BANDBESPRECHUNG 5|2015: THE GRAND SHEEP
Was am Musikbusiness nervt? Vielleicht die Tatsache, dass sich Scharen unbekannter Bands viel zu ernst nehmen und den puren Spaß an der Quintessenz des Musizierens verlieren? Gut möglich. Sich selbst auf die Schippe nehmen, in krassem Kontrast zur grassierenden Arroganz der Szene stehen und trotzdem hochwertige Sounds abliefern – in diesem Auftrag missionieren The Grand Sheep die hiesige Musiklandschaft. Mehr Sein als Schein lautet das Motto.
Offiziellen Angaben zufolge fand das Quartett dank einer namhaften Online-Singleplattform zueinander, auf der sich Akademiker und verzweifelte Singles mit Niveau in einsamen Nächten herumtreiben. Ihren gemeinsamen Nenner fanden sie im Bierkonsum sowie in der Kunst Joseph Beuys’ und so rotteten sie sich zusammen, ihre ganz eigene „Fettecke“ zu schaffen. Wie romantisch!
Und da gut Ding bekanntlich Weile haben möchte, wurde das Debütalbum „The Grand Sheep“ über zwei Jahre geschrieben, eingespielt und produziert. Den Stil kann man als eine wohldosierte Mischung aus Alternative und Prog-Rock definieren. Die virtuosen Gitarren- und Keyboardflächen werden von pathetischen Worten über zornige Schafe, verkaterte Vampire und einen Typ mit leuchtenden Zähnen umschmeichelt. Schilderungen ganz normaler Alltagssituationen eben … Der singende Keyboarder Florian Rickert zum dubiosen Namen der Band: „Wir waren uns ziemlich sicher, dass The Grand Sheep einer der Hauptcharaktere in Dante Alighieris Meisterwerk „Göttliche Komödie“ war und wollten so unseren präklassizistischen literarischen Intellekt manifestieren.“ Diese Annahme hat sich nachträglich leider als völlige Fehlinformation offenbart, doch da waren die Namensrechte bereits gesichert und die Combo schlichtweg zu stolz für eine Richtigstellung. Es gab immerhin einen Ruf zu verlieren.
Wie es sich für eine ordentliche Rockband gehört, wird die Rhythmussektion (Bass und Schlagzeug) standesgemäß unterjocht und hat bei demokratischen Entscheidungen keinerlei Mitbestimmungsrecht. Bassist Alex Röckl und Drummer Christoph Bäckmann haben sich mit ihrer Situation abgefunden, sie hätten ja auch ein richtiges Instrument lernen können. Gitarrist Falk Hofmann über die anarchischen Zustände innerhalb des Bandgefüges: „Über das Arrangement wird bis zum finalen Ergebnis diskutiert. Und es wird viel diskutiert. Ansonsten macht jeder, was er will.“
Verhältnisse wie im Free Jazz also. Der Zukunft blicken The Grand Sheep absolut optimistisch entgegen. Musikalisch sieht der Vierer kein Verbesserungspotenzial mehr, lediglich an ihrem Sexappeal wollen die Herren noch arbeiten. Lockere Sache!