Na, alle auch so gerührt gewesen? Vom Eberl-Beben? Begeistert von den dicken Klickern? Die Fußball-Welt macht einen Knicks. Ja, Herrgott, was ist denn hier passiert? Bei so viel Tamtam muss ich leider Schwung holen und in die Brühe spucken. Und während ich Speichel sammle, steigt mir noch mehr den Rachen hoch. Denn liebe schreibende Zunft, lieber Toni Kroos und Ilkay Gündogan, für was zur Hölle soll ich eigentlich Max Eberl Respekt zollen? Zur Sicherheit überlege ich nochmal, laufe um den Block und trinke einen Tee. Aber verdammt, mir fällt partout nix ein. Hhmm. Mal langsam, erst alle abholen. Vielleicht hat am Ende die Hälfte noch nichts von Max Eberl gehört und die Erschütterung verpasst. Soll es geben. Dabei hat dieser Eberl ganz große Eier. Sagen zumindest manche, deren Stärkeskalen allerdings bei anderen Taten ausschlagen, als die meinen. Zumindest vorausgesetzt, ich hätte eine Dicke-Eier-Register. Ich verwende dicke Eier nämlich nicht so sehr als Kategorie. Eher Arsch in der Hose. Oder Darm im Leib. Das haben beides nämlich nicht nur Männer.
Aber das ist nur ein kurzer Hinweis auf die Gegenwart, ihr nimmermüden Potenzbrocken!
Aber das ist nur ein kurzer Hinweis auf die Gegenwart, ihr nimmermüden Potenzbrocken! Nur der Vollständigkeit halber: Max Eberl hat für mich auch weder einen besonderen Darm im Leib noch einen Arsch in der Hose. Also los geht’s, Max Eberl im Schnelldurchlauf. Vom Fachmann für den Kenner. Eberl war ein ausreichend begabter Fußballer, der vor über zehn Jahren hauptberuflich das Amt des Sportdirektors beim Fußballverein Borussia Mönchengladbach übernahm. Die Betonung liegt auf haupt-, nicht ehrenamtlich. Der Verein war damals kurz vorm Arsch, sprich Abstieg und Pleite und Eberl hat ihn flottgemacht. Da haben ihm zwar noch ein paar geholfen, aber im Großen und Ganzen hat das der Max sehr gut gemacht und fast alle riefen staunend: Schaut mal, die Borussia! So kann’s gehen, auferstanden aus Ruinen. Gladbach war Vorbild für viele Traditionsvereine. Bis dahin zolle ich großen Respekt, attestiere sogar einen Arsch in der Hose. Die letzten Jahre lief es jedoch nicht mehr ganz so rund und dann treibt der Erfolg eben gerne die Hunde vor sich her. Fußball macht zwar die Taschen voll, ist aber trotzdem ein Scheißgeschäft.
Bis dahin zolle ich großen Respekt, attestiere sogar einen Arsch in der Hose.
Eberl legte plötzlich ein Geschäftsgebaren an den Tag, wie es im Fußball gerne salonfähig, aber nicht immer sympathisch ist. Ich behaupte sogar, er wurde in kürzester Zeit vom Paulus zum Saulus und zu einem der schlimmsten Finger im System. So Uli-Hoeneß-mäßig. Diese Einschätzung ist sehr subjektiv getrieben, zugegeben, aber ganz so falsch nicht. Kürzlich wurde ihm dann alles zu viel und er dankte ab. Der Verein steht im unteren Drittel und der große Wurf ist nicht gelungen. So ist das manchmal im Leben. Blöd, aber nicht zu ändern. Max Eberl so far, aber nicht so good, denn ab jetzt wurde es schal im Geschmack. Voller Selbstmitleid nahm nämlich ein Manager-Drama mit viel Gedönse seinen Lauf. Er kann nicht mehr, der Max, das System macht ihn kaputt, Social Media Teufelszeug. Deshalb muss er raus, endlich „der Mensch Max Eberl“ sein, das Leben genießen, aber, schluchz, das ist auch schlimm, denn das wichtigste, der Fußball, ist ihm damit auch genommen. Da stand die verschworene Fußballtruppe schnell Spalier und rief geschlossen „Total mutig, lieber Max!“ und bemühte die dicken Eier, die ich allerdings vergeblich suche. Dass Eberl irgendwann bei weiterem Leistungsabfall vom Hof gejagt worden wäre, ist nicht unwahrscheinlich. Dass er jetzt vorab selbst den Hut nimmt, ist recht schlau. Dass er jammert, ist feige, denn zuletzt war ausgerechnet er es, der beim Lattenmessen immer auf den Dicken gemacht hat. Dass es ihm möglich ist, ab sofort den Ranzen auf den Seychellen oder der Veranda baumeln zu lassen, verdankt er genau diesem System. Der Schichtarbeiter im Chemiewerk Höchst, kann das nicht so leicht. Dazu sagt Eberl aber nichts. Er prangert nur ein System an, dass er selbst mächtig befeuert hat. Dicke-Eier-Mut braucht es dafür in meinen Augen nicht. Dass er einen möglichen Burn-Out verhindert hat, will ich nicht verdrängen, aber dass er bis zum Schluss selbst die meisten Kohlen geworfen hat, noch viel weniger vergessen. Warum das Ganze mit großer Pressekonferenz inszeniert wurde, steht auf einem ganz anderen Blatt. In einer konsequenten Welt würde Eberl einen Fußballverein im sozialen Brennpunkt der Wahl aus Spaß übernehmen. In der Realität ist es nicht unwahrscheinlich, dass er nach einem Jahr „Max-Eberl-Sein“ rundum erholt zurückkehrt und Manager des FC Bayern wird. So ganz „Dicker-Max-Style“. Das muss nicht so kommen, aber denkt alle mal an mich!