Ist das Kunst oder kann das weg? Heutzutage wird man geradezu überschüttet mit medialen Angeboten. Seien es drölf verschiedene Streamingdienste in nahezu jedem Bereich oder tausende selbst ernannte Meisterliteraten, die meinen, sie seien der nächste Tolkien. Wer soll bei dieser Reizüberflutung noch durchblicken? Und genau an dieser Stelle kommt der hauseigene FRIZZ-Volontär ins Spiel …
Das grundlegende Prinzip
Dieser Magaziner vereint jede Ausgabe persönliche Favoriten der Popkultur: Jeden Monat picke ich von mir bereits konsumierte mediale Güter heraus, die ich als empfehlenswert erachte und philosophiere humoristisch, aber auch analytisch über deren Grundzüge, rezensiere die Handlung und spezifische Merkmale, die sie als besonders herausstechen lassen. Inbegriffen sind die Rubriken Film, Serie, Musik und Literatur. Die Kategorien orientieren sich am Konzept des FRIZZ. Nur halte ich mich nicht daran, ausschließlich kommende Veröffentlichungen zu besprechen. Vielmehr ist das Ganze als Sammlung subjektiver Schätze – egal ob 100, 50, 20 oder zehn Jahre alt – aufgebaut.
Green Book
Der Name des Films leitet sich vom 1936–66 jährlich erschienenen Reiseführer „The Negro Motorist Green-Book“ ab. Dieser war zur Zeit der immer noch vorherrschenden Rassentrennung in den Vereinigten Staaten speziell für Afroamerikaner konzipiert worden und sollte diesen helfen, sozialen Hindernissen aus dem Weg zu gehen. Diesen Reiseführer nimmt auch der begnadete Pianist Dr. Don Shirley mit auf seine achtwöchige Konzertreihe durch die amerikanischen Südstaaten, bei der er von seinem kurzfristig angeheuerten italoamerikanischen Fahrer Tony Lip begleitet wird. Tony hatte ebenfalls Vorbehalte, nahm den gutbezahlten Job aber wegen Geldmangels kurzerhand an. Auf der Reise sieht sich Shirley vielerlei rassistischen Verhaltensweisen und Regeln ausgesetzt – trotz seines hohen Status als Musikvirtuose. Durch das hautnahe Miterleben versteht auch Tony mit der Zeit, warum das Denken in Rassen und die damit einhergehende Diskriminierung in Gänze unmenschlich ist. Aus einer distanzierten Geschäftsbeziehung mit Vorurteilen entsteht eine herzliche Freundschaft mit rührender Handlungsentwicklung.
The Ranch
Auch wenn Netflix neuerdings eine absolute Shitshow mit dem Verbot von geteilten Accounts abzieht – ein Konzept mit dem sie vor nicht allzu langer Zeit noch aktiv geworben haben – muss man eingestehen, dass die ein oder andere Eigenproduktion schlicht und ergreifend lobenswert ist. So auch diese Sitcom. Colt Bennett – gespielt von Ashton Kutcher – kehrt nach einer gescheiterten Football-Karriere in Denver wieder zurück zur familiengeführten Ranch. Dort greift er seinem Vater Beau und seinem Bruder Rooster unter die Arme, lernt die ein oder andere Liebschaft kennen, versucht irgendwie die bröckelnde Beziehung zu seiner zunehmend alternativ orientierten Mutter zu retten. Typisches Kleinstadt-Drama mit einigen überspitzten Wendungen und humoristischen Beziehungen. Das Leben auf dem Land ist eben was Besonderes.
Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
Ein kurzer Schwenk in die Vergangenheit: siebte Klasse. Skikurs. Die Seuche bricht aus. Die Hälfte der 70 Kids, die zusammen in Flachau waren, werden noch während des Aufenthalts krank und die andere Hälfte, nachdem wir wieder sieben Stunden auf engstem Raum mit zwei Reisebussen nachhause gegondelt sind. Meine Wenigkeit erwischt’s ordentlich und liegt auch nach der Heimkehr noch zwei Wochen flach. Meine damalige Rettung gegen Langweile: Jules Verne. Ein Autor, der in seiner Fantasy-Science-Fiction-Vorstellungskraft seiner Zeit so voraus war wie nur wenig andere Schreiberlinge. Das erste Buch, das ich von ihm verschlang, war „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Der Geologie-Professor Otto Lidenbrock findet zusammen mit seinem Neffen und Assistenten Axel im Jahr 1863 in Notizen des Isländers Arne Saknussemm eine Geheimbotschaft, wie man ins Innere der Erde gelangt. Mit ihrem Reiseführer Hans Bjelke begeben sie sich auf eine waghalsige Expedition und entdecken eine neue Welt.
BRONSON
Mit diesem Kollabo-Album erschufen ODESZA und Golden Features parallel ein gleichnamiges neues gemeinsames Projekt. Auf über zehn Songs vereint das befreundete Trio die dunkle, melancholische Verve von ODESZA mit dem komplementären Stil von Golden Features und kreiert damit – aus meiner Sicht – wohl das beste Stück House-Musikgeschichte. Hier treffen gewaltige Basstiraden auf eingängige, packende Melodien, ausschweifende Entspannungspassagen und wohl ausgewählte Gesangparts von namhaften Künstlern – unter anderem Totally Enormous Extinct Dinosaurs. Absolut perfekt zum Viben. Song-Highlight der Platte: „BLINE“.
