Zwei Begebenheiten haben die Welt von Schlongonges in der jüngeren Vergangenheit nachhaltig verändert: Ein Kurzauftritt bei der Open-Mic-Night im Quincy Schultz und ein Gastauftritt im deutschlandweit gehypten Podcast ProseccoLaune von Daniel Stenger, Chris Nanoo und Marek Bäuerlein.
Seitdem erobert das Ascheberscher Mädsche mit der großen Klappe die Comedybühnen im Sturm und vergrößert täglich ihre Fangemeinde im Netz. Ihr Rezept? Kein Rezept zu haben! Was als „Frei Schnauze“ in der Küche gilt, gilt für sie auch vor Publikum. Ohne Programm, ohne roten Faden, ohne feste Nummern und mit breitem Dialekt stellt sich die grundsympathische Schlongonges vor die Leute und fängt einfach an zu erzählen. Sie? Kann selbst gar nicht glauben, was sie da macht. Das Publikum? Liebt es! Wenn jemand bewusst keinen Plan hat, fühlen wir FRIZZen uns irgendwie angesprochen! Willkommen zu dem Interview des Jahres 2023, bei dem es mit Abstand am meisten zu lachen gab!
FRIZZ Das Magazin: Mal ehrlich, ich habe irgendwie Schiss vor unserem Gespräch. Besser gesagt vor dem, was danach kommt.Weil ich mich natürlich vorbereitet und mehrere Clips von dir gesehen habe. Und wenn du jetzt nur annähernd so mit mir sprichst, wie du auf der Bühne erzählst, kann ich mir die nächste Woche komplett nichts anderes vornehmen, als das Interview abzutippen …
Schlongonges: Ich weiß jetzt ehrlich gesagt gar nicht, was ich sagen könnte, um dir die Angst zu nehmen. Ich kann sie dir nämlich nicht nehmen! (lacht) Genau das, was du da gesehen hast, ist auch das, was du jetzt bekommst. Alle denken immer, Schlongonges ist eine Kunstfigur und stellen dann recht schnell fest, dass ich auf und neben der Bühne haargenau derselbe Mensch bin.
Ich habe auch nach meinen ersten fünf Shows immer gesagt: „Das war jetzt aber das letzte Mal!“
Seit wann stehst du denn auf der Bühne?
Am 1.11.2018 war der erste Auftritt in meinem ganzen Leben, Schuld waren zwei meiner besten Freunde, Stefan Thomalla und Christian Schuler. Die haben auch die Open-Mic-Night im Quincy Schultz organisiert. Irgendwann haben die mich gefragt, ob ich nicht auch einfach mal dort auf die Bühne will. Ich hab zwar erst mal „Nö“ gesagt, aber mit umgedrehter Psychologie und dem Spruch, „Naja, du würdest das eh nicht hinbekommen“, haben sie mich dann doch gekriegt. Ich habe dann nämlich aus Versehen doch zugesagt. (lacht) Vor dem Auftritt war ich natürlich völlig fix und fertig, denn ich habe mich natürlich null Komma null vorbereitet. Mache ich übrigens bis heute nicht. Ich bin einfach auf die Bühne und habe genau das erzählt, was ich auch früher meinen Gästen in der Gastro erzählt habe. So hat das angefangen. Ich habe auch nach meinen ersten fünf Shows immer wieder gesagt: „Das war jetzt aber das letzte Mal!“ (lacht)
Du thematisierst das ja auch auf der Bühne, dass du dich da eigentlich gar nicht so wohl fühlst.
Ich habe halt nichts Thematisches, an dem ich mich festhalten kann. Denn ich weiß ja selbst nicht, was ich gleich machen werde.
Du willst uns also ernsthaft erzählen, dass du überhaupt kein geschriebenes Programm, keine einzelnen Nummern oder einen roten Faden hast?
Doch, genauso ist es. Viele von den Geschichten habe ich logischerweise schon mal ein paar Freunden oder der Familie erzählt. Aber ich habe nie einen Plan so in der Art: „Damit fange ich an, dann erzähle ich das und damit höre ich auf.“ Ich schaue einfach, was passiert im Laufe des Monologes. Und das macht mich selbst immer unfassbar nervös und ich frage mich sehr oft: „Warum mache ich das überhaupt“? Aber es ist halt einfach so, dass mein Lieblingsgeräusch ist, wenn Menschen lachen. Das höre ich einfach am Allerliebsten. Und wenn die Leute über meine Geschichten lachen, dann fühle ich mich gut. Ich weiß auch nicht, was ich damit kompensiere (lacht).
Aber es ist halt einfach so, dass mein Lieblingsgeräusch ist, wenn Menschen lachen. Das höre ich einfach am Allerliebsten.
Dir ist aber schon klar, dass einige andere Comedians und Humorarbeiter, die teilweise sehr lange und hart an ihren Pointen, Gags und Nummern arbeiten, vor Neid erblassen werden?
Was soll ich denn machen? Ich bin ja inzwischen schon recht gut in der Frankfurter Comedyszene vernetzt und sage auch allen, dass ich das immer spontan mache. Was teilweise auch dazu führt, dass ich mir einen Wecker auf die Bühne stelle, damit ich mit meinem Gerede nicht ständig heillos überziehe. Neulich sollte ich für drei bis vier Minuten auf die Bühne, aber mich selbst vorzustellen, dauert ja schon deutlich länger. Ich durfte dann also dreizehn Minuten erzählen. Das war dann fast ok. (lacht)
Wie lange würdest du denn spielen, wenn man dich komplett lassen würde?
