Hey! Ich habe eine eindringliche Bitte an alle Stinkstiefel da draußen. Können wir aufhören, gegenwärtig bei jedem noch so nichtsagenden Vorfall gleich die Nerven zu verlieren? Ja? Wäre das eine grundsätzliche Absprache, die es wert wäre, eingehalten zu werden? Oder zumindest seriös darüber nachzudenken? So ein Verhaltensgrundsatz im direkten Umgang miteinander. Ganz handfest im Alltag. Also wenn beispielsweise ich mit meinem guten Freund Jürgen nebeneinander auf der Fußgängerbrücke Rad fahre, von hinten nicht gleich durchzudrehen und uns ohne Ankündigung zu beleidigen. Als hätten wir eine überflüssige Straßenbarrikade auf der Zufahrt zur Notaufnahme des Hospitals zu verantworten. Sondern uns einfach freundlich zurufen „Hey ihr zwei, könnte ich bitte vorbeifahren?“ Statt einen völlig sinnfreien und bösartigen Vortrag zu halten, als ob unser Verhalten gegen das Grundgesetz oder gegen die Menschenrechte verstoßen würde. Das macht es nämlich nicht. Wäre das eine Sache? So eine richtig runde Kiste im Miteinander? Schließlich hatte das ganze Gezeter ja gar kein wirkliches Ziel.
Mal im Vertrauen unter uns, dafür kommt man hierzulande nicht ins Gefängnis.
Denn kaum fahren wir wieder hintereinander, wird doch nicht überholt. Oder wie wäre es damit, mir nicht gleich mit dem Gefängnis zu drohen, nur weil ich kurz beim Radeln aufs Handy schaue? In einer Straße ohne Verkehr und ohne, dass ich jemanden nur ansatzweise in Gefahr gebracht habe. Könnte das eine neue Sicht der Dinge sein? Mal im Vertrauen unter uns, dafür kommt man hierzulande nicht ins Gefängnis. So viele Zellen sind für so etwas ja gar nicht frei. Ins Gefängnis komme ich, wenn ich eine größeren Diebstahl angezettelt habe. Oder einen anderen Menschen ins Bein geschossen habe. Da dürft ihr dann gerne lauthals „Gefängnis her! Oder ich fall um!“ rufen. Vielleicht hören wir auch auf, gleich die Polizei zu rufen, wenn ich mich bei der nächtlichen Parkplatzsuche vor den Zugang zu den Mülltonnen gestellt habe. Der – zum besseren Verständnis – um 0.00 Uhr beim Einparken gar nicht zu erkennen war, geschweige denn, dass da ein Halteverbotsschild hing. Wie schaut es mit der Alternative aus, mir einfach einen direkten, aber freundlichen Brief ans Auto zu hängen, anstelle mir gleich handschriftlich Tod und Verderben zu wünschen und die Polizei vors Haus zu hetzen.
Aber ich will das Thema jetzt nicht unnötig vertiefen, die AfD hat bereits genug Aufmerksamkeit.
Oder mit der Niederkunft der AfD zu drohen. Weil dann endlich wieder Zucht und Ordnung im Land herrschen würde, da könne ich mal Augen machen. Nur so: Ich befürchte ja, dass dann ganz andere Leute Augen machen würden. Aber ich will das Thema jetzt nicht unnötig vertiefen, die AfD hat bereits genug Aufmerksamkeit. Leute, so ein bisschen habe ich den Eindruck, in diesem Land ist Maß und Mitte verloren gegangen. Dabei ist mir völlig bewusst, dass die Welt gegenwärtig kein einfacher Ort ist. Viele Lager und Länder sind verfeindet, die Schulen sind am Arsch, das Bier samt Schnitzel wird immer teurer, der Amerikaner dreht durch und diese allgegenwärtigen Alpaka-Frisuren der jungen männlichen Teenager sind wirklich zum Haareraufen. Aber noch funktioniert der Sozialstaat, der Russe steht nicht kurz vor Berlin und entsprechend ist das alles kein Grund, auf solch einem Aggressionspegel und auf der Endstufe der Eskalationsskala durch die Straßen der Stadt zu mäandern. Vertraut mir, die Zeiten werden nicht besser. Da bin ich mir ziemlich sicher. Gerade deshalb wäre es sinnvoll solidarisch beieinander zu stehen und ein bisschen Freundlichkeit und Augenmaß im täglichen Miteinander walten zu lassen. Love is the Message and the Message is Love. Sonst fällt es mir schwer, euch weiter ernst zu nehmen. Mit eurer hanebüchenen Wut und dem grundlosen Hass. Also reißt euch am Riemen und macht ein nettes Gesicht. Es hilft. Ach ja. Noch etwas zum Thema Alpaka-Frisuren. The Kids are all right. Wirklich! Nur diese Haarschnitte mit den künstlichen Locken verstehe ich in ihrer Ästhetik nicht.