
BANDBESPRECHUNG 1|2015: KERIUM
Um das traditionelle Hard ’n’ Heavy-Äxteschwingen muss man sich in Aschaffenburg nicht sorgen. Metal blüht wie eh und je. Aktuell brodelt die Gerüchteküche und verspricht hörenswerte Bands, die in ihren Proberäumen bereits an keifigen, neuen Songs feilen, bevor sie sich 2015 der Öffentlichkeit präsentieren. Die schreibenden Kollegen von metal-aschaffenburg.de, die sich allesamt mit 100 Prozent ihres Herzbluts der Szene verschrieben haben, listen derzeit knapp 60 lokale Metalbands auf ihrem Online-Portal. Viele davon fristen allerdings ein Schattendasein in ihren Kellern oder gelten als inaktiv.
Mit den Aschaffenburger Newcomern von Kerium ist jetzt eine neue Band aus Phönix Asche entstiegen und wartet mit ihrem pluralistischen Stil aus Thrash- und Power-Metal sowie Einflüssen aus Black Metal und Schwermetall der älteren Schule auf, den Thron zu besteigen. Ihr Debütalbum „Deadline“ haben sie bereits im November vergangenen Jahres veröffentlicht. Und nein, diesmal regiert nicht wieder der prophezeite Vintage-Rock-Hype, sondern geerdete Instrumentenkunde in einem nie stagnierenden Genre.
Aber wofür steht Metal anno 2014 eigentlich für die fünf Musiker, allesamt in ihren Endzwanzigern? Geschlossen geben sie zu Protokoll: „Es mag sich abgedroschen anhören, aber Metal ist für uns nach wie vor ein Lebensgefühl. Metal steht für die Vielfältigkeit der Genres, Akzeptanz, Freiheit. Gleichzeitig aber immer der fortwährende Spaß an lauter und harter Musik sowie der gemeinsame Zusammenschluss nicht zur breiten Masse der Musikhörer und Musikmacher zu zählen. Wie jede andere Band, die sich in einer Subkultur zu Hause fühlt, wissen wir genau, dass es unmöglich ist, einen bestimmten Stil spielen zu wollen und damit alle Hörergruppen übergreifend anzusprechen.“ In Kerums Reihen finden sich daher auch Wahl-Sozialisten, leidenschaftliche Informatiker, Bart-Modelle, Kapitalisten und Hobby-Misanthropen. Wer nach Klischees und Biervernichtungsmaschinen sucht, wird hier ebenso fündig.
Einen Mythos um sich selbst will die Band erst gar nicht kreieren. Ihr größter Vorteil ist – neben der vollständigen Hingabe zum Genre – nach wie vor ihre Unbekümmertheit. Als Grenzgänger machen sie dabei auch eine gute Figur. Das Jahresziel: Livegigs bis die Finger bluten. „Wir wissen jetzt gut genug, wie es sich anfühlt, im Proberaum oder Studio zu sitzen und die Songs bis ins Detail zu perfektionieren. Die angestaute Energie muss jetzt raus! Wir sind uns für nichts zu schade.“
Konzertveranstalter sind hiermit offiziell aufgerufen, die unbändigen Metaller aus der Provinz in eine haarige Saison zu führen. Die Mannen ganz ohne Core und Retro haben hinter ihren Metal ein saftiges Ausrufezeichen gesetzt. Packende Stampfer-Hymnen natürlich inklusive!