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Sarina Baloch hat etwas gewagt, was sich viele nie zutrauen würden: Mit 49 Jahren an der Technischen Hochschule für internationales Immobilienmanagement einschreiben und noch mal die Schulbank drücken. Recht hat sie. Denn man ist nie zu alt, um zu studieren. So zeigt die Erfolgsgeschichte von Sarina, dass es nur auf den Willen und den Ehrgeiz ankommt – und man erreicht letztendlich auch das, was man will.
Der Werdegang dieser Frau beginnt wie bei den meisten: Erst wurde das Abitur gemacht und anschließend studiert. In Sarinas Fall waren das Geschichte, Archäologie und Volkskunde. Das Studium musste sie allerdings aus privaten Gründen abbrechen. Mit 27 Jahren wurde sie Mama eines geistig behinderten Kindes. Sie stieg in das Maklergeschäft ihrer Mutter ein, um so Beruf und das Leben einer Alleinerziehenden bestmöglich zu stemmen. Mit 40 Jahren lernte sie ihren jetzigen Mann kennen und bekam zwei Jahre darauf ihre zweite Tochter.
Veränderung musste her
Allmählich spürte sie, dass sie der Job als Immobilienmaklerin im Raum Würzburg nicht mehr glücklich machte. Trotz ihrer Leidenschaft für zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten wie beispielsweise im Vorstand der Lebenshilfe Würzburg e. V., wünschte sie sich einen betriebswirtschaftlichen Beruf. Aber leider fehlte ihr für solch eine Stelle das Know-how. So entschied sie sich geradewegs, noch einmal zu studieren. In der Familie galt es natürlich erst einmal Organisatorisches zu klären, da sich dadurch einiges änderte. Doch ihr Mann unterstützte sie und reizte sie lieber mit einer Challenge: „Mein Mann wettete mit mir um ein Auto. Er sagte, wenn ich mein Studium in der Regelzeit und einer Eins beende, bekomme ich ein neues“, erklärt Sarina lachend. Also machte sie sich auf die Suche nach einem betriebswirtschaftlichen Studium in der Nähe ihres Wohnortes bei Würzburg und stieß auf die Technische Hochschule in Aschaffenburg mit dem Fach „Internationales Immobilienmanagement“.
Mut zum Neuanfang
Die 49-Jährige besuchte die Schnupperveranstaltung der Hochschule, war begeistert, bewarb sich und wurde direkt angenommen. „Am Anfang war ich ein bisschen unsicher wegen meines Alters“, gesteht sie. Doch das war kein Thema für die anderen. Schnell wurden selbstorganisierte Lerngruppen gebildet und Freundschaften geschlossen. „Man hat sich einfach gegenseitig geholfen. Das hat unglaublich motiviert und war für jeden selbstverständlich. So konnte ich zum Beispiel meine Mathe-Kenntnisse problemlos auf den neuesten Stand bringen.“ Der Spaß am Studium brachte die notwendige Motivation und den Ehrgeiz – denn leicht und unkompliziert ist ein Studium für eine zweifache Mutter nicht. Obwohl es sich hierbei um ein Vollzeitstudium handelte, schaffte Sarina es nebenbei in Teilzeit weiter zu arbeiten. Da die Familie in der Nähe von Würzburg wohnt, musste die Studentin täglich mit dem Auto pendeln. „Doch das war schon nach wenigen Wochen kein Problem mehr. Mit den richtigen Apps konnte man Staus umfahren und mit der Zeit bekam man ein Gefühl dafür, um welche Uhrzeit man auf den Straßen gut durchkommt.“
Sarina_Baloch
Vom Studium zur leitenden Position
Noch während sie an ihrer Bachelorarbeit schrieb, bewarb sich die ambitionierte Studentin auf zwei ausgeschriebene Stellen. „Mir war es auch einfach wichtig, zu testen, wie die Leute auf mein Alter reagieren. Denn da war ich ja mittlerweile schon knapp über 50.“ Beide Unternehmen luden sie zum persönlichen Kennenlernen ein und boten ihr auch prompt den Job an. „Entschieden habe ich mich für die Leitung der Liegenschaft, beim Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften in Schweinfurt. Tatsächlich war auch mein Alter der Grund, warum sie mich zum Vorstellungsgespräch einluden. Denn sie sahen neben meinen guten Noten, dass ich Reife und geistige Flexibilität mitbringe.“ Sarina hat nun etliche Mitarbeiter unter ihrer Fuchtel und auch extrem viele To-dos auf ihrer täglichen Agenda. „Aber der Job ist auch unglaublich vielseitig und macht richtig Spaß. Jeden Tag lerne ich neues über Natur und Artenschutz, Baugenehmigungen und geologische Bodengutachten. Ich habe wirklich tolle Kollegen – auch hier hilft man sich gegenseitig – ebenso wie ich es von meinem Studium gewohnt bin“, erklärt sie begeistert. Kurz nach der Zusage für den Job erhielt sie auch die Nachricht, das Studium als Jahrgangsbeste abgeschlossen zu haben. Als sie den Brief in der Hand hielt, benachrichtige sie sofort ihren Mann per WhatsApp, der kurz und knapp mit „Streber :D“ antwortete. „Meine ganze Familie hat sich unglaublich mit mir gefreut und war sehr stolz. Da ich es geschafft habe mit einer 1,4 in der Regelstudienzeit „Internationales Immobilienmanagement“ abzuschließen, hielt auch mein Mann sein Wort. Darum fahre ich heute einen C-Klasse Kombi“, erzählt die zweifache Mutter lachend. Und das war noch nicht alles. Als Jahrgangsbeste erhielt sie einen Geldpreis in Höhe von 500 Euro, die gleich in eine Abschlussparty investiert wurden. „Freunde und Kommilitonen waren natürlich eingeladen. So konnten wir uns gemeinsam noch einmal ordentlich feiern.“
Es ist nie zu spät
Sarina Baloch hat sich getraut, was viele in ihrem Alter nicht mal zu träumen wagen. Sie hat aus ihrer unbefriedigenden, beruflichen Situation herausgefunden, noch einmal mit Begeisterung ein Studium absolviert und ist mit Anfang 50 in eine leitende Position eingestiegen. Getreu dem Motto: „Geht nicht? Gibt’s nicht!“ ist die zweifache Mutter und Ehefrau ihrem Traum gefolgt und konnte ihn mit der Unterstützung ihrer Familie realisieren.
Wer sich von dieser Erfolgsgeschichte angesprochen und motiviert fühlt, kann gerne das Angebot der Technischen Hochschule Aschaffenburg durchstöbern. Bewerbungsschluss ist der 15. Juli für die Bachelorstudiengänge des Wintersemesters… Es ist also noch Zeit, seinen Traum in die Hand zu nehmen und in die Tat umzusetzen.