Ein bemerkenswertes Zeugnis der reichen jüdischen Kultur und Geschichte, die sich über Jahrhunderte in Mitteleuropa erstreckte – das ist die Ausstellung „Haus der Ewigkeit: Jüdische Friedhöfe im mitteleuropäischen Kulturraum“. Neben Synagogen und Mikwaot sind jüdische Friedhöfe unverzichtbare Einrichtungen, die das Leben und die Bestattungstraditionen der jüdischen Gemeinden widerspiegeln. Sie unterscheiden sich maßgeblich von christlichen Begräbnisstätten und erzählen die Geschichten der Beigesetzten.
Das Projekt zur Dokumentation dieser Friedhöfe erstreckt sich über Deutschland, Polen, die Ukraine und die Tschechische Republik. In diesen Ländern haben die Fotografen Marcel-Th. Jacobs und Klaus Jacobs mehr als 70 jüdische Friedhöfe besucht und in eindrucksvollen analogen Schwarzweißfotografien festgehalten. Dieses Projekt ist nicht nur eine fotografische Dokumentation, sondern auch eine Reise durch die Zeit und die Geschichte der jüdischen Gemeinden, die einst in diesen Regionen existierten. Die Ausstellung „Haus der Ewigkeit“ bietet den Besuchern die Gelegenheit, einen Blick auf die einzigartigen Details der jüdischen Friedhöfe zu werfen. Die Schwarzweißfotografien erfassen die Friedhofsarchitektur, die Grabsteine und die symbolische Bedeutung hinter den Gräbern auf ästhetische Weise. Insgesamt 48 Bilder aus den vier genannten Ländern spiegeln die reiche Vielfalt der Friedhöfe und ihre kulturelle Bedeutung wider.
Die Ausstellung legt einen besonderen Fokus auf die Ukraine, um die Aufmerksamkeit auf dieses Land zu lenken und die jüdische Geschichte und Kultur der Region zu beleuchten. In den Fotografien werden die unterschiedlichen Friedhofstraditionen, die soziale Bedeutung der Grabsteine und die vielfältigen Lebensgeschichten der dort Bestatteten sichtbar. Kurze Steckbriefe illustrieren exemplarisch die Biografien der Verstorbenen. Die Dokumentation und Ausstellung dieser jüdischen Friedhöfe sind nicht nur ein bewegendes Zeugnis der Vergangenheit, sondern auch eine wichtige Botschaft für die Zukunft. Die Friedhöfe erinnern daran, wie reich und divers das jüdische Leben in Mitteleuropa einst war. Sie sind stille Zeugen einer Vergangenheit, die nicht vergessen werden sollte.

© Marcel-Th. Jacobs
Neuer Jüdischer Friedhof Warschau
Die Vernissage findet im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 9. November statt, einem historisch bedeutsamen Tag, der an die Reichspogromnacht von 1938 erinnert. Dies verleiht der Ausstellung eine zusätzliche Dimension und unterstreicht die Bedeutung der Erinnerung an die jüdische Geschichte. Die Eröffnung der Ausstellung wird von Dr. Markus Winkler, einem renommierten Experten für osteuropäische Geschichte und jüdische Geschichte, begleitet. Er spricht über das Projekt „House of Memory“ und das ukrainisch-deutsche Projekt in Zeiten des Krieges, das sich mit den Themen Antisemitismus und Totalitarismus befasst. Musikalisch untermalt wird die Eröffnung von der talentierten ukrainischen Songwriterin Bloshka. Mit ihren Liedern, die von persönlichen Erfahrungen und Gefühlen handeln, verleiht sie dem Ganzen eine berührende Note. Eine Exposition, die Einblick in die jüdische Sepulkralkultur gewährt. Nicht zuletzt eine Rückschau, die die Tragweite der Auslöschung jüdischen Lebens auf eindringliche Weise verbildlicht.