BANDBESPRECHUNG 2|2011: SBASSTIC
Schräg. Schräger. Am Schrägsten. Die vier Jungs von Sbasstic sind eine dieser Bands, der das tragische Schicksal zuteil wurde, dass unsere Kleinstadt noch lange nicht für Musik dieser experimentellen Gattung bereit ist. Ihr Songbeitrag „Geröll“ auf dem letzten ABhörn-CD-Sampler gehörte sicherlich zu den eigenwilligsten Stücken der Compilation. Zusammen mit den Jungs von Fitzcarraldo und Couchanchair sind Sbasstic das wohl spannendste (und fordernste) Subkultur-Kollektiv, das in den musikalischen Katakomben unserer Stadt seinem Querdenker-Eigenleben frönt. Das Tragikomische: Däsch (Bass), Moe (Gitarre), Fish (Gesang) und Markus (Schlagzeug) zelebrieren diesen Wahnsinn schon seit 2002.
Und nun zur eigentlichen Aufgabe: Die Leser affine Musikbeschreibung einer völlig durchgeknallten Band … Fortgeschrittene Musik-Nerds nehmen beim Genuss der Sbasstic-Stücke vielleicht Genre-Bezeichnungen wie Break-Core, ADHS-Liedermaching oder Excess ’n’ Roll in den Mund. Die Band kann mit der Selbsttitulierung „Totgefahrener Elvis Rock“ aber auch ganz gut leben. Im Frühjahr dieses Jahres, vielleicht später, vielleicht früher – als Chaotentruppe mag man sich ja nicht festlegen – erscheint ihr zweites Album, produziert von Daniel Stenger, bekannt als DJ Flashbaxx. Außerdem dürfen sich die geselligen Knaben in die Riege illustrer Bands auf dessen Label „Baxxbeatmusic“ einreihen. Man bleibt unter sich. Würde diese Musik von Großstadtluft getragen, könnte man sich wahnwitzige Partys in den Kellerräumen dieser Nation vorstellen. Exzesse. Orgien. Stilechte Rock ’n’ Roll-Eskapaden. Denn trotz frisch zelebrierten Nihilismus’ steht hier die Selbstironie ganz weit oben – was sich in dem kaum zu vertuschenden Verkleidungsfetisch der Band zeigt.
Im zentralen Fokus ihrer Musik dominieren markante Basslinien, ständig unterbrochen von Samples, Zwischenspielereien oder Noise-Attacken. Eine nölige Jan-Delay-Gorillaz-Stimme singt und schreit, es wird in Primus-Manier gegroovt und im Motörhead-Lifestyle gefeiert. Ziemlich gaga geht es auch in den Texten zu. Da wird auch mal konsequent das Verweigern von Schlaf im selbst erklärenden Titel „Schlafentzug“ besungen oder genussvoll der Selbsthass in „Besser geht’s nicht“ zelebriert. Auch der Misanthropie wird ein hymnenhaftes Stück mit „Dear People“ gewidmet. Das konsequente Augenzwinkern der vier Cowboys bleibt Masche. Denn es ist der Spaß an der Sache, der zählt. Hier wird keine Musik komponiert. Hier wird Musik gebaut. Den Psycho-Bonus gibt’s übrigens gratis dazu. Für alle, die dieses Erlebnis der vertrackteren Art in seiner ganzen Chaoskomik virtuell-visuell erleben wollen, die schauen sich bitte dringendst das Low-Budget-Video zu „Stealth“ auf YouTube an. Und wer war dieser Jim noch gleich?