
© Till Benzin
Martin Hofmann & Jonas Noll
It’s Geplänkeltime again! Unsere Losfee hat für die aktuelle Runde wieder einmal beste Arbeit geleistet und eine spannende Paarung klargemacht. Zwei Generationen Aschaffenburger Saitenarbeiter treffen dabei aufeinander: Jonas Noll ist Gitarrist der aktuell zurecht gehypten Band Into The Sun und steht damit für schnörkellosen Geradeaus-Rock à la Foo Fighters aus eigener Feder, hat allerdings auch eine Coverband-Vergangenheit. Ihm gegenüber sitzt Martin Hofmann, Chefredakteur der europaweit größten Mucker-Plattform Musiker-Board, seit Jahrzehnten selbst aktiv auf Bühnen unterwegs und seit über einer Dekade auf der Tieftönerposition des Pink-Floyd-Tributes Echoes platziert.
FRIZZ Das Magazin: Schon mal miteinander zu tun gehabt?
Martin: Jaaa, den Kollegen kenn’ ich! Die Band heißt … (überlegt heftig) … Sun … Sun … Into The Sun, richtig?
Jonas: Yep!
Martin: Das war ’ne witzige Story. Das Musiker-Board ist ja qua Definition eine Plattform für Musiker und weniger für Musik. Allerdings können Bands schon auch nebenbei ihr Material präsentieren. Und wenn da was richtig Geiles dabei ist, pack ich das als Tipp auf die Startseite. So auch die zwei Songs von Into The Sun. Da hat sich ein User aufgeregt, weil er meinte, ich würde das nur machen, weil die Band auch aus Aschaffenburg kommt. Dabei hatte ich das gar nicht auf dem Schirm. Ich fand einfach die Songs gut.
Jonas: Um die Frage zu beantworten: Ja, wir hatten schon mal miteinander zu tun.
Martin: Aber quasi bislang nur digital!
Erzählt mal kurz euren Werdegang. Martin fängt an.
Martin: 1969 hat mein Bruder seine erste Black-Sabbath-Scheibe nach Hause gebracht. Das war natürlich super interessant, weil die so ziemlich gegen alle gängigen Konventionen verstoßen haben. Aber so wurde meine Liebe zur Musik geweckt. Über Bands wie YES oder Emerson, Lake & Palmer bin ich zum Prog-Fan geworden.
Jonas: Bist du auch viel auf Konzerte gegangen?
Martin: Früher ja. Habe dann Gitarre gelernt, in den ersten Bands gespielt und bin dann zum Bass gekommen. Und bin bis heute dabei geblieben. Nach einer Phase, in der wir durch Studioarbeit reich und berühmt werden wollten (lacht) habe ich dann Seconds Out gegründet – eine der ersten Tributebands deutschlandweit (Genesis-Tribute, Anm. d. Red.). Seit 2003 bin ich bei Echoes. Wie war das bei dir?
Jonas: Zur Musik gekommen bin ich definitiv über meinen Vater. Der ist seit 40 Jahren in der Irish-Folk-Szene aktiv und bei uns daheim lief rund um die Uhr Musik. Morgens, bevor der erste Kaffee im Becher war, wurde schon Gitarre gespielt. Im Alter von zehn Jahren wollte ich dann auch selbst Musik machen. Das Instrument der Wahl war Keyboard. Aber mit meinem Keyboard-Lehrer bin ich nicht wirklich klar gekommen, ich musste eigentlich immer nur Schlager spielen …
Martin: Wie alt warst du da?
Jonas: Naja, so zehn, elf …
Martin: In dem Alter wusste ich schon, was mir gefällt …
Jonas: Glaub mir, ich auch! Nämlich: kein Schlager! (alle lachen) Ich hab dann meinem Lehrer mal Beatles-Scheiben als Kompromiss mitgebracht, aber selbst damit konnte der gar nix anfangen. Ich habe also Keyboard aufgegeben und zwei, drei Jahre gar kein Instrument mehr angefasst. Da war ja auch noch die Pubertät. Irgendwann haben dann aber alle um mich rum angefangen, Bands zu gründen – da musste ich natürlich dabei sein. So kam ich zur E-Gitarre und zur ersten Garagencoverband. Später haben wir dann Sechs on the Beach gegründet. Coverband mit Bläsersatz – das hat dann gerockt.
Martin: Dann kommen die Frauen!
Jonas: Wieso? Die sind doch sowieso da.
Martin: Echt? Bei Seconds Out hatten wir da leider keine zehn Prozent Frauen im Publikum …
Jonas: Du tust mir echt leid! (lacht) Naja, irgendwann hat uns covern nicht mehr ausgefüllt. Erst hab ich dann mit unserem Basser rumgetüftelt, dann kamen Oliver und unser Sänger dazu …
Martin: Euer Sänger gefällt mir übrigens sehr, sehr gut!
Jonas: Danke, ich geb’s weiter! So wurde Into The Sun geboren, das ist jetzt fünf Jahre her. Fünf Jahre, die auch durch den oftmals schmerzlichen Prozess des eigenen Songwritings geprägt waren.
Martin: Das kenne ich gut. Ich habe über 15 Jahre in Bands gespielt, mit denen wir eigene Musik geschrieben haben. Ab einem gewissen Level ist man dann extrem selbstkritisch, finde ich. Das macht’s nicht gerade einfacher. Wir haben sogar mal als Band in einem Haus zusammengelebt und hatten fünf Tage die Woche Zeit, zu proben. Das wäre heute gar nicht mehr möglich. Von daher bin ich mit dem Thema Tribute ganz zufrieden.
Into The Sun steht für schnörkellosen Rock. Pink Floyd beziehungsweise Prog-Rock an sich ist alles, aber nicht schnörkellos. Könntet ihr euch daher vorstellen, die Musik des anderen selbst zu machen?
Jonas: Ja klar! Gerade mit Pink Floyd kann ich mich extrem identifizieren. Bei uns im Proberaum kann es durchaus passieren, dass wir jammen und für zwei Stunden total in die Prog-Richtung abdriften. Um dann zu merken, dass es zum Into-The-Sun-Konzept nicht passt. Aber Spaß macht es trotzdem!
Martin: Ich beneide euch zutiefst um diese langen Proben, dazu haben wir leider nicht die Möglichkeit. Aber wenn man sich mag, respektiert und musikalisch auf einer Wellenlänge liegt, dann sind solche ausgiebigen Proben einfach total geil!
Jonas: Stimmt, aber trotzdem hat kreative Proberei auch immer was mit Selbstdisziplin zu tun.
Zum Alltag: Was törnt euch ab, wenn ihr unterwegs seid?
Martin: Wenn’s nicht schmeckt! Oder wenn es kalt ist im Laden.
Jonas: Sehe ich auch so. Gerade bei uns, wo es oft genug kaum Gage gibt, sollte halbwegs akzeptables Essen mindestens machbar sein. Ganz ehrlich, wir müssen da viel schlucken.
(Es werden haufenweise Anekdoten von den Bühnen und Backstagebereichen der Republik ausgetauscht …)
Und was törnt euch total an?
Martin: Ein dickes Sold-Out-Emblem schon Wochen vor dem Gig!
Jonas: Das stell ich mir auch cool vor. Wir haben damals unseren dritten Gig überhaupt in Hamburg gespielt und das war einfach nur geil. Der Laden war proppenvoll und die Leute haben hart gefeiert. Und das, obwohl die uns vorher nicht kannten. Hamburg törnt uns also total an!
Martin: Echt jetzt? Wir haben vor zehn Jahren mal im Logo in Hamburg gespielt. Da waren gerade mal 40 Mann. Wir fanden den Laden damals scheiße! (alle lachen)
Kleine Fragerunde: Sonntagabend-Tatort oder Proberaum?
Jonas: Proberaum.
Martin: Boah, ich zögere … Okay, im Moment Proberaum.
Bühne oder Studio?
Beide unisono: Bühne!
Colos-Saal oder Festhalle?
Jonas: Colos-Saal.
Martin: Festhalle.
Indoor oder Open Air?
Jonas: Open Air. Macht mehr Spaß, finde ich.
Martin: Jonas hat recht. Und dort hat’s den besseren Sound.
Martin Hofmann ist Bassist beim international agierenden Pink-Floyd-Tribute Echoes. Zudem war er Gründer und Musiker der Formationen Scaramouche, Seconds Out und Pleasure Dome. Vielen dürfte er auch noch als Inhaber des Intrumentenhändlers Nr. 1, dem Musik-Service in Erinnerung sein. Aktuell betreibt er neben anderen Projekten das Musiker-Board, seines Zeichens mit über 200.000 angemeldeten Usern das größte Forum seiner Art in Europa.
Jonas Noll ist Gitarrist der Alternative-Rocker von Into The Sun, die jüngst das hochgelobte Album „Scars & Marks“ veröffentlicht haben. Bevor er sich dazu entschlossen hatte, mit eigener Musik die Szene aufzumischen, war er Mitglied der Coverbands Die Mutter aller Lieder und Sechs on the Beach. Hauptberuflich arbeitet er in der Agentur des Into-The-Sun-Drummers Oliver Jakubeit, die sich um das Management namhafter Kabarettisten kümmert.