
Foto: Willi Brandt
„DAS LEBEN IST EINE ACHTERBAHN – UND DAS FIND ICH TOLL!“
Marktschreier mit Leib und Seele, Schlagerinterpret und inzwischen auch gefragter TV- und Rundfunk-Talkgast: Aale-Dieter ist unbestritten das bekannteste Gesicht des legendären Hamburger Fischmarktes und zudem selbstredend auch immer bei den Tournee-Gastspielen der Institution dabei. Dieses Jahr macht das sympathische Nordlicht vom 23.4.–3.5. in Aschaffenburg Halt.
Seit unglaublichen 56 Jahren bringt er nun schon seine Ware als Marktbeschicker im direkten Eins zu Eins an den Mann und legt zu Beginn unseres netten Klönschnacks absoluten Wert darauf, dass es sich dabei stets um erstklassige Ware handelt. Man merkt sofort, dass ihm dies ein wichtiger Baustein ist. Die anderen sind die Freude am Umgang mit Menschen sowie der diebische Spaß daran, seine Kunden mit seinem losen Mundwerk und seiner hanseatisch direkten Art zum Lachen zu bringen – und keiner dieser Faktoren funktioniert seiner Meinung nach ohne die anderen. „Ich habe immer noch allergrößten Spaß an meiner Tätigkeit, deswegen denke ich überhaupt nicht ans Aufhören“, beruhigt Dieter Bruhn, 1939er Baujahr, während des Gesprächs.
Viel hängt dabei von seinem größten Kapital ab: Seiner kräftigen Stimme, die zweifellos bei seiner Berufung – wie er es nennt – starken Belastungen ausgesetzt ist. „Kein Problem“, lacht Dieter. „Zum einen hilft mir da die klassische Gesangsausbildung, die ich genossen habe. Zum anderen bin ich glücklicherweise so gut wie nie krank. Und wenn es doch mal im Hals kratzt, kenne ich die perfekten Hausmittelchen, die mich ganz schnell wieder fit machen.“
Und fit fühlt sich Deutschlands bekanntester Fischhändler, der in jungen Jahren als Aushilfsfahrer für seinen Vorgänger ins Business gerutscht ist, allemal. Topfit sogar. Auf Aschaffenburg freut er sich Jahr für Jahr und das nicht nur wegen der – seiner Meinung nach – wunderschönen Marktlage vor dem Schloss. „Fast ein Vierteljahrhundert komme ich nun in eure Stadt, da sind natürlich schon richtige Freundschaften entstanden“, erklärt das Nordlicht. Und das nicht nur zu Kunden, sondern beispielsweise auch zu seinem Stammfriseur, den er regelmäßig aufsucht, wenn er in Aschaffenburg ist. Zudem zählt mit Felix Magath ein berühmter Sohn der Stadt zu seinem engeren Freundeskreis. Mit ihm und einem weiteren Kumpel namens Uwe Seeler fachsimpelt Dieter ab und zu über die schönste Nebensache der Welt. Wenngleich er der Zeit, als Fußball noch nicht das große, milliardenschwere Geschäft war, ein wenig nachhängt.
Seine heimliche Leidenschaft gilt aber sowieso nicht dem runden Leder, sondern dem Pferdesport, genauer gesagt: Trabrennen. „Anfang der sechziger Jahre bin ich selbst gefahren, unter anderem zusammen mit Dieter Seeler, dem älteren Bruder von Uwe“, erzählt er. Heute schaue er ab und zu auf der Rennbahn vorbei. Und was macht Aale-Dieter sonst noch so, wenn er mal Freizeit hat? „Familie!“, kommt es prompt zurück. Und: „Im Winter haue ich immer mal für vier bis fünf Wochen nach Madeira ab.“ Entspannung muss auch mal sein. Oder er geht einem weiteren Hobby nach, denn Dieter ist leidenschaftlicher Sänger. 2004 veröffentlichte er ein eigenes Album mit Schlagern. Frei nach dem Motto „Wer rastet, der rostet“ kostet er das Leben, das seiner Ansicht nach „wie eine Achterbahn“ ist, voll aus. „Mal scheint die Sonne, mal regnet es. Ich find das toll, alles andere wäre langweilig!“
Vielen Dank für das Gespräch, lieber Dieter, die FRIZZen freuen sich schon drauf, wenn Ende April endlich wieder salzige Luft über den Schlossplatz weht. „Dann kommt ihr mit eurer Mannschaft aber mal rum bei mir, bitteschön!“ Mit dem größten Vergnügen!