Machen wir uns nix vor: Jeder Fußballfan hierzulande kennt Arnd Zeigler. Ob in seiner eigenen Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“, seinen Radio-Kolumnen der ARD-Sender oder als Sidekick im „Sportschau-Club“ – Zeigler liebt die Kuriositäten dieses Sports, blickt gerne hinter die Kulissen und vermittelt auf beste Weise, dass es am Ende des Tages doch nur ein Spiel ist. Aktuell ist er auf Live-Tournee und kommt auch nach Aschaffenburg. Wir haben bereits vorab mit ihm gequatscht …
FRIZZ Das Magazin: Fußball steht wie keine zweite Sportart für eine absolute Kompromisslosigkeit, wenn es um die Beziehung von eingefleischten Fans zu anderen Vereinen geht. Sie sind bekennender Fan des SV Werder Bremen und zeitgleich als Experte für das runde Leder allerorten anerkannt. Kurzum: Auf Arnd Zeigler können sich Fans der verschiedensten Vereine einigen. Wie haben Sie das hinbekommen?
Arnd Zeigler: Ich glaube, dass ich schon eine eher seltene Sonderrolle einnehme. Ich mache ja keine sachliche, distanzierte Berichterstattung, sondern sitze ausdrücklich als bekennender Fan in dieser Sendung. Wenn ich da auf neutral und journalistisch-seriös machen würde, würde mir das ohnehin keiner abnehmen. Ich stelle auch bei den Live-Auftritten fest, dass sich in diesem Rahmen selbst die Fans stark rivalisierender Vereine gut vertragen. Das hatte ich anfangs nicht unbedingt erwartet, aber ich freue mich sehr darüber.
Wann und wie kamen Sie auf die Idee, dass Sie die schönste Nebensache der Welt zu ihrem beruflichen Lebensinhalt machen?
Letztlich eine Kombination aller Leidenschaften, die ich als Kind und Jugendlicher entwickelt habe. Ich hatte schon immer eine Faszination für das Radio und war Fußballfan. Dann bin ich zum Radio gekommen. Dort fehlte an einem Samstag ein Moderator für eine Sportsendung, also haben sie mich ausprobiert. Ich habe eigentlich nie etwas anderes machen wollen, abgesehen von den üblichen zwei Jahren Lokführer, als ich etwa vier war. Ich lebe meinen Traumberuf, das strahle ich wahrscheinlich dabei auch aus, und das kommt den Sendungen und den Auftritten zugute. Ich mag andersrum auch die Reporter am liebsten, denen man ihren Enthusiasmus und ihre Freude am Fußball anmerkt. Und ich glaube und hoffe, dass das bei mir ähnlich rüberkommt.
Im Bereich des deutschen Profifußballs verfügt wohl niemand über ein so großes Archiv an Anekdoten, Sprüchen, skurrilen Begebenheiten und schrägen Szenen wie Sie und ihr Team. Gibt es in diesem Sammelsurium trotzdem Ihr persönliches Lieblingsstück aus dem Giftschrank?
Nein, das sind einfach viel zu viele. Ich sammle den ganzen Kram für meine Radiobeiträge seit 1992. Das sind unzählige VHS-Cassetten, Audiocassetten, DAT-Cassetten und seit 20 Jahren gigantische Ordner auf mehreren Festplatten. Und zu alledem kommt der unnütze Kram dazu, den man als Fan eh im Kopf hat und an den man sich manchmal sehr überraschend erinnert, wenn es drauf ankommt.
Ihre Interviews mit Jürgen Klopp sind Kult. Wer vermisst das Aufeinandertreffen mehr?
Ich fürchte, das bin ich. Er kommt in Liverpool ja doch halbwegs ohne mich klar. Aber ich freue mich über den Weg, den er genommen hat. Und ich schaffe es ja auch irgendwie ohne ihn.
Verraten Sie uns, was Sie am Fußball am meisten lieben und warum?
Das würde den Rahmen sprengen, aber ich versuche es trotzdem mal: Ich mag an Fußball, dass man sein Leben lang Hoffnungen, Träume und Wünsche hat, die man mit Gleichgesinnten teilen kann. Fußball ist überall da, wo er gerade passiert, der Mittelpunkt der Welt. Jeder Kreisligist hat seine eigenen Helden und Fans. Und jede Saison lässt alles immer wieder von neuem beginnen, wie in der Evolution. Fußballleidenschaft ist unerschöpflich und man weiß nie, was passieren wird.
Dann verraten Sie uns bitte auch, was Sie am Fußball am meisten hassen und warum das so ist.
Am meisten hasse ich es, nach einer Niederlage meines Vereins eine Sendung machen zu müssen. Da bin ich wie jeder Fan anderswo auch. Sonst kann ich hier nichts Exotisches antworten: Kommerzialisierung, zerstückelte Spieltage, die aktuelle Auslegung der Handspielregel, Weltmeisterschaften in Katar und Europameisterschaften in ganz Europa. Spieler, die ihr Wappen küssen. Langweilige Spielverläufe durch zu große Unterschiede der finanziellen Voraussetzungen von Vereinen, die dennoch in einer Liga Konkurrenten sind. Spieler, Funktionäre und Fans, die sich zu wichtig nehmen. Rassismus und Hass auf den Tribünen. Fußballer, denen ihr Verein komplett egal ist. Ich könnte endlos weiterreden.
Nach vielen Jahren im TV gehen Sie nun auf Tour. Für viele Fußballfans geht mit „Dahin, wo es wehtut“ ein Traum in Erfüllung. Wo tut es denn am meisten weh?
Das Tolle: Obwohl Fußball oft wehtut, macht er trotzdem immer auch irgendwie Freude und Spaß, warum auch immer. Fußballfan kann man nur sein, wenn man das eine oder andere Mal auch schon Schmerz erfahren hat. Der Schmerz ist immer der Preis für reiche Belohnungen, die man als Fan an schönen Tagen erfährt. Was die Tour angeht, so macht die einfach nur riesigen Spaß. Da tut gar nichts weh. Wobei es manche Programmpunkte gibt, die den Zuschauern schon wehtun könnten, aber da will ich nicht zu viel vorwegnehmen.
Auf einer Live-Bühne gibt es keinen Schnitt, keinen zweiten oder dritten Versuch und keine Möglichkeit der Nachbearbeitung. Ist das für Sie als Fernsehmensch eine große Herausforderung?
Das dachte ich vorher, aber es ist genau umgekehrt: Es ist wunderbar, dass ich vor dem Auftritt nie weiß, wie das Publikum drauf ist, wer mir da gegenüber sitzt und was alles passiert. Es ist ein extremer Kontrast zu der Fernsehsendung, wo ich ja ganz alleine im Raum bin und keine Reaktionen erhalte. Nach der Fernsehsendung gehe ich oft ins Bett und weiß nicht so genau, wie es war. Auf der Bühne erfährt man das sofort und unmittelbar, und bis jetzt waren eigentlich überall immer alle sehr zufrieden und beseelt, als sie nach Hause gingen. Ich mag es auch sehr, nach dem Ende noch auf ein Bier im Foyer zu stehen und ein bisschen mit den Leuten zu quatschen.
Was kann Aschaffenburg tun, damit Ihre Show bei uns die beste der gesamten Tour wird?
Der Saal könnte bitte ausverkauft sein und die Menschen im Publikum enthemmt und freudig erregt. Ich werde alles dafür tun.
Unsere Lieblingsfrage, die wir jedem Interviewpartner stellen: Was ist das Allerletzte, das Sie tun, bevor Sie auf die Bühne gehen?
Ich klatsche mich mit meinem Tourleiter Marko ab, der guten Seele dieser Tour. Und wir lauschen gemeinsam, wie die Zuschauer beim Vorspann auf zwei bestimmte Szenen reagieren, die meistens für die ersten Lacher sorgen. Wenn das Publikum da schon aus sich herausgeht, ist der Abend praktisch von Minute eins an gelaufen. Dann klatschen wir uns nochmal ab und ich gehe raus.