Egal, ob Singles neue Partnerschaften suchen, oder Menschen ihren Freundeskreis mit Gleichgesinnten erweitern möchten – viele sehnen sich dabei nach dem „echten Leben“ und einem Gegenentwurf zur schnell weggesnackten Dating-App. Die Aschaffenburger Gründerin Anneliese Blessinger hat dies erkannt und daraus ein erfolgreiches Start-up gemacht: Mit ihrer „Herzgesellschaft“ bringt sie seit April 2024 mittels individuell gestalteten Events und Aktionen Frauen und Männer zusammen, die Lust auf neue Bekanntschaften haben. In den Kategorien „Single Events“ und „Friends Events“ finden die Interessierten eine große Palette an In- und Outdoor-Veranstaltungen mit verschiedenen Schwerpunkten von Entertainment über Kulinarik bis Sport, die alle mit regionalen Partnern der Herzgesellschaft zum Kennenlernen einladen. Und auch für Paare hat sich die kreative Gründerin etwas tolles einfallen lassen. Denn mit ihren „Couple Events“ werden bestehende Beziehungen gestärkt und der Bekanntenkreis erweitert.
Klingt nach viel Herzblut und einer tollen Idee. Spoiler: Ist es auch! Und trotzdem war es FRIZZ Das Magazin ein echtes Anliegen, mit Anneliese über ihre Herzgesellschaft zu sprechen.
FRIZZ Das Magazin: Ein Jahr Herzgesellschaft! Vorab darf man ja nicht gratulieren, aber ein Lob gebe ich dir gerne! Ich finde den Namen toll, auch wenn wahrscheinlich einige zuerst mal an irgendwas Medizinisches denken …
Anneliese Blessinger: Ja, ich habe schon ein paar Mal gehört, dass das auch zu einer kardiologischen Praxis passen würde, wo man hingeht, wenn man im wahrsten Sinne des Wortes Herzschmerz hat (lacht). Aber genau das ist es ja nicht! Die Herzgesellschaft vereint das Herz, also die Liebe, sowie die gesellschaftliche Komponente. Ich will einfach, dass Menschen sich kennenlernen können. Und das mit unterschiedlichen Zielabsichten.

© Kristina Litvjak; unsplash.com
Herzgesellschaft
Ganz klassisch: Wie bist du auf die Idee zu deinem Start-Up gekommen?
Das vereint unterschiedliche Komponenten meines Lebens. Zum einen bin ich selbst unternehmungslustig und habe gemerkt, dass auch im eigenen Freundeskreis bei gemeinsamen Treffen die Vielfalt ein bisschen abhandengekommen ist. Man geht essen und danach vielleicht noch in eine Bar oder in einen Club. Dazu kam noch, dass auch einige ganz tolle Herzensmenschen aus meinem Umkreis immer noch Single sind, aber partout keine Lust auf diese Dating-apps haben. Und dann kommt noch der gesellschaftliche Aspekt dazu, dass die offene Kommunikation durch Handys und Apps immer mehr abnimmt. Wenn man schon mal draußen unterwegs ist, bleibt man doch in seinem Freundeskreis kleben. Wann bist du das letzte Mal in einer Bar aufgestanden und hast andere Leute angesprochen, unabhängig vom Hintergedanken?
Öhm, naja. Wenn ich andere Leute sehe, die ich kenne, dann gehe ich da schon mal hin. Wenn ich andere Leute noch nicht kenne, dann…
… gar nicht, stimmts?
Ich fürchte du hast recht.
Siehst du, und schon kannst du gar nicht herausfinden, ob der andere genau so gerne Kaffee trinkt wie du, genauso kreativ ist oder es andere Gemeinsamkeiten gibt. In der Schule oder im Studium fällt es uns noch relativ leicht, andere Menschen zu finden, die ähnlich ticken. Aber irgendwann ist das sehr schwer, wenn nicht sogar vorbei. Übrigens auch, weil zum Beispiel das Vereinsleben immer mehr in den Hintergrund rückt. Ich möchte einfach Personen, egal ob sie einen Partner oder nur Freunde suchen, durch besondere und manchmal auch außergewöhnliche Erlebnisse und Events zusammenbringen. Darüber hinaus kreiere ich auch spezielle Events, um bestehende Partnerschaften zu stärken. Was alle Events vereint: Ich suche mir für alle meine Angebote regionale Partner, weil ich dadurch natürlich auch die Region und andere Dienstleister stärken will. Quasi eine Win-Win-Situation.
Wie viele Events machst du im Monat?
So drei bis vier Stück im Durchschnitt.
Du bietest ja ein sehr breites Feld an Events an, von sehr außergewöhnlichen Sachen wie Trainingseinheiten beim TVG, Golf-Partys und interaktiven Gameshows bis hin zu eher klassischen Sachen wie Speeddating, Fotoshootings oder Kochkursen. Wie findest du deine Kooperationspartner, wenn du eine Idee umsetzen möchtest?
Ich habe einfach Kontakt aufgenommen und denen von meinen Ideen erzählt – und die waren alle durchweg begeistert. So ist im Endeffekt auch das Business gewachsen und ins Rollen gekommen. Bevor ich überhaupt mit Website und Marketing in die Planung gegangen bin, war mir wichtig zu wissen, dass ich meine Ideen und Konzepte überhaupt umsetzen kann und eben meine Partner mit im Boot habe. Aber wie gesagt, dass lief vom Start weg super und ich konnte mich dann nicht nur auf die Kreation der Eventinhalte konzentrieren, sondern auch alles andere, was für ein Start-Up wichtig ist, mit ruhigem Gewissen angehen.
Welche Aspekte sind dir bei der kreativen Ausgestaltung deiner Angebote besonders wichtig?
Der allerwichtigste Aspekt ist tatsächlich der gesellschaftliche Mehrwert, sprich, dass die Teilnehmer sich im wahrsten Sinne des Wortes unterhalten können und ins Gespräch finden. Daher findest du keine Clubabende mit lauter Musik in meinen Angeboten. Und dann denke ich einfach in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kategorien, in denen man sich gut kennenlernen kann: Entertainment, Sport, Kulinarik und Kreativität.

© Kelly Sikkema; unsplash.com
Herzgesellschaft
Triffst du bei deinen Events, beispielsweise bei den Single-Angeboten, eine Vorauswahl der Teilnehmer, so dass die Chancen auf ein „Match“ sich erhöhen?
Nein, es ist immer die pure Überraschung für alle Beteiligten. Aber die Art der Angebote regelt das schon ein Stück weit. Wer sich als Single bei einem Kochevent anmeldet, weil ihn das interessiert, kann ja schon davon ausgehen dort auf Gleichgesinnte zu treffen. Und so ist das bei den anderen Eventarten ja auch und das funktioniert immer wunderbar.
Wie ist deine Rolle bei den Events vor Ort? Bist du bei all deinen Veranstaltungen selbst dabei?
Ja, immer! Ich übernehme so ein bisschen die Führung und Moderation, sorge also dafür, dass sich die Leute direkt vom Start weg schon kennenlernen und austauschen können. Gerade bei den Events mit Aktivitäten wie Golf, Handballtraining oder Alpaka-Wanderungen zum Beispiel ist ein reibungsloser Wechsel auch ganz wichtig, es sollen sich ja alle wohlfühlen und die gleichen Chancen haben. Im Prinzip bin ich dafür da, dass ein Flow und eine Eigendynamik entstehen.
Und wie viele Leute hast du schon bei deinen Events zusammengebracht?
Das waren schon einige Hundert, die jetzt im ersten Jahr bei meinen Events, in allen drei Kategorien, teilgenommen haben. Und es haben sich über die Single-Events auch schon Pärchen gefunden, die nun ihr Leben mit einem festen Partner an der Seite führen können.
Aus welcher Altersgruppe hast du die größte Resonanz, beziehungsweise die meisten Teilnehmer? Ich habe da ja so eine Vermutung …
Prinzipiell muss ich sagen, dass ich bei der Kreation meiner Events natürlich versuche, möglichst allen Altersgruppen gerecht zu werden. Aber die Erfahrung aus den zurückliegenden Monaten zeigt ziemlich deutlich, dass die meisten Menschen zwischen 25 und 40 Jahre alt sind, die sich bei mir anmelden.
Echt? OK, das hätte ich jetzt wirklich komplett anders, nämlich ein bisschen älter, eingeschätzt.
Es gibt auch Ü40 viele Anmeldungen, aber das sind überwiegend Frauen. Ich weiß wirklich nicht, was mit den Männern über 40 in Aschaffenburg los ist (lacht). Da haben wir noch viele Plätze zu besetzen.
Ist das ein offizieller Aufruf?
Ja! Männer über 40, noch habe ich euch nicht gefunden, wo seid ihr? (lacht)
FRIZZ Das Magazin bedankt sich für das herzliche Gespräch mit der Gründerin.