Die Freundschaft der R&R BrickHomes-Gründer Max und Steffen führt bis ins Jahr 2009 zurück, als beide in einer gemeinsamen Band gerockt haben. Was folgte war „Long live Rock ’n’ Roll“, nur umgekehrt: Die Band ist inzwischen Geschichte, die Freundschaft allerdings ist geblieben. Zum Glück kann man sagen, denn inzwischen sind die beiden nicht nur Freunde, sondern eben auch Geschäftspartner im Nebenerwerb. Im Hauptjob kümmert sich Steffen als Projektmanager um die Online-Lernplattform „music2me“ von Yacine Khorchi und Andreas Kraus, Max ist als Immobilienmakler bei Aurelion tätig.
Im Laufe der letzten Jahre entdeckten beide dann ihre gemeinsame Begeisterung für LEGO (wieder). Ein Umstand, den sie sich mit zahlreichen weiteren Erwachsenen teilen, schließlich ist das Angebot des dänischen Spielsteineherstellers für die ältere Zielgruppe inzwischen weit mehr als nur eine begleitende Nische. Mit LEGO Bionic, Lego Mindstorms, Lego Architecture oder Lego Serious Play wurden und werden ganze Produktlinien für erwachsene Baumeister auf den Markt gebracht. Auch mit entsprechenden Apps und virtuellen Tools werden die LEGO-Fans weltweit heute durch den Hersteller unterstützt.
„Tatsächlich entstand die Idee quasi aus dem Nichts.“
Bei Steffen und Max ging die Freude am Bauen und Modellieren irgendwann so weit, dass sie unter dem Namen R&R BrickHomes anfingen, Aschaffenburger Gebäude und Wahrzeichen nachzubauen. Teilweise in echt, teilweise als sogenannte MOCs („My Own Creation“ – eigene, reelle oder virtuelle Entwürfe , Anm. der Redaktion) im virtuellen LEGO-Bricklink-Studio. Doch wie aus einem gemeinsamen Hobby eine Geschäftsidee wurde, wieviel Aufwand hinter einem Schloss Johannisburg aus LEGO steckt und an welches Bauwerk sie sich nicht herantrauen würden, verrieten uns die beiden im gemeinsamen Schnack.
FRIZZ Das Magazin: Wie kommt man auf die Idee, Aschaffenburger Wahrzeichen und Gebäude aus Lego nachzubauen?
Steffen & Max: Tatsächlich entstand die Idee quasi aus dem Nichts. Nachdem wir ein erstes Gebäude digital nachgebaut hatten, überlegten wir, welche regional und international bekannten Objekte man bauen könnte, um Aufmerksamkeit zu generieren. Als Aschaffenburger waren das Schloss Johannisburg und das Pompejanum natürlich erst mal naheliegend. Außerdem wollten wir auf der Plattform „LEGO Ideas“ mit einem Modell teilnehmen und Lego-Fans stehen wohl auf Schlösser (lachen).
Angefangen habt ihr R&R BrickHomes als Hobby, inzwischen seid ihr auf dem besten Weg, einen Geschäftszweig daraus zu generieren. Hattet ihr schon zu Beginn ein potenzielles Business im Hinterkopf oder hat sich das erst entwickelt?
Das Bauen von LEGO-Modellen war für uns beide anfangs tatsächlich nur ein reines Hobby. Durch Maximilians Tätigkeit in der Immobilienbranche kamen wir allerdings recht schnell auf die Idee, potenziellen Kunden künftige Bauprojekte als Modelle aus LEGO anzubieten. Für die hat ein 3D-Modell natürlich einen Mehrwert, rein planerisch und vielleicht sogar auch emotional im Vergleich zu einem Modell aus Pappe.

© R und R BrickHomes
Aschaffenburger Schloss Johannisburg
Auf eurer Insta-Seite kann man ein paar Projekte bewundern. Unter anderem habt ihr das Schloss Johannisburg nachgebaut. Wie lange sitzt man an so etwas von der Idee bis zum letzten Stein?
Puh, das ist schwer zu sagen, da manche Objekte deutlich komplexer sind als andere. Auch der Maßstab, für den man sich entscheidet, ist ausschlaggebend, denn nicht immer bedeutet kleiner auch leichter und schneller. Da das Schloss ein reines Spaßprojekt war, haben wir nicht so sehr auf die Arbeitsstunden geachtet. Aber so um die 60 Stunden werden es schon gewesen sein.
Das Schloss habt ihr ja nicht reell gebaut, sondern virtuell mit einem speziellen Programm. Müsst ihr für solch ein MOC auch jedes Steinchen einzeln setzen?
In der Tat ist das so, ja. Es ist also nicht so, dass man die Umrisse zeichnet und dann einfach ausfüllt. Auch virtuell muss jedes einzelne LEGO-Bauteil ausgesucht und einzeln gesetzt werden. Der Aufwand ist also vergleichbar mit dem Bau per Hand.
„Ein Balance-Akt: Wie detailliert wollen wir es haben? Soll es noch auf einen Tisch passen?“
Man kann sich vorstellen, dass so ein Modell nicht nach dem Motto „wir setzen uns mal hin und fangen einfach mal an“ entsteht. Welche Schritte sind in der Vorbereitung nötig, bis ihr überhaupt das erste Steinchen setzt?
Zunächst suchen wir einige geeignete Bilder heraus, die das Objekt aus allen möglichen Winkeln zeigen. Optimalerweise haben wir Baupläne, um das Modell so maßstabsgerecht wie möglich umzusetzen. Im Fall des Schlosses zum Beispiel war dem nicht so, also mussten wir Augenmaß anlegen (lacht). Anschließend suchen wir den passenden Maßstab und das ist ein Balance-Akt aus „Wie detailliert wollen wir es haben?“ und „Soll das Ganze noch auf einen Tisch passen?“ (lacht).
Manchmal sind auch bestimmte Elemente zielgebend – beispielsweise die Fenster. Wir müssen also überlegen, was die kleinste Möglichkeit ist, ein Fenster mit LEGO in dem gewünschten Maßstab darzustellen. Von da aus entwickelt sich dann alles. Entwirft man dagegen etwas für einen Kunden oder sich selbst, was auch wirklich gebaut werden soll, muss man bei der Planung miteinbeziehen, dass man natürlich nur Teile verwenden darf, die es so auch zu kaufen gibt.
Was macht ihr, wenn es zwingend benötigte Bauteile von Seiten LEGO standardmäßig gar nicht gibt?
Das einfachste wäre beispielsweise, eine 2 x 3-Platte, die es nicht in der gewünschten Farbe gibt, durch beispielsweise eine 1 x 2 und eine 2 x 2-Platte zu ersetzen. So simpel ist es aber leider nicht immer. Der nächste Schritt wäre dann bei kompatiblen „Klemmbaustein“-Herstellern wie Bluebrixx zu schauen, ob es das Teil gibt. Wenn es das Teil wirklich überhaupt nicht gibt oder viel zu teuer ist – manche sehr seltene Teile kosten an die 60 Euro und mehr – schauen wir, ob wir auf eine andere Farbe ausweichen können oder das Modell an der Stelle eben anders gestalten müssen.
Habt ihr inzwischen eine Garage voll Steine auf Vorrat oder besorgt ihr euch euer „Baumaterial“ immer nur projektbezogen?
Einen Steinevorrat haben wir uns nicht angelegt. Wir bestellen sie projektbezogen nach Abschluss des Gestaltungsprozesses. Dann wissen wir exakt welche Steine wir in welcher Quantität brauchen. So haben wir momentan einfach weniger Aufwand und sind wesentlich flexibler im Gestalten. Bei gestiegener Auftragslage werden wir uns aber wahrscheinlich einen Grundvorrat an den gängigsten Teilen anlegen.
Wo und wie können eure LEGO-Modelle gewerblich zum Einsatz kommen? Wer oder was sind potenzielle Kunden und für welche Zwecke benötigen sie eure Modelle?
Einsatzgebiete gäbe es einige. Städte und Gemeinden beispielsweise, die ihre Marktplätze oder Wahrzeichen im Rathaus austellen wollen. Darüber hinaus können unsere Modelle natürlich auch eine Art „Vertriebshilfe“ für das Vermarkten von Neubauprojekten/-wohnungen sein, durch die Emotionen geweckt und das Vorstellungsvermögen angeregt werden. Im Moment bearbeiten wir zum Beispiel einen Auftrag, bei dem es um das Modell eines Neubauprojekts mit 80 Wohneinheiten, verteilt auf zehn Häuser, geht. Hier läuft gerade die Vorbereitung, es wird geklärt, wie groß und in welchem Detailreichtum das Modell gestaltet werden soll. Anhand dessen und der bemaßten Baupläne erstellen wir dann einen entsprechenden Maßstab für das Objekt aus LEGO.
Gibt es ein Bauwerk, an das ihr euch nicht heranwagen würdet?
So etwas wie die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles könnte so ein Bauwerk sein. Die sehr ausgefallene Architektur lässt sich mit LEGO-Steinen wahrscheinlich nur im riesigen Maßstab oder sehr abstrahiert umsetzen.

© R&R BrickHomes
Pompejanum
Welches Bauwerk steht bei euch als nächstes auf der Liste? Und welches wollt ihr unbedingt einmal umsetzen?
Die Frankfurter Skyline und den Maya Tempel „El Castillo“ in Chichén Itzá haben wir zuletzt digital gebaut. Aktuell versuchen wir uns am Schloss Mespelbrunn. Bei einer Umfrage in unserer Instagram-Story haben wir noch einige gute Vorschläge von unseren Followern wie den Schönborner Hof und den Nilkheimer Park erhalten. Es gibt also noch sehr viel zu „bauen“ (lachen).
Zum Schluss: Was sagen eure Familien dazu, dass ihr nicht von LEGO loskommt? (lacht)
In erster Linie sind unsere beiden Freundinnen froh, dass endlich alle weiteren LEGO-Modelle im Kundenauftrag sind und dementsprechend beim Kunden stehen werden und nicht in den eigenen vier Wänden. Prinzipiell stehen aber alle – Freunde, Familie, Arbeitskollegen – hinter unserem angehenden Business.
Vielen Dank für das nette Gespräch! FRIZZ wünscht weiterhin viel Erfolg für euer spannendes Projekt!