Keine Ahnung! In der Regel mache ich ja immer kürzere Slots bei Mixshows. Neulich sollte ich im Casino Filmtheater auftreten und habe am Auftrittstag morgens mal nachgelesen, wie lange ich eigentlich spielen soll. Da stand dann, dass so zwei Mal 30 Minuten geplant sind. Da habe ich zwar erst, „Ach du scheiße!“ gedacht, aber das bekomme ich dann trotzdem auch irgendwie hin.
Bereitest du dich überhaupt irgendwie auf deine Auftritte vor?
Hmm, wie soll ich das beschreiben? Ich hatte 2021 mal mehrere Shows direkt hintereinander und da habe ich schon versucht, irgendwie ein bisschen Struktur reinzubringen. Ob das jetzt besser gelaufen ist dadurch, weiß ich selbst gar nicht so wirklich. Auf den Auftritt im Hofgarten beim Tetra-Pack wollte ich mich eigentlich auch irgendwie vorbereiten, aber dann haben die vom Hofgarten gesagt: „Nee, nee, wir wollen dich genauso, wie du bist!“ (lacht) Das erklärts vielleicht am besten.
Jetzt musst du uns natürlich mal erzählen, was zur Hölle Schlongonges bedeutet.
Ähm, tja, oh Gott, das erkläre ich auf der Bühne ja auch, obwohl es eigentlich hochgradig peinlich ist. Meine beste Freundin hat mir mal erzählt, dass ihre Eltern immer gesagt haben, sie soll „ihr’n ganze Schlembembes und Schlongonges wegräumen.“ Und als ich die Wörter das erste Mal gehört habe, haben die mir auf Anhieb so gut gefallen, dass das unsere Kosenamen wurden. Sie ist für mich seitdem nur die Schlembembes, ich für sie Schlongonges. Als es dann beim ersten Auftritt die Frage aufkam, wie man mich ankündigen soll, war die Entscheidung für Schlongonges relativ schnell gefallen. Peinlich war ein wenig, als mir mal erzählt wurde, was Schlong auf Englisch bedeutet. Hab’s dann mal gegoogelt und war ein bisschen erschrocken. (lacht) Aber hey, mein Umfeld und mein Arbeitgeber stehen bezüglich meiner Comedy komplett hinter mir, meine Kunden feiern es und von daher lasse ich den Namen auch so!

© Anne Volk
Lisa-Marie Fritz a.k.a. Schlongonges
Ist dir deine Präsenz in den sozialen Medien so wichtig, dass du inzwischen gezielt Content produziert, oder versteht deinen Dialekt ausserhalb des Landkreises sowieso keiner?
(Lacht laut) Also ich dachte das auch immer, dass man mich außerhalb des Landkreises nicht versteht. Aber spätestens nachdem ich bei den Jungs von ProseccoLaune im Podcast war, habe ich viele Follower von überall her dazubekommen, von der Schweiz bis in den hohen Norden. Und ich habe die auch mal gefragt, ob sie mich überhaupt verstehen. Das funktioniert anscheinend dann doch ganz gut. Aber ich mach das ja alles, inklusive Social Media, ja nicht wirklich, um bekannt zu werden. Ich glaube, ich könnte nicht gut damit umgehen, überall erkannt zu werden. Und dennoch trete ich auf und zeige mich im Internet. Total schizophren, ich weiß. Ich liebe diese kleinen Bühnen und möchte Leute zum Lachen bringen, denn wir sollten alle mehr lachen. Und Instagram mache ich gerne, denn der Austausch mit den Leuten dort ist wirklich schön. Die mögen es, wenn ich was Neues poste und akzeptieren aber auch, wenn es mal ein bisschen ruhiger auf meinem Profil ist. TikTok im Übrigen ist mir scheißegal! (lacht)
Ich liebe diese kleinen Bühnen und möchte Leute zum Lachen bringen, denn wir sollten alle mehr lachen.
Ein schönes Zitat von dir auf der Bühne: „Ich ergebe keinen Sinn“ …
(Lacht sich kaputt) Ja! Ich widerspreche mir selbst die ganze Zeit. Ich stelle am Anfang des Satzes eine These auf und behaupte dann den Rest des Satzes einfach das komplette Gegenteil. Oder wie ein Kollege einmal so schön gesagt hat, ich sei die Summe aus verschiedensten Problemen. Ich finde, das trifft’s ganz gut! Und ich mache alles immer so umständlich. Was ich in 18 Sätzen sage, kann man auch in einem sagen. Eine lebende Themaverfehlung. (lacht immer noch)
Wann sieht man dich denn demnächst mal wieder live?
Ja, äh, warte … Ach Mist. Scheiße … (lacht)
Ich weiß, es klingt total crazy, aber wäre es nicht eine Idee, deine Livetermine vielleicht auch mal irgendwo zu veröffentlichen?
Ja … (lacht sich wieder kaputt) Also, lass mich gerade mal schauen … (kramt und kramt) Also, im November bin ich noch in Dietzenbach und im Dezember auch nochmal irgendwo.
Super, das schreiben wir genau so auf!
Wenn es irgendjemand interessiert, ich schreibe das immer so ’ne Woche vorher mal bei Insta rein. Einfach ab und zu vorbeischauen. Aber ich verspreche, dass ich mich da bessere. Ab kommendem Jahr habe ich vielleicht jemanden an meiner Seite, der mich da unterstützt! (lacht)
Dann freuen wir uns auf die kommenden Termine und wünschen dir weiterhin alles Gute und maximalen Erfolg. Bleib einfach so, wie du bist!