Steffi Novotna
Im Oktober 2014 packte die heute 29-jährige Aschaffenburgerin Steffi Novotna ihren Rucksack. Das Ziel? Sechs Wochen Kambodscha und Vietnam. Zurück flog sie mit unzähligen Eindrücken und einmaligen Erinnerungen – ihr Herz blieb jedoch in Indochina. Wenig später setzte sie alles auf eine Karte und tauschte komfortables Leben in Deutschland gegen asiatisches Abenteuer, das bis heute andauert.
FRIZZ Das Magazin: Hallo Steffi, wir haben dich 2016 als Inhaberin eines Hostels im vietnamesischen Hoi An kennengelernt. Jetzt erreichen wir dich aber in Indien. Wie kommt’s?
Steffi Novotna: Nach wunderschönen und lehrreichen dreieinhalb Jahren in Vietnam brauchte ich einen Tapetenwechsel. In meinem Fall vom Strand in die Berge! (lacht) Seit einiger Zeit rief mich meine Seele in das heilige Gebirge Indiens, den Himalaya. Und tatsächlich, seitdem ich Anfang des Jahres hier angekommen bin, ist so einiges passiert. Seit letztem Jahr habe ich Kurse in Thailand im Bereich Tantra belegt und bin nun auch zertifizierte Yogalehrerin. Doch Indien hat mich nochmal komplett in neue Tiefen eintauchen lassen, so dass ich die Energien auf unserer Mutter Erde noch besser fühlen und verstehen kann. Es ist so, als ob ich in einer tiefen Verbundenheit mit ihr lebe und nun im Sinne von ihr mein Werk verrichte, um uns an unser Licht zu erinnern, welches bei vielen zwar im Winterschlafmodus ist, wir aber alle in uns tragen.
Sollen wir dich eigentlich lieber mit Sao ansprechen? Den Namen trägst du jetzt, oder?
Oh ja, bitte! Ich mag diesen Namen sehr. Er wurde mir von der vietnamesischen Dorfgemeinde gegeben. Schlichtweg aus dem Grund, weil „Stefanie“ nicht aussprechbar war für die Einheimischen. Ich wurde dann zu „Sao“ umgetauft, was übersetzt „Stern“ heißt. Daraus hat sich dann auch der Name „SoulSao“ entwickelt, unter welchem ich meine Workshops leite und bald auch mit meiner Homepage online gehe.
Wie haben wir uns deinen momentanen Alltag in Indien vorzustellen?
Magisch! Er ist entschleunigt und doch passiert jeden Tag soooo viel! Gerade bin ich in einem kleinen Ort namens Dharamsala, der Dalai Lama wohnt nur einen Steinwurf entfernt von mir. Ich habe ihn letzte Woche sogar besucht in seinem Tempel bei einem öffentlichen Event. Ansonsten stehe ich morgens auf, gehe auf „meinem“ Berg Yoga machen und meditiere oder würdige einfach die atemberaubende Aussicht und Energie der Mutter Natur. Dort, wo ich wohne, gibt es keine Autos und es ist herrlich ruhig. Danach esse ich mein Müsli mit Früchten und laufe runter ins Tal. Die letzten Tage habe ich beispielsweise damit verbracht, meinen Shakti-Awakening-Workshop zu organisieren und zu bewerben. Es bleibt zwischendrin aber immer Zeit für einen Plausch mit netten Seelen bei einem indischen Chai in einem der unzähligen Straßencafés oder dazu, durch die Gassen zu schlendern und sich in den Buden mit schönem Edelsteinschmuck zu verlieren. Die Abende verbringe ich ruhig zu Hause oder gehe zum Kirtan (Singen von spirituellen Liedern, Anm. d. Red.). Erst heute Mittag hatte ich meine erste Sitzung mit einer Schamanin, welche mit Pflanzenmedizin arbeitet und mir neue Erkenntnisse geliefert hat. War ich nervös! Aber die Erfahrung hat sich gelohnt, da ich sie in meine zukünftige Arbeit einfließen lassen kann. Ansonst lese ich viel und nehme mir gerade einfach nur Zeit für mich, was verdammt gut tut. Ich gebe meiner Seele freien Lauf, was mich zu meiner letzten Ausbildung hier geführt hat – zur Leiterin für „Women Circle“.
Ende Juni hast du deinen ersten Shakti-Awakening-Workshop geleitet. Was verbirgt sich hinter der Lehre von Shakti und Shiva?
Durch meine belegten Kurse im Bereich Tantra wuchs in mir der Wunsch, diese heiligen Lehren weiter zu verbreiten, besonders auch zu uns in den Westen zu bringen. Dieses mehrere hunderte Jahre alte, heilige Wissen hat Wurzeln im tibetanischen Buddhismus, Hinduismus und im Tao. Es beruht auf der Erkenntnis, dass unsere Realität auf Dualitäten beruht, so wie hell/dunkel, warm/kalt, männlich/weiblich usw. Shiva gilt hierbei als das männliche, passive Prinzip (der Verstand/Ego) und Shakti als das weibliche, aktive Prinzip (die Energie/Emotionen). In unserer heutigen Zeit ist es von besonderer Wichtigkeit, diese beiden Urkräfte, also Shiva und Shakti, in uns selbst in Einklang zu bringen, damit diese dann auch auf unserer Welt wieder ins Gleichgewicht gebracht werden können. Jeder Mann und jede Frau hat diese beiden Pole in sich. Die letzten Jahre haben wir jedoch in einer patriarchalisch dominierten Welt gelebt, also in einer Zeit, die mehr aus dem Ego der Menschen geboren wurde anstatt aus dem Herzen. In meinem Workshop lernen meine Teilnehmer, sich wieder mehr in ihre Weiblichkeit und Emotionen zu trauen und diese Shakti-Energie voll zu verkörpern.
Was erwartet Teilnehmer genau?
Vorerst biete ich meine Kurse nur für Frauen an. Ich nehme sie mit auf eine Reise, um besser in Kontakt mit ihrer femininen Essenz zu sein, mehr in ihre eigene Kraft zu kommen und mehr über das weiblich-göttliche Bewusstsein zu erfahren. Zudem machen wir verschiedene Übungen, die Atem, Bewegung, Stimme und Meditation beinhalten, um unsere volle Kreativität zu entfalten. Auch werden wir zusammen lernen, unsere eigene Wahrheit und unterdrückte Gefühle auszudrücken. Dies kann für einige eine sehr tiefe Erfahrung sein, da Frauen viel alte Scham und Schuldgefühle mit sich herumtragen. Am Ende ist es eine transformierende und heilende Erfahrung mit Frauen, die alle eine tiefe Verbundenheit teilen und Shiva und Shakti in sich zum Einklang bringen.
Wirst du deinen Workshop demnächst auch in Deutschland anbieten?
Ja, und ich freue mich schon sehr darauf! Im August ist einer in Aschaffenburg geplant, im September einer in Stuttgart. Die darauffolgenden Monate werde ich wieder in Asien unterrichten. Genaueres kann man meiner Facebookseite entnehmen!
Gibt es etwas, auf das du dich bei deinem Besuch in deiner Heimat besonders freust?
Oh, nach so langer Zeit in Asien gibt es einiges, auf das man sich in Deutschland freut: Roggenbrot, Zwetschgenkuchen, Lebkuchen, Himbeeren und banale Sachen wie in einem Supermarkt einzukaufen oder Straßenbahn zu fahren – wobei mich das in großen Städten leicht überwältigt. Ich bin die ruhige Natur gewohnt. Und natürlich freue ich mich auf meine alten Freunde, Familie und meinen Geburtstag im August!
Vielen Dank für deine Eindrücke!