Hey, you rich Kids on LSD! Wie schaut’s eigentlich aus mit Payback? Jetzt könnte einmal eure Stunde schlagen, so ganz unter uns, ihr alten Schwerenöter mit dickem Geldbeutel und randvollen Konten. Bevor nämlich der Rest der Welt uns flüchtend von hinten überrollt, der verarmte Mob an Niedriglohnbeziehern eurer Champagner-Fraktion die Gucci-Hosen bei lebendigem Leib vom Körper zieht und ihr euch nicht schnell genug in den 800-Quadratmeter-Häusern verschanzen und ausreichend hohe Mauern hochziehen könnt, hättet ihr die Chance, so richtig aufzutrumpfen. Kam mir so kürzlich unter der warmen Dusche, die ich knapp 50 Jahre in meinem Leben selbstverständlich in Anspruch genommen habe. Fast immer war mir dabei recht egal, woher die Energie kam. Jetzt steht urplötzlich alles Kopf und ich bin zunächst froh, dass zumindest unser Familien-Einkommen noch ausreicht, die eigene Bude muckelig anzuwärmen.
Das sind dann wohl Wohlstandssorgen.
Das sind dann wohl Wohlstandssorgen. Wenn die größte Frage ist, ob man eines Tages vielleicht auf einen Skiurlaub verzichten muss, nur damit die Rechnung des lokalen Stromlieferanten bezahlt werden kann. Falls mir denn nicht vorher doch noch eine Bombe auf den Kopf fällt. From Russia. Not with Love. Holy Bim Bam. Eben noch das Ahrtal aus dem Schlamm gezogen, kurz darauf die Afghanen den Taliban überlassen und jetzt dankbar, dass man in der guten alten NATO ist und Donald Trump gerade noch rechtzeitig vom Hof gejagt wurde. So schnell kann es gehen. Mit Blick zurück auf mein halbes Jahrhundert halte ich für meine Verhältnisse ziemlich unruhig fest: Die Welt ist noch mehr am Arsch, als ich dachte. Das wussten wir alle die ganze Zeit irgendwie, wollten es aber in weiten Teilen der Bevölkerung zwischen Gin-Saufen und Instagram-Posts nicht so recht in die blitzsauber geföhnten Birnen lassen. Und während ich schwarzmale oder mir wahlweise bereits schwarz vor Augen wird, kommt ihr ins Spiel. Denn ich dachte mir, wenn schon alles vor die Hunde geht, dann könnten doch zumindest die Superreichen aus nah und fern einfach einmal eine Lokalrunde Heizöl und Benzin spendieren.
Eine Art Tankpatenschaft für die Menschen im unteren Einkommensdrittel übernehmen
Eine Art Tankpatenschaft für die Menschen im unteren Einkommensdrittel übernehmen. Ich weiß, ich weiß, ihr jammert auch gerne über die hohen Kosten. Der Zweit-SUV der Frau schluckt ordentlich was weg und der nutzlose Sozialstaat zieht den Rest aus der Tasche. Aber tatsächlich bin ich mir sicher, dass ihr so eine Patenschaft überhaupt nicht spüren würdet. Im Portemonnaie und in der Alltagsbewältigung. Das würde dann tatsächlich noch mehr helfen als die drei Paar getragenen Reiterhosen, die ihr auf eurem Wohltätigkeitsbasar im Lions-Club auf dem Gabentisch platziert. Und wenn ihr schon die Spendier- statt der Reiterhosen anhabt, könnt ihr auch gleich 80 Quadratmeter in euren in der Regel überdimensionierten Hütten freiräumen und ein bis zwei Familien aus der Ukraine willkommen heißen. Ich weiß, das klingt verrückt, sozialromantisch und ein wenig naiv, weil ich die ganze Komplexität mit dem Kapital, der dauernden Ertragssteigerung und dem Exklusivrecht auf Freiheit und Eigentum vielleicht nicht ganz kapiere. Aber je länger ich unter Dusche stand, umso tollkühnere und schönere Ideen schossen mir in den Kopf. Dumm nur, dass ein paar von euch reichen Jungs genau das Gegenteil planen und ganz andere Dinge im Sinn haben. Statt Solidarität zu leben, überlegt ihr stattdessen lieber eigene Staaten und Privatstädte zu gründen. Irgendwo in Ländereien von korrupten Despoten. Mit eigenen Regeln und Gesetzen und wahrscheinlich auch neuer Kryptowährung. Oder es gibt so etwas herrlich Nostalgisches wie den Degussa Goldtaler und dazu nur blonde Kinder. Befürchte ich. Mit anderen Worten ist anscheinend der Masterplan, sich feige mit schlankem Fuß vom Acker zu machen und der Demokratie im Rückspiegel den Mittelfinger zu zeigen. Nachdem ihr euch jahrzehntelang einwandfrei den Säckel gefüllt habt. Spätestens jetzt dreh’ ich die Dusche ab und vergesse meine ganzen Visionen. Hey you, rich Kids on LSD, auf die meisten von euch ist, glaube ich, wenig Verlass in diesen trüben Tagen.