MENSCH, LUCKY!
Mensch, Lucky: Für Überraschungen der vielfältigsten Art hast du ja nun wirklich des Öfteren gesorgt. Wenn es an der FRIZZschen Tür klingelte und dein markantes „Ich bin’s, der Lucky!“ zu uns in den ersten Stock tönte, war sicher: Du kommst mit zig kreativen Einfällen die Stufen hinaufgestiefelt. Meist konntest du es kaum abwarten, bis endlich deine Tasse Kaffee fertig war – du bist uns nahezu immer in die Küche gefolgt, um „einfach schon mal anzufangen“. Bei deinem Ideenreichtum kam dann auch manchmal der schnellste Schreiberling nicht mehr mit … Außerdem konnte es auch durchaus passieren, dass du dich genüsslich auf einem Schreibtisch niedergelassen hast, um über die just erschienene FRIZZ-Ausgabe zu fachsimpeln. Und wenn es dir danach war, hast du zum Stift gegriffen und einen Artikel kommentiert. Früher hattest du auf deinen eifrig verteilten Visitenkarten nämlich auch mal „Journalist“ stehen. Und als solcher warst du – mancher wird es nicht glauben – tatsächlich als kritischer Beobachter der lokalen Szenerie unterwegs. Jahrelang warst du als unkonventioneller Autor und geschätzter Einsammler von Werbeanzeigen des FRIZZschen Vorgängerheftes 8750 unser Kollege. Du warst Mitgründer des Magazins und des Aschaffenburger Jugendpresseclubs im Jahre 1991. Wir sind extra tief in unser Archiv geklettert, um Bilder aus deiner damaligen Schaffenszeit auszugraben und siehe da: Wir sind fündig geworden!
Mensch, Lucky: Wer soll die Lücke, die du im Städtchen hinterlässt, schließen? Hast nicht nur die Reihe „Blaues Wunder am Blauen Klavier“ ins Leben gerufen, sondern auch den allseits beliebten Poetry Slam. Deine große Produktivität hast du auch mit deinen eigenwilligen und zugleich unheimlich beeindruckenden Kunstwerken belegt, die in deinem Ausstellungsraum ZuHause („Nina, ganz wichtig: großes Z und großes H!“) zu bestaunen waren. Dabei war es lediglich dein Ziel, dich „auszudrücken und auch anderen Mut dazu zu machen“. Oft war dir deine Krankheit ein enormer Motivationsschub – ganz nach dem Motto: „Mit Kraft in die Zukunft!“. Um die Höhen und Tiefen, die deine manische Depression mit sich brachte, hast du nie einen Hehl gemacht. Offenheit war eine deiner großen Stärken. Wie ein Stehaufmännchen hast du dich selbst motiviert und stets an Besseres geglaubt. Im Juni 1996 hast du sogar für 8750 einen Artikel mit der Überschrift „Hotel zum schwachen Geist – die persönlichen Erlebnisse eines psychisch Kranken“ verfasst. Darin hast du ohne Beschönigungen von den Dingen geschrieben, die dich immer wieder ausgebremst haben: Antriebsschwäche, Einsamkeit, Isolation, Frust, Selbstmordgedanken, Verzweiflung, Mut- und Hoffnungslosigkeit.
Mensch, Lucky: Ganz gleich, was auch am letzten Freitag im November in deiner Wohnung geschehen ist – auf deine letzte große Überraschung hätten wir gerne verzichtet. Noch viel lieber hätten wir dir wieder die Tür geöffnet, wenn du gewillt gewesen wärst, mit einem „Ich bin’s, der Lucky!“ und tausend Ideen im Gepäck die FRIZZsche Redaktion zu erobern.
Postskriptum:
Dein Künstlerkollege Bob Maier hat das 23. Türchen der „Haltestelle Adventskalender“ am Aschaffenburger Mainufer/Perth Inch dir gewidmet. Und Lucky, vergiss nicht, von oben die Geschicke „deiner“ Eintracht im Auge zu behalten!