Pablo Larraín hat es erneut getan. Nach Jackie und Spencer, in denen er sich den innersten Konflikten ikonischer Frauenfiguren widmete, legt der chilenische Regisseur mit Maria den Schlusspunkt seiner Trilogie über Frauen der Weltgeschichte. Diesmal schlüpft Angelina Jolie in die Rolle der legendären Operndiva Maria Callas – eine Performance, die so intensiv ist, dass man glaubt, Callas selbst sei von den Toten auferstanden, um das Publikum ein letztes Mal mit ihrer Stimme in den Bann zu ziehen.
Die Handlung führt mitten ins Paris der 1970er-Jahre, wo Callas, abgeschottet in ihrem luxuriösen, aber trostlosen Apartment, mit ihrem Vermächtnis und den Schatten ihrer Vergangenheit ringt. Hausangestellte wie Bruna und Ferruccio dienen nicht nur als Zeugen ihrer Launenhaftigkeit, sondern auch als stille Komplizen ihrer Einsamkeit. Ihre Gesangsübungen sind ein verzweifelter Versuch, der Zeit zu trotzen und die Magie ihrer Jugend wiederzuerlangen. Rückblenden, in atmosphärischem Schwarzweiß gehalten, entführen die Zuschauer in die glanzvollen Jahre ihrer Karriere, als sie an den renommiertesten Opernhäusern der Welt brillierte und in einer skandalträchtigen Affäre mit Aristoteles Onassis die Boulevardpresse entzückte.
Maria ist kein klassisches Biopic. Larraín inszeniert weniger eine chronologische Erzählung als ein Psychogramm. Seine Kamera, geführt von Edward Lachman, verweilt oft quälend nah an Jolies Gesicht, in dem sich der innere Tumult Callas’ widerspiegelt – von verletzlicher Eleganz bis hin zu stoischer Resignation. Mit einer Mischung aus Farbfilm und körnigem Schwarzweiß evoziert der Film eine fast träumerische Melancholie. Lachmans Einsatz von Vintage-Objektiven verstärkt diese Zeitreise, und der musikalische Klangteppich, den Callas’ originale meisterhaftrestaurierte Opernaufnahmen liefern, machen den Film zu einem Fest für Augen und Ohren. Die Besetzung mit Angelina Jolie mag mutig erscheinen, doch es ist eben gerade der Mut, ein Wagnis einzugehen, der sich auszahlt. Über Monate hinweg bereitete sie sich akribisch vor: von Gesangsunterricht bis hin zur Perfektionierung Callas’ unverkennbarer Haltung. Ihr lippensynchroner Gesang in den Opernszenen verschmilzt mit den echten Aufnahmen Callas’ und schafft eine Illusion, die fast schon unheimlich perfekt ist.
Maria ist nicht nur ein Film über den Ruhm, sondern auch über den bitteren Preis, der oftmals damit einhergeht. Larraín zeichnet Callas als Frau, die ihr Leben dem Publikum geopfert hat und am Ende mit der Frage zurückbleibt: Wer bin ich, wenn niemand mehr zuhört? Er wagt es, die Einsamkeit als zentrale Figur einzubringen und gleichzeitig die schillernde Persona Callas’ als eine tragische Heldin darzustellen, die zwischen Applaus und innerer Leere schwankt.
Mit Maria liefert Pablo Larraín ein Biopic ab, das weniger an Fakten und mehr an Emotionen interessiert ist – ein kunstvolles Drama, das nachhallt wie der letzte Ton einer unvergesslichen Arie …