BANDBESPRECHUNG 10|2014: ASCHAFFENBURGER JAZZ BIGBAND
Vor einem Vierteljahrhundert klingelt irgendwo am Untermain ein Telefon. „Stellen Sie bitte für die Städtische Musikschule eine Bigband zusammen“, lautete sinngemäß der Auftrag des damaligen Leiters der Musikschule und heutigen Chefs des Kulturamts, Burkard Fleckenstein. Adressat war ein gewisser Peter Linhart, Ausnahmesaxofonist und damals wie heute unter den handverlesenen Topinstrumentalisten des Rhein-Main-Gebiets zu finden. Und dieser lässt sich nicht zweimal bitten, trommelt 20 Musiker zusammen und beginnt mit den Proben. Noch heute leuchten seine Augen, wenn er von dieser Zeit erzählt, die Euphorie für dieses Projekt ist ihm bis heute erhalten geblieben. Wie auch bei vielen seiner Mitstreiter, denn immerhin ist nach wie vor fast die Hälfte der Gründungsmitglieder mit an Bord, was einer beachtlichen Quote entspricht. Erste öffentliche Auftritte folgen, bei denen das Potenzial bereits deutlich zu erkennen ist. Doch Peter Linhart will mehr. Akribisch arbeitet er mit seinen Mitstreitern am musikalischen Fundament und formt eine Einheit, bei der neben den handwerklichen Fähigkeiten stets auch der Spaß am großen Klangerlebnis bestens herauszuhören ist.
Zweimal im Laufe der letzten zweieinhalb Dekaden wird der Output auf CD gebannt und beide Male schafft es die Formation, sich dazu große Namen des Genres mit ins Studio zu holen. 1996 begleitet der weltweit renommierte Saxofonist Charlie Mariano das Ensemble bei der Produktion und 2002 teilen sie sich den Aufnahmeraum mit keinem geringeren als Earnie Watts (Aretha Franklin, Rolling Stones, Frank Zappa etc.). Da wäre doch eine dritte Veröffentlichung inzwischen längst überfällig? „Wir konzentrieren uns lieber auf die musikalische Weiterentwicklung der Band“, sagt Linhart. Gemeint sind damit Workshops und Konzerte, zu denen man sich die großen Namen der Szene nach Aschaffenburg holt. Dieses Prinzip hat zu einer Referenzliste geführt, die Jazzfreunden nicht nur das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, sondern für eine amtliche Springflut am Zäpfchen sorgen dürfte: Bob Mintzer, Wolfgang Dauner, Peter Herbolzheimer, Gunter Hampel, Rick Margitza, Rob McConnell und Till Brönner sind dort unter anderem zu finden. Dieses Namedropping in Verbindung mit dem Niveau und der Struktur der Band macht sie in ihrer ursprünglichen Eigenschaft als Musikschulprojekt deutschlandweit wohl einzigartig.
Von der musikalischen Klasse kann man sich beim anstehenden Jubiläumskonzert am 5.10. im Stadttheater überzeugen. Gemeinsam mit dem Gitarristen der hr-Bigband, Martin Scales, wird Peter Linhart mit seinen Mannen sowohl ein neu erarbeitetes Repertoire präsentieren, als sich auch schwerpunktmäßig mit dem Werk der Jazz-Legende Pat Metheny auseinandersetzen. Damit will Linhart ein Zeichen setzen, dass die Jazz BigBand noch lange nicht müde ist: „Es gibt noch so viel geