Moderator, Journalist, Autor und DJ Markus Kavka ist nach eineinhalbjähriger Zwangsverlegung endlich unterwegs, um die Zuhörer im Rahmen von Lesungen an seinem Leben als Hardcore-Fan der Band Depeche Mode teilhaben zu lassen. Inklusive Ausflüge in seine Jugend als Goth und den mehrmaligen Treffen mit seinen Idolen.
Für viele (uns eingeschlossen) ist er DAS Gesicht der eigenen VIVA- und MTV-Userzeit: Markus Kavka. Er moderierte viele Jahre große Formate der Musiksender-Urgesteine, stets Abseits des weichgespülten Pop-Einerleis, immer mit einer leichten Prise Ironie und ist unbestritten eine absolute Instanz in Sachen Musikwissen in Deutschland. Neben seiner bis heute andauernden TV-Moderatorentätigkeit macht Markus Kavka auch Radio und Internet, legt als DJ auf und schreibt Bücher. Sein jüngstes Werk heißt schlicht „Depeche Mode“ und ist eine Hommage des Depeche-Ultras Markus Kavka an seine Lieblingsband. Mal spannend, mal hinreissend komisch erzählt er von seiner eigenen Goth-Jugend in der bayerischen Provinz, Klassenkameraden mit schlechtem Musikgeschmack, Gruftis in der Bravo und seinen mehrmaligen Treffen mit der Band, die er im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit interviewte. Tischkicker-Duelle mit Martin L. Gore inklusive. Bei den Shows seiner Lesereise „Markus Kavka liest Depeche Mode“ hat er auch reichlich Material aus seinem privaten Fundus, seine Lieblingssongs samt der passenden Geschichten sowie einige Anekdoten von den Treffen mit seinen Idolen dabei. Ehrlich, witzig, uneitel – und sehr persönlich aus der Sicht des lebenslangen Depeche-Fanboys Markus sind diese Abende aber weit mehr als eine reine Hommage. Es ist insgesamt die Geschichte vom Jungsein und Erwachsenwerden sowie die pure Leidenschaft für die Musik. Daher sind seine Shows auch durchaus für Nicht-Depeche-Fans geeignet und ein echter Gewinn im regionalen Veranstaltungskalender.
Wieviel Rockstar in ihm selbst steckt, wann und wie seine Leidenschaft entfacht wurde und was aus ihm geworden wäre, wenn das TV ihm keine berufliche Heimat gegeben hätte – das und noch viel mehr hat er uns beim FRIZZ-Schnack verraten.
FRIZZ Das Magazin: Lieber Markus, als Moderator und DJ bist du das Rampenlicht selbstverständlich gewohnt und kennst wahrscheinlich alle Backstagebereiche Europas aus dem Effeff. Nun bist du selbst auf Tour. Wie viel Rockstar steckt in dir selbst?
Markus Kavka: So viel wie mittlerweile beispielsweise auch in den Red Hot Chili Peppers. Oder Depeche Mode. Also zum Saufen eigentlich nur grüner Tee, überhaupt vegane Ernährung, früh ins Bett, freundlich und zuvorkommend sein, die Hotelzimmer ganz lassen und keine Fernseher aus dem Fenster werfen. Mein Tourplan ist relativ eng getaktet, teilweise habe ich an vier Abenden hintereinander eine Show, da sollte ich alleine aus Respekt vor der Kundschaft das Rockstar-Gehabe tunlichst sein lassen. Ich freue mich aber sehr, mal wieder auf einer Bühne zu sein. Da gefällt’s mir, und das, obwohl ich Offstage ein eher scheues und zurückgezogenes Kerlchen bin.
Wir teilen ein gleiches Schicksal, da wir in jungen Jahren am heimischen Kassettenrecorder Songs mitgeschnitten haben. Unter Leidensgenossen: Wie oft bist du schier verzweifelt, da klasse Nummern durch Geisterfahrermeldungen, verheerend gesetzte Werbeblöcke oder einem viel zu frühen Fade-Out zerstört wurden?
Das hat mich natürlich auch immer wahnsinnig gemacht, weil dann eigentlich das komplette Tape für’n Eimer war, wenn da jeder zweite, dritte Song irgendwie verstümmelt wurde. Aber es gab eine Sendung im Bayerischen Rundfunk, nämlich „Die Schlager der Woche“, bei der der Moderator jeden Song ausspielte und sogar noch einen kurzen Moment wartete mit der Abmoderation. Als ich dann mit 14 endlich eine Stereoanlage und eigene Platten hatte, war das alles natürlich kein Problem mehr. Aber Radio war teilweise echt nervenaufreibend bei der Mixtape-Produktion.
Bereits als Schüler hast du es dir zur Aufgabe gemacht, die Abba-Fraktion von „deiner“ Musik zu überzeugen und musstest da gegen viele Widerstände ankämpfen. Woher nahmst du damals schon deine Leidenschaft und Hartnäckigkeit, wenn es um Musik geht?
Ich konnte es einfach nicht ertragen, wenn meinen Klassenkameraden Musik egal war bzw. sie in meinen Augen nur Mist gehört haben. Ich wollte schlichtweg, dass Musik, die ich gut finde, von möglichst vielen Menschen gehört wird. Dieser Missionarsgedanke wurde dann später im Prinzip ja auch mein Beruf und ist es im Kern bis heute.
Du sagst von dir selbst, dass es keine Situation in deinem Leben gibt, in der Musik keine Rolle spielt. Was wäre aus Dir geworden, wenn du deine Liebe zur Musik nicht zum Beruf hättest machen können?
Mit viel Glück ein schlechter Bezirksligafußballer. Realistisch betrachtet vielleicht Lehrer für Englisch und Deutsch. Meine Eltern hätten es auch gerne gesehen, wenn ich Lehramt statt meiner Wischiwaschi-Magister-Fächerkombi Theaterwissenschaft/Kommunikationswissenschaften/Amerikanistik studiert hätte.
Es gibt wahrscheinlich nicht viele, die regelmäßig mit den unterschiedlichsten Genres arbeiten und dementsprechend so viel über Musik wissen wie du. Gibt es überhaupt eine Musikrichtung, zu der du bis heute keinen persönlichen Zugang gefunden hast? Und wenn ja, warum?
Zwei sogar! Erstens: Jazz. Dafür bin ich anscheinend zu doof. Zweitens: Schlager. Dieser wiederum beleidigt meine Intelligenz.
Auf die Gefahr hin, dass wir etwas aus deinem Bühnenprogramm spoilern: Wann und wo war der Erweckungsmoment, der dich zum lebenslangen Depeche-Fan machte? War dir in diesem Moment bereits klar, dass du gerade dein Herz unsterblich verloren hast?
Es gab zwei dieser Momente. Den ersten, als ich 1983 im TV das erste Mal das Video zu „Everything Counts“ gesehen habe. Da war ich dann am Haken. Und den zweiten und finalen Moment, der dann die Liebe besiegelte, als ich 1986 in München auf meinem ersten Konzert von Depeche Mode war.
Viele Fans speisen die Verehrung ihrer Lieblingskünstler auch ein Stück weit aus der Unerreichbarkeit ihrer Idole. Du wiederum hast Depeche Mode im Rahmen deiner beruflichen Tätigkeit mehrmals getroffen und interviewt. Änderte dies irgendetwas am Depeche-Fan Markus Kavka oder haben die Treffen dein Fandasein eher noch verstärkt?
Das hat das Fandasein in der Tat eher noch verstärkt, weil die Typen in echt noch cooler waren, als ich mir das immer vorgestellt hatte. Zum Glück, weil wenn es aus irgendwelchen Gründen in die andere Richtung gegangen wäre, hätte das vermutlich mein komplettes Fantum rückwirkend zerstört.
Warum werden deine Tour-Termine auch für diejenigen fantastische Abende, die keine Hardcore-DM-Fans sind?
Eigentlich steht meine Liebe für Depeche Mode stellvertretend für alle Leute, denen Musik vor allem in den 80ern und 90ern und im Idealfall bis heute was bedeutet hat und immer noch tut. Es ist einfach ein unglaublich großer Teil meiner persönlichen Biografie, den ich gerne mit vielen Menschen teile, dafür muss man die Band nicht notwendigerweise so vergöttern wie ich.
Zuletzt die Frage, die wir jedem bühnenaffinen Interviewpartner stellen: Was ist das allerletzte, das du tust, bevor du auf die Bühne gehst?
Das ist jetzt vielleicht ein bisschen zu viel Information, aber: Nochmal pullern gehen, auch wenn ich eigentlich nicht muss.