Sein eigener Podcast „Studio Stenger“, ein Eldorado für Musiknerds jeglicher Couleur, war zugleich der Beginn eines ganz anderen Formats. Er lud nämlich für eine Folge FRIZZ-Musikredakteur Steffen Reus (zugleich Autor dieser Zeilen) in sein Studio ein, und siehe da: Sie schoben sich an dem Abend der Aufnahme bei Bier, Äppler und Zigaretten gegenseitig gleich mehrere 90er-Kassetten ins Ohr, viel zu viel für nur eine gerade mal 90-minütige Folge.
Schnell war klar: Da geht noch mehr. Die Idee: Da sind zwei Typen, die sich mögen, sich aber noch kennenlernen müssen. Könnte klappen, aber ziellos vor sich hin quatschen ist nicht gerade ein bahnbrechendes Konzept. Außerdem wäre ein interaktives Element ganz cool, und etwas Überraschendes soll auch dabei sein. So kam ein Kaugummiautomat aus den Achtzigern ins Spiel, der Steffens Frau schon bei einem Kunstprojekt gute Dienste geleistet hatte. Damals konnte man sich für 50 Cent ein Partyorakel ziehen, auf den Zetteln in den kleinen Plastikkugeln stand dann, wie der Abend wohl werden würde. Jetzt befinden sich in den Kugeln die verschiedensten Fragen, die Daniel und Steffen noch nicht kennen, aber so gut wie möglich beantworten müssen. Und der Automat wartet darauf, gefüttert zu werden – mit 50-Cent-Stücken.
Die erste Episode des folgerichtig „Fuffzisch Cent.“ getauften Podcasts von dem einen, der Musik macht, und dem anderen, der über Musik schreibt, feiert jetzt Premiere. Zeit für ein kurzes Gespräch zwischen Mikros, Kopfhörern und einem Fender Rhodes.
FRIZZ Das Magazin: Daniel, du bist ja quasi das Schweizer Messer des Sounds, du bist DJ, Musiker und Produzent. Was macht dir gerade am meisten Spaß?
Daniel: Ich mache all diese Sachen sehr gerne. Aber aktuell klimper’ ich am liebsten auf meinem Rhodes-Piano. Ich mache ja eigentlich alles mit dem Computer, der mir bei Verspielern aus der Patsche hilft. Aber ein richtiges Instrument wie das Rhodes verzeiht einem gar nichts und muss tight eingespielt werden. Trotz der digitalen Möglichkeiten macht mir „Back to Basics“ momentan am meisten Spaß.
Du warst vor Kurzem in New York, unter anderem, um in den legendären Plattenläden nach Schätzen auf Vinyl zu diggen. Wie hast du die Atmosphäre dort empfunden?
Ich war selten so konzentriert und fokussiert wie an diesem Tag und ich habe es in vollen Zügen genossen. Es gab so etwas wie eine stille Übereinkunft, wie man sich im Record Store verhält und bewegt. Es hatte den Vibe einer Bücherei. Gesprochen wurde, wenn überhaupt, nur sehr gedämpft. Jeder war in seinem eigenen Tunnel auf der Suche nach DER Scheibe und hat in den Plattenkisten gewühlt. Man selbst hat diese Atmosphäre geschaffen.
War die Jagd erfolgreich? Bekommen wir vielleicht sogar bald ein Resultat zu hören?
Insgesamt sind mir sieben oder acht Platten aus den Bereichen Jazz, Funk und Soul ins Netz gegangen. Schon beim Durchhören in New York gab es zwei bis drei Samples, wo ich schon ganz konkrete Vorstellungen habe, was ich daraus produzieren will. Nur mein Plattenspieler zickt gerade rum und ich kann das Material nicht gescheit recorden. Entweder ist die Nadel im Eimer oder es muss mal jemand kommen und mir den Tonarm wieder richtig einstellen. Bitte nur ernst gemeinte Zuschriften.
Zuletzt blieb dir nur wenig Zeit, um Musik zu machen – du bist als Produzent und Sidekick von erfolgreichen Podcasts wie „Proseccolaune“ oder „Kau & Schluck“ tätig und hast außerdem noch deinen eigenen Podcast „Studio Stenger“ am Start. Dazu hast du auch noch Jan Wehns beeindruckenden Podcast „Summer of ’99“ abgemischt, der sich mit dem ersten Deutschrap-Hype befasst. Ganz schön viel los gerade, oder?
„Gerade viel los“ ist bei mir ein permanenter Zustand. Aber ich fühl’ mich wohl damit und man bleibt in Bewegung.
Jetzt startet auch noch unser gemeinsamer Podcast „Fuffzisch Cent.“. Was ist für dich das Besondere daran?
Viele Podcasts, bei denen ich vor oder hinter den Kulissen mitwirke, drehen sich um ein bestimmtes Thema wie Gastro oder Musik. „Fuffzisch Cent.“ wird der wahrscheinlich persönlichste Podcast. Thematisch total Freestyle gehalten, geht es um die eigene Meinung und Haltung. Da man die Fragen nicht kennt, wird es gerade doppelt so spannend, weil man sich um so viele Dinge im Leben überhaupt keinen Kopf macht und schnell eine Antwort abliefern muss. Das kann lustig, peinlich oder auch sehr deep werden.
Hörst du privat auch noch andere Podcasts?
Das ist mir sehr peinlich, aber ich höre von Berufs wegen eigentlich nur die Podcasts, die ich zum Produzieren oder Abmischen auf dem Tisch habe, und selbst da achte ich oft nur auf den technischen Aspekt. Eigentlich bin ich ganz froh, wenn mal keiner spricht. Egal ob die Stimme aus dem Lautsprecher kommt oder jemand was direkt neben mir sagt.
Wen würdest du gerne in einen deiner Podcasts einladen?
Ich glaube, ich würde mich gerne mal mit so einem Urgestein wie Gottschalk, Jauch oder Elstner unterhalten. Nicht unbedingt wegen der Person selbst. Mich interessiert eher die handwerkliche Seite, eine Sendung inhaltlich und unterhaltsam zu leiten, zu gestalten und am Laufen zu halten.
Du hast in deinem Studio eine YouTube-Ecke eingerichtet. Was hast du damit vor?
Ich möchte die nächste Tür aufmachen und Podcasts auch visuell festhalten. Auf dieser Ebene lässt sich optisch noch einiges bewerkstelligen. Und wenn man schon mal so ein kleines Set am Start hat, verhält es sich wie beim Experimentierbaukasten, den man früher zu Weihnachten bekommen hat: Irgendwann fängt man an, damit Quatsch zu machen und „Bomben“ zu bauen. Zudem bietet sich die Ecke auch super als reine Podcast-Area an.
Was wünschst du dir zum Start von „Fuffzisch Cent.“?
Dass du 50-Cent-Münzen mitbringst für den Kaugummikasten. Danke!
Wir sehen uns im Studio!
Ihr habt Fragen, die ihr Daniel und Steffen stellen wollt? Banales, Tiefgründiges, Abwegiges?
Her damit: E-Mail: fuffzischcentpodcast@gmail.com
„Fuffzisch Cent.“ könnt ihr hören auf iTunes, Spotify und überall, wo es Podcasts gibt.
Zum Beispiel hier: https://soundcloud.com/fuffzischcent