
© Till Benzin
Andrea Mueller & Helmut Massenkeil
Originelle Kleidung aus Wolle, ungewöhnlicher Schmuck aus Filz oder exzentrische Vasen aus Glas: Nirgends sonst gibt es solch ein Füllhorn kreativer Arbeiten zu bestaunen und erwerben wie beim Kunsthandwerkermarkt am ersten Augustwochenende im Innenhof des Schlosses Johannisburg. Wenn dann noch die Glocken des Carillons ertönen, macht das Entdecken an den Ständen der gut 90 Anbieter besonderen Spaß – dieses Jahr übrigens bereits zum 30. Mal.
Edelsteine, Filz, Glas, Ton, Papier, Leder, Holz, Silber, Gold oder Stahl: Es gibt nur wenige Materialien, denen man beim Kunsthandwerkermarkt bislang nicht begegnen konnte. Darauf, dass kein Überangebot einzelner Gewerke herrscht, sondern die kreative Vielfalt die Oberhand behält, achten Andrea Müller und Helmut Massenkeil – und investieren dafür einen Großteil ihrer freien Zeit. Mitte der Achtziger waren die freischaffenden Künstler, deren Werkstätten und Ateliers in traumhafter Altstadtkulisse am Dalberg beheimatet sind, auf der Suche nach einer Plattform für professionelle Kunsthandwerker. „Die meisten Märkte hatten nur Tand zu bieten“, erklärt die 1955 geborene Diplom-Keramikerin. Unter Dr. Willi Reiland ging das Carillonfest dann 1987 mit dem frisch ins Leben gerufenen Kunsthandwerkermarkt eine fruchtbare Symbiose ein.
Die Zusammenführung erwies sich als kluger Schachzug – lauschen so einerseits mehr Leute dem Carillon, während anderseits Freunde des selten gewordenen Instruments einen Blick auf das Angebot zahlreicher Kreativer werfen können. Dabei hat sich gerade letzteres mittlerweile fast verdreifacht: 30 Künstler boten im Auftaktjahr ihre Waren feil, knapp 90 aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland sind es heute. Dabei war sich Massenkeil 1987 gar nicht sicher, ob es überhaupt einen zweiten Markt geben würde: „Am ersten Tag schüttete es morgens aus Eimern – ich war nur damit beschäftigt, die Künstler vom vorzeitigen Abreisen abzuhalten. Doch als sich die ersten Sonnenstrahlen zeigten, strömten die Besucher in den Schlosshof“, resümiert der 1949 geborene Diplom-Bildhauer.
Seit nunmehr drei Jahrzehnten ist der Markt im historischen Ambiente des Schlosses für Liebhaber des gehobenen Handwerks Pflichttermin. Auch im Jubiläumsjahr legte das Organisatoren-Duo strenge Auswahlkriterien zugrunde: Voraussetzung zur Teilnahme sind nicht nur Ausbildung und beruflicher Werdegang, sondern auch die Qualität der Arbeiten. Zudem sei es ihr wichtig, Künstler zu wählen, die einzig vom kreativen Schaffen leben, fügt Müller hinzu. Wer nicht nur professionell, sondern auch originell unterwegs ist, kann sich sicher sein, dass er punktet. Zudem werden stets Personen zurate gezogen, die Experten auf ihrem jeweiligen Fachgebiet sind. Im Anschluss wählt die Jury ein stimmiges Gesamtbild aus den jährlich über 300 Bewerbungen.
Massenware – das ist es, was es auch anno 2016 nicht geben wird. Dafür investieren die Kulturpreisträger der Stadt Aschaffenburg nicht nur viel Zeit, sondern ebenso viel Herzblut. Neben diversen Schmuck-, Keramik-, Leder- sowie Textilobjekten sind erneut seltene Gewerke zu Gast. In den letzten Jahren stellten Buchbinder, Pinsel-, Puppen-, Schuh- und Korbmacher ihre Kreationen vor, auch Bilder aus Sand gab es bereits käuflich zu erwerben. Doch was wäre der Kunsthandwerkermarkt ohne Carillonfest? Konzerte, Führungen zum Ostturm und ein buntes Kinder- und Kleinkunstprogramm sorgen dafür, dass die 30. Ausgabe ein einmaliges Erlebnis für große und kleine Besucher darstellt.
Kunsthandwerkermarkt & Carillonfest: 6. & 7.8., jeweils 11–22 Uhr; Innenhof, Schloss Johannisburg, Aschaffenburg