BANDBESPRECHUNG 9|2014: THE WILD RUMBLE
Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Und wenn man es wie die vier Jungs von The Wild Rumble macht, kann man eigentlich nur gewinnen. Mit ihrer ersten EP „Only Colossus“ hat die frisch gegründete Band selbstbewusst aus dem Stand heraus gleich mal Großes vollbracht: Ihr Song „Saint“ steht für ein überschäumendes Jetzt-und-Hier-Gefühl und melancholischen Post-Sommer-Blues. Und auch die weiteren vier Songs zeugen von einer soliden Grundqualität irgendwo zwischen The-Gaslight-Anthem-Euphorie und Queens-Of-The-Stonehenge-Riffparade. Pate stehen auch nach wie vor The Rolling Stones; soll mal einer sagen, die Alten haben keinen Einfluss mehr auf die jüngere Generation. Und lehnen wir uns zu weit aus dem Fenster, wenn wir behaupten, dass wir in The Wild Rumble die wahrscheinlich interessanteste Neuentdeckung des Jahres sehen? Definitiv nicht, dafür steh’ ich mit meinem Namen!
Momentan werkelt die Band still und konzentriert an neuer Musik, erst für Ende des Jahres sind Konzerte angekündigt. Lange war es ruhig in Aschaffenburg, wenn es um ohrwurmträchtigen Alternative Rock und hymnischen Sommer-Punkrock ging. Da fehlte was. Jetzt schließen The Wild Rumble die Lücke.
Nachdem die Hardcore-Vergangenheit zuletzt mit Together und ihrem rifflastigen Rock-Einschlag auf Eis liegt, besinnt sich Gitarrist Yannick Pfarr zur Akustikgitarre zu greifen. Klar, die Verflossene steht im Mittelpunkt. Echte Gefühle und Männersorgen bestimmen die Szenerie. Man(n) trauert, will verarbeiten, findet Schmerz. Währenddessen bemerkt der Mittzwanziger, dass er doch ganz gut singen kann und rekrutiert seinen alten Bandkollegen Benedict Vorbeck. Zusammen mit zwei weiteren Musikern komplettiert man das Line-up und entschließt sich spontan zu einer Recording Session in der Soundschmiede Baxxbeat Music. Die Chemie stimmt, das Rohmaterial überzeugt, die Songs sind klasse.
Was als Nebenprojekt begann wird schnell zur vollwertigen Band erklärt. Man lebt und musiziert. Und so schreibt das Leben seine besten Geschichten ganz ohne Soaps. „Ich hab’ soeben einen Song über Affären fertiggestellt. Darin thematisiere ich die Schönheit und Vergänglichkeit der Liebe. Wollen wir nicht alle auf die Regeln der Gesellschaft scheißen, was Beziehungen angeht? Suchen wir nicht alle einmal nach dieser Eskapade?“, so Pfarr im Gespräch. Textlich wird gelebt und gelitten, verteufelt und gejagt. Und eigentlich brauchen die Songs nie wirklich mehr als Gitarre, Bass, Schlagzeug und Pfarrs Stimme, um diesen unbändigen „Schrei des Schmetterlings“ erklingen zu lassen.
Wer Lust auf Freiheitsdrang hat, bekommt hier die Vollbedienung. Freuen wir uns also auf ein bald erscheinendes Album, das diese ungeheure Lebenslust in Worte und Musik packen kann.