Foto: Till Benzin
BIG DADDY’S WICHTIGSTER KAMPF
Kampfsportler haben doch nichts in der Birne. Stammeln in Interviews um die Wette. Und kennen immer nur ein Ziel: das Polieren der gegnerischen Visage. Der 32-jährige Andreas Kraniotakes beweist das Gegenteil: Wenn er nicht damit beschäftigt ist, Kontrahenten auf die Bretter zu schicken, liefert der diplomierte Pädagoge wissenschaftliche Beiträge oder widmet sich seiner Leidenschaft – dem Verfassen von Jugendbüchern. Normalerweise blickt Timo Bieber in leuchtende Kinderaugen – doch dieses Mal funkelten die Augen des Hilfsaktionsinitiators selbst: Verantwortlich dafür ist Andreas „Big Daddy“ Kraniotakes, der Biebers Aktion nicht nur bereits seit langem unterstützt, sondern nun auch ein Buch veröffentlicht hat, dessen Erlös in voller Höhe bedürftigen Heranwachsenden zugute kommt.
Kennengelernt haben sich die beiden durch Achilleas Chalkidis und seine Arena – das Leistungszentrum für Kampfsport und Fitness in Aschaffenburg. Mindestens ein bis zwei Mal im Monat trainiert der 32-jährige Sankt Augustiner dort: „Es sind die Impulse für die Weiterentwicklung meines Geistes, die die Trainingsstätte für mich zu etwas besonderem machen“, erklärt er. „Da ich zudem noch Verwandtschaft in und um Aschaffenburg habe, fühlt sich mein Herz dort direkt zweifach zuhause!“
Dass für Heranwachsende nicht immer alles rosig ist, hat der international erfolgreiche Athlet selbst erlebt: „Ich musste früher häufig umziehen und war so stets gezwungen, mich neuen Herausforderungen zu stellen“, so der 32-Jährige. Der Sport sei lange Zeit nicht sein Freund gewesen, „in den klassischen Sportarten war ich mehr als talentfrei“, erklärt der MMA-Kämpfer. Als 14-Jähriger begann er mit dem Judotraining, pausierte für einen „anständigen Schulabschluss“ und entdeckte den Vollkontaktwettkampf für sich. Der Rest ist Geschichte: Fast auf der ganzen Welt hat das Schwergewicht Profi-Kämpfe bestritten, verdient seinen Lebensunterhalt mit seinem Sport, gibt Seminare und tritt als Kommentator auf. Genug für ein Leben? Weit gefehlt: „Ich habe den Wunsch verspürt, etwas zu schaffen, dass gleichzeitig unterhält und von pädagogischem Wert für die Jugend ist“, sagt der Deutsch-Grieche.
Da kam der kleine Mo wie gerufen: Die Geschichte des jungen afrikanischen Abenteurers hatte Kraniotakes bereits vor zwei Jahren auf Papier gebannt. „Kinderbücher zeigen meist immer nur Gutes und fordern zu wenig“, erklärt der Pädagoge. „Es gibt nun mal schlimme Dinge in der Welt. Wichtig ist nur zu zeigen, dass man diese überwinden kann.“ So begibt sich sein Protagonist auf die Reise von Afrika nach Europa – und trifft dabei auf Wegbegleiter wie einen Falken, raue Seemänner und einen König, der den kleinen Mo zu dem macht, was er sein möchte: ein Ritter. Die farbenfrohen und kindgerechten Illustrationen liefert Kurt Morris Rojas.
Vor allem Sechs- bis Neunjährige werden mit dem heimatlosen Jungen mit den großen Knopfaugen mitfiebern. „,Der schwarze Ritter‘ erscheint Mitte November und ist perfekt für das letzte Vorlesen oder das erste Selbstlesen geeignet“, erläutert der Autor, der bereits an Buch Nummer zwei werkelt. Ebenfalls beendet werden wollen ein Sportratgeber, ein soziologisches Fachbuch sowie die Doktorarbeit. Doch der Schreibtisch muss warten: Kraniotakes folgt dem Ruf des Gegners ins russische Krasnodar. Doch den wichtigsten Kampf bestreitet Big Daddy wohl in Aschaffenburg – für bedürftige Knirpse der Region.
Kraniotakes: „Der schwarze Ritter“, ISBN: 9783735780522