
© www.svengermann.com
Seven
Spätestens seit seiner Teilnahme beim VOX-Erfolgsformat „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ ist der Schweizer Soulstar Seven auch bei uns eine ganz heiße Nummer. Umso schöner, dass es sich der Vollblutmusiker nicht nehmen lässt, auch in Aschaffenburg Station zu machen. Und was gehört zu einer perfekten AKF-Vorbereitung? Klar, ein Plausch mit den FRIZZen!
FRIZZ Das Magazin: In der Schweiz bist du seit Mitte der Nullerjahre ein Star, was Chartplatzierungen und ausverkaufte Tourneen belegen. In Deutschland erschien aber erst 2011 ein Album von dir. Warum hat deine Musik so lang für den Weg Richtung Norden gebraucht?
Seven: In der Schweiz bin ich musikalisch ein Außerirdischer und treffe nicht direkt auf nahrhaften Boden mit meinem Soul und Funk. So hat es auch hier in Deutschland viele Konzerte und ganz viele Babyschritte gebraucht, um Fuß zu fassen. In Deutschland beschreite ich seit 2011 den gleichen Weg Step by Step mit Konzerten und Veröffentlichungen. Einen Sprung wie momentan durch die „Sing meinen Song“-Sendung kann man nicht planen und wir machen im Moment zum ersten Mal etwas größere Schritte (lacht)!
Deine Mitwirkung bei „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ in diesem Jahr hat dazu geführt, dass du hierzulande in aller Munde beziehungsweise Ohren bist. Wie kam es zur Mitwirkung bei diesem Format? Was hat dich daran besonders gereizt?
Xavier Naidoo hat mich nach einem Konzert im Backstage persönlich aufgesucht und mich sofort gefragt. Wir hatten uns zuvor noch nie gesehen oder gesprochen. Ohne Umwege streckte er seine Hand und eine Einladung nach Südafrika aus. Das Unbekannte ist bei mir immer ein Reiz. Noch nie habe ich etwas Vergleichbares gemacht und deswegen war der Reiz enorm.
Du stammst aus einer sehr musikalischen Familie, von einer Vorprägung zu sprechen liegt also nahe. Was wäre aus Jan Dettwyler geworden, wenn seine Eltern keine Musiker gewesen wären? Hattest du zwischenzeitlich auch mal andere Pläne als die, ein international gefeierter Popstar zu werden?
Ich liebe Musik über alles und mein Trieb, Musik zu machen, zu erforschen und in alle Richtungen zu schieben und zu vermischen, ist unersättlich. Es ist ein Zwang – ich muss Musik machen. Es kommt einfach raus, aber nie auf Knopfdruck. Ich liebe Filme, Fotografie, Dramaturgie und Inszenierungen aller Art. Eine gute Geschichte oder eine starke Welt packen mich und lassen mich fliegen. Mit meinem Beruf kann ich alles, was ich liebe, verbinden, mit meinen besten Freunden auf Achse sein und Abenteuer erleben.
Deine unverwechselbare Soulstimme ist dein Instrument, das du perfekt beherrschst. Wie viel von dem, was wir heute von dir hören, beruht dabei auf gegebenem Talent und wie viel auf harter Arbeit?
Soulmusik und das Singen mit geschlossenen Augen basiert auf Intuition, Emotion und Situation. Ich bin keiner, der Verzierungen übt oder sich soulige Linien einprägt und lernt. Ich schließe meine Augen und lasse gehen. Da ich, seit ich acht Jahre alt bin, immer singe, aufnehme und mich insofern oft überprüfe und fordere, im Studio sowie auf der Bühne, habe ich meinen Weg gefunden, mit meiner Stimme umzugehen. Jedoch habe ich immer noch vieles, was ich noch zu lernen habe. Singen ist Attitüde.
Schon sehr früh hast du neben deinen gesanglichen Fähigkeiten auch an deinen Skills als Komponist und Texter gefeilt. Liegt das Komponieren und Texten auch heute noch komplett bei dir? Und wenn ja, wie wichtig ist es dir, das Heft diesbezüglich in der Hand zu haben?
Komponieren und Texten ist bei mir seit dem ersten Ton ebenfalls meine Aufgabe. Ich habe in der Band meines Bruders von Beginn an Melodie und Text über die bestehenden Instrumentals machen müssen, weil das Sache des Sängers sei (lacht). Ich war damals knapp zehn Jahre alt und habe wie auch heute noch einfach gemacht, was ich höre, wenn ich die Augen schließe. Bis heute bin ich Creative Director und mache alles selbst. Dies nicht, weil ich nichts abgeben möchte, sondern weil ich nicht auf der Suche bin nach dem perfekten Song. Ich höre Musik in meinem Kopf und die muss raus. Dies ist mein einziger Antrieb.
Wie läuft der Songwritingprozess ab? Hast du bevorzugte Inspirationsquellen, sowohl musikalische wie auch textliche?
Musik ist wie Wasser, sie findet immer einen Weg. Es gibt kein Rezept und Musik darf meiner Meinung nach auch kein Rezept haben. Manchmal stehe ich nachts auf und schreibe innerhalb weniger Minuten einen kompletten Song. Manchmal aber geht mir eine Melodie wochenlang nicht aus dem Kopf oder ich schreibe einen Text, der dann erst Jahre später Musik bekommt. Es vergeht kein Tag, an dem ich nichts schreibe.
Dir wird eine Leidenschaft für HipHop nachgesagt, diverse Features und Kollaborationen mit Künstlern dieses Genres belegen das. Gibt es neben HipHop auch andere Musikrichtungen, für die dein Herz schlägt, oder Künstler, mit denen du gerne mal zusammenarbeiten würdest?
Sting, Stevie Wonder, Björk, Jovanotti, Erykah Badu, John Mayer, Beady Belle, Joy Denalane, Dendemann … Die Liste mit Menschen, für die ich alles liegen lassen und ins Studio rasen würde, ist lang.
Du hast den Ruf eines grandiosen Live-Performers und gehst augenscheinlich gerne auf Tournee. Was ist dir lieber: Zuschauermassen bei einem Festival beziehungsweise in einer großen Halle oder die intime Atmosphäre eines Clubgigs?
Ein Festival ist für mich eine großartige Visitenkarte und die Möglichkeit, in toller Atmosphäre auf großen Bühnen vielen Menschen zu zeigen, was ich so mache. Diese Konzerte entscheiden dann, ob die Besucher später auch mal zu einer Clubshow gehen wollen oder nicht. Das Zeitfenster bei einem Festivalgig ist in der Regel 75 Minuten, es ist eine riesige Chance, neue Menschen zu bespielen. Das Herzstück ist aber der Club – da kommt der Zuhörer nur deinetwegen, du kannst den Abend alleine gestalten und so lange spielen, wie du willst. Ich liebe Festivals, aber der Club ist das Königreich.
Am Fr., 12.8., trittst du beim Afrika-Karibik-Festival hier bei uns in Aschaffenburg auf. Das Festival steht unter dem Motto „one race … human!“ und setzt sich seit fast 20 Jahren für Völkerverständigung und ein friedliches Miteinander aller Menschen, Kulturen und Hautfarben ein. Wie wichtig ist es dir, dass Einrichtungen wie Festivals zum Transport von bestimmten Messages genutzt werden?
Musik ist der internationalste Emotionsträger überhaupt – nichts bewegt uns dermaßen verbindlich und einheitlich wie Musik. Den Träger Musik als Sprachrohr zu nutzen, ist legitim und eine zentrale Aufgabe, die meiner Meinung nach noch zu selten optimal genutzt respektive ausgeführt wird.
Hattest du von dem Festival vor dem Booking schon gehört? Vielleicht haben dir die beiden Aschaffenburger Markus Vollmer und Mario Garruccio aus der „Sing meinen Song“-Band ja davon erzählt?
Natürlich ist mir das Festival ein Begriff! Ich mache ja ausschließlich schwarze Musik und dieses Festival ist ein Mekka für mein Genre. Ich bin sehr stolz, dort spielen zu dürfen.
Vielen Dank für das Interview – wir freuen uns auf deinen Besuch in unserer kleinen Stadt und noch viel mehr auf deine Show!