Ist das Kunst oder kann das weg? Heutzutage wird man geradezu überschüttet mit medialen Angeboten. Seien es drölf verschiedene Streamingdienste in nahezu jedem Bereich oder tausende selbst ernannte Meisterliteraten, die meinen, sie seien der nächste Tolkien. Wer soll bei dieser Reizüberflutung noch durchblicken? Und genau an dieser Stelle kommt der hauseigene FRIZZ-Volontär ins Spiel …
Das grundlegende Prinzip
Dieser Magaziner vereint jede Ausgabe persönliche Favoriten der Popkultur: Jeden Monat picke ich von mir bereits konsumierte mediale Güter heraus, die ich als empfehlenswert erachte und philosophiere humoristisch, aber auch analytisch über deren Grundzüge, rezensiere die Handlung und spezifische Merkmale, die sie als besonders herausstechen lassen. Inbegriffen sind die Rubriken Film, Serie, Musik und Literatur. Die Kategorien orientieren sich am Konzept des FRIZZ. Nur halte ich mich nicht daran, ausschließlich kommende Veröffentlichungen zu besprechen. Vielmehr ist das Ganze als Sammlung subjektiver Schätze – egal ob 100, 50, 20 oder zehn Jahre alt – aufgebaut. Auch wenn ich selbst kein Fan der Übernahme amerikanisierter „Kultur“ bin, ist Halloween als Event nicht mehr wegzudenken. Für manche ist es der Gang in den Kinosaal, wenn der 700. „Scream“-Teil erscheint, für andere ist es lediglich eine Kostümparty und ein Grund mehr, die Sau rauszulassen. Tief im Unterbewusstsein verbinde ich den 31.10. mit dem Genre Horror – und ja, auch hiervon existieren Favoriten, die ich noch nachträglich empfehlen kann.
Train to Busan
In der koreanischen Produktion möchte der arbeitssüchtige Vater Saek-Woo zusammen mit seiner von ihm distanzierten Tochter startend in Seoul mit einem Schnellzug ein Mal quer durch das Land nach Busan reisen. Dort lebt seine Ex-Frau und Mutter von Su-An. Während der Reise bricht im Zug eine Zombieepidemie aus und es geht abrupt um Leben und Tod. Das Untotenuntergenre ist mitnichten etwas für die breite Masse. „Train to Busan“ verbindet aber eine tiefgründige Story mit unterhaltsamer wenn auch sehr brutaler Action.
The Dark Half
Stephen King. Eine Person, die in den vergangenen 50 Jahren die Literaturwelt mitgeprägt hat, wie kaum jemand anderes. Im dritten Teil der nur lose zusammenhängenden „Castle-Rock-Saga“ verarbeitet die Hauptfigur und der Autor Thaddeus Beaumont den inneren Zwiespalt mit seinem Pseudonym George Stark, unter dessen Name er blutrünstige Bestseller herausgibt. Nachdem er sich öffentlich zu George Stark bekennt und ihn metaphorisch begraben lässt, verschwimmen seine beiden Persönlichkeiten miteinander und er wird selbst in einen gewaltsamen Strudel gezogen. Das Buch brachte mein Englischlehrer in der achten Klasse als Lektüre mit. Seitdem habe ich eine nicht zu leugnende Zuneigung für Literatur und Schaffen von King im Speziellen.
American Horror Story
Die Serie verfolgt einen zuweilen ungewöhnlichen, anthologischen Erzählstil. In jeder Staffel wird ein anderer horribler Topos aufgegriffen. So fängt sie noch vergleichsweise harmlos an und wirft eine kleine Familie als Käufer eines Mörderhauses in eine räumliche Umgebung, in der alle Menschen, die dort verstorben sind, mit den noch lebenden Bewohnern interagieren können. Es geht weiter über Intrigen in einer modernen Hexenausbildungstätte in Salem, gesundheitliche Experimente in einer Nervenheilanstalt, ein mysteriöses Hotel, dessen Gäste heimgesucht werden, bis hin zu einer okkulten Sekte, die während einer postnuklearapokalyptischen Welt innerhalb eines Bunkers die dortigen Überlebenden drangsaliert. „American Horror Story“ brilliert durch eine besonders abwechslungsreiche Kreativität und Thematisierung diversester abstruser Ausuferungen des (un)möglichen Ausmaßes menschlicher Vorstellungskraft. Ein besonderer Charme entsteht durch den oftmals identischen Schauspielcast, der in jeder Staffel immerzu neue Figuren verkörpert.
The Oklahoma Kid – Tangerine Tragic
Die Verbindung von Horror und Musik stellt sich schwieriger heraus, als bei den anderen Gattungen. Was die Frage aufwirft, was Horror als Genre überhaupt auszeichnet. Geht es wirklich nur um Düsteres, Angst, Ekel und Splatter? Alle haben unterschiedliche Empfindungen als Reaktion auf Sinneseinwirkungen, weswegen eine objektive Kategorisierung fast unmöglich ist. Klar, es muss unter die Haut gehen und darf den packenden Griff auch nicht mehr so schnell lösen. Ein Musikgenre, das ebendies für mich erfüllt, ist Metal. Wie der Bandname erahnen lässt, kommen die fünf Jungs, die übrigens äußerlich mit den klassischen Metalheads konterkarieren, aus dem gemütlichwindigen Rostock. Mit ihrem letztjährig erschienen Album legen sie in ihrer Entwicklung nochmal drauf und ziehen in einen authentischen Abgrund, aus dem man als anderer Mensch emporsteigt.