganzen Twitterei. Ach, wer hätte gedacht, dass vor über 20 Jahren einmal das Schicksal der Welt an meiner beidhändigen Rückhand hing?
Bruno und ich hören: Walter Schreifels "An Open Letter To The Scene" (Arctic Rodeo Recordings)