Das KirchnerHAUS meldet sich aus der Sommerpause zurück – und zwar mit einer brandneuen Ausstellung in Kooperation mit der Erich-Heckel-Stiftung in Hemmenhofen und dem Kunsthaus Apolda Avantgarde.
Im Mittelpunkt stehen die Werke von Erich Heckel, vornehmlich Aquarelle und Zeichnungen aus sechs Jahrzehnten seines Schaffens. Heckel war nicht nur zusammen mit Kirchner Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Brücke“, sondern ist auch ein substanzieller Protagonist des deutschen Expressionismus.
Erich Heckel beginnt 1904 das Architekturstudium in Dresden, wo er kurz darauf Ernst Ludwig Kirchner kennenlernt. Nur ein Jahr später bricht er das Studium ab und wird als Autodidakt Maler und Grafiker. Seine frühen, pastosen Werke sind von van Gogh und dem französischen Post-Impressionismus geprägt und er geht eine Zeit lang eine enge Ateliergemeinschaft mit Kirchner ein. Wenig später gründete er mit ihm, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl die Künstlergruppe „Brücke“. Unter Einfluss ebendieser kennzeichnen sich ab 1910 seine Arbeiten durch einen markanten Gruppenstil mit groben, kantigen Formen. Ausgehend von der Suche nach dem Ursprünglichen ist ein zentraler Bildgegenstand in den Werken der jungen Künstlergruppe der Mensch in Bewegung und der Akt in der Natur. In Schriftstücken, ebenso wie in Gemälden sind die zahlreichen Ausflüge an die Moritzburger Teiche bei Dresden, bei denen die Gruppe gemeinsam Modelle malte, belegt. Diesen Stil verwirft Heckel jedoch nur drei Jahre später nach der Auflösung der Brücke wieder, wobei er bis in die 1930er-Jahre Aktdarstellungen hervorbringt. In seinen Druckgrafiken findet Heckel schon früh zu einem eigenen Stil und seine Holzschnitte zählen zu den bedeutendsten des deutschen Expressionismus. Nach der Zersplitterung der Gruppe wandeln sich Natur- und Menschenbild des Künstlers, was sich auch auf seine Kreationen auswirkt. Fortan malt er zunehmend Landschaften, Städte- und Hafenansichten und Stillleben. In dieser Ausstellung gewähren Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken aus dem Erich-Heckel-Nachlass in Hemmenhofen einen Ein- und Überblick in das Schaffen und Gesamtwerk des Künstlers.
Begleitet wird die Ausstellung von einem Rahmenprogramm mit verschiedenen Vorträgen und Gesprächsformaten rund um Heckel, sein Leben und sein Wirken. So findet am Mittwoch, den 26.10.2022 um 18.00 Uhr das Bibliotheksgespräch „Heckel im Kirchnerhaus“ statt. Hier stellt Historiker Dr. Ulrich Schüren Bildbände aus der Sammlung des Kirchnerhauses vor und lädt zum Gespräch in der Bibliothek ein.
Kunsthistoriker und Kurator Dr. Andreas Gabelmann zeichnet am Mittwoch, den 09.11.2022 um 18.00 Uhr anhand von Erich Heckels Landschaften und Reisebildern den Weg des Künstlers, der quer durch Europa führte und sein Leben und Wirken prägte, nach. Denn die Auseinandersetzung mit Landschaft und Natur stehen im Fokus der künstlerischen Tätigkeit von Heckel. Seine Reisen führten ihn seit den 1920er-Jahren zu den verschiedensten Orten und Regionen. Später sind es insbesondere die Alpen, die Heckel zu einer Reihe Landschaftsdarstellungen inspirierten.
Dr. Brigitte Schad, Museumsleiterin Kirchnerhaus Museum, beleuchtet am Sonntag, den 08.01. um 15.00 Uhr das Spannungsfeld der Künstlerfreundschaft zwischen Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner. In seinem Wandgemälde „Lebensstufen“ porträtiert der Künstler seinen ehemaligen „Brücke“-Mitstreiter und Freund Ernst Ludwig Kirchner in der grotesken Gestalt des Roquairo – Jean Pauls Romanfigur. Das Bild spiegelt den komplizierten Charakter Kirchners, an dem die innige Freundschaft der zwei Künstler, wie sie nach ihrem kennenlernen in Dresden bestand, letztlich zerbrach.
Die Vorträge geben dabei fundierte Einblicke in Leben sowie Werk des Ausnahmekünstlers und ergänzen die umfassende Ausstellung.