Verflixt und zugenäht. Wer hat an der Uhr gedreht und wo ist denn die Zeit geblieben? Frag ich frisch geduscht und vor den ausgepackten Koffern. Dieser Beitrag brettert mit heißer Nadel in die Redaktion. Fast so rasant wie weiland Herrmann Maier über die „Streif“ in Kitzbühel. Richtig. Der Herminator aus Flachau im Salzburger Land. Was will ich denn jetzt mit dem alten Knaben? Der Mann ist doch Schnee von gestern. Wie Arnold Schwarzenegger, Wolfang Ambros, Peter Alexander und Hans Moser. Langsam, langsam, ihr jungen Hüpfer, ruf ich da. Gleich wird aufgelöst. Denn Skifahren war ich. Genau. Schifoan! Weil Schifoan is des laiwaundste, wos ma si nur vurstelln kann. Umweltpolitisch mittlerweile für manche völlig 80er. Aber was soll ich machen, ich bin eben ein Kind dieser Zeit und einige Leidenschaften sind größer als das Gewissen. Dafür fand ich meinen Frieden. Und zwar im Vorarlberg. Deshalb geht dieser Beitrag raus an unsere Nachbarn! Directly to Austria! This one is for you! Denn ich muss was loswerden. In Anbetracht der Umstände sogar dringend. So von Piefke zu Zwoggel. Oder von Kartoffel zu Schluchtenkacker. Wie wir es uns über all die Jahre so herrlich zurufen. Denn unterm Strich sind wir uns ja nicht wirklich grün. Zumindest meinem Eindruck nach. Also wir Deutsche und auf der anderen Seite die Österreicher. Wir immer latent überheblich und pingelig und die Österreicher im Gegenzug mit überzogenem Hohn und Spott, wenn trotz unserer Gründlichkeit der Karren an die Wand fährt. Remember „die Deutsche Bahn ist so im Oasch.“ Manche behaupten, es handele sich um eine einseitige Antipathie und im Herzen würden die Deutschen die Österreicher verehren. Ich kann aber sagen, dass die meisten meiner Freunde samt mir, lange Jahre nur begrenzt Respekt und Sympathie für die Ösis empfanden. Damit ist jetzt aber Schluss. Zumindest bei mir! Denn ich schließe meinen Frieden. Ach, was rede ich. Ich entdecke Gefühle für all die Salzburger, Grazer, Klagenfurter und vor allem Wiener. Wirklich und tief in mir. Die Österreicher machen nämlich ganz viele tolle Sachen. Sie springen weiter von der Schanze als der Rest der Welt und fahren am schnellsten die kühnsten Hänge hinab. Sie haben die gefährlichsten Pisten und machen den besten Topfenstrudel, manchmal sogar mit Marillen. Mag es jemand deftig, holt er sich beim Metzger – die es noch an allen Ecken gibt – ein feines Speckbindele und trinkt am Abend einen leckeren blauen Zweigelt. Weine machen sie nämlich auch ganz feine. Und bevor ich mich in Reimereien verliere, lege ich zur Krönung eine Platte auf. Bilderbuch und Voodoo Jürgens gleich hinterher. Mit Schmäh, Charme und einem Witz, den man hierzulande oft vergeblich sucht. Dabei rätsele ich, wo die Wiener nur diese Lässigkeit gestohlen haben. Ich kaufe frischen steirischen Kren und sinniere über Oliver Glasner, der uns Frankfurtern die Europa League schenkte. Oder denke an die großartigen Christoph Waltz und Nicholas Ofczarek. Herrschaftszeitn! Nur vom Seidel Bier bin ich nicht flächendeckend überzeugt, dafür aber vom Estragonsenf der Firma Mautner. Ach, ihr Ösis, manchmal glaube ich, ihr seid so famos, wie die Münchner und das restliche Bayern gerne wären. Und weil ich gerade so begeistert bin und euch allesamt so doll mag, hake ich aufrichtig und als neuer Freund nach: Muss das denn wirklich mit der FPÖ und dem Kickl sein? Ein Land, das solch herrlich dünne Schnitzel backt, gutes Handwerk beherrscht, so grandiose Schauspieler in die Welt schickt, lässigen Pop fabriziert und mittlerweile sogar halbwegs kicken kann, muss doch mehr Grips in der Birne haben und politisch was anderes zustande bringen als ausgerechnet den kleinen Herbert Kickl? Ganz bestimmt, oder? Ich glaub an Euch! Und ich verspreche Euch, dass wir Deutsche derweil die Klappe nicht ganz so aufreißen und uns klarmachen, wohin es führen kann. Österreich als Vorbild und gleichzeitig mahnendes Beispiel!

Geht aufs Haus 2|2025
Ralph Rußmann öffnet sein Herz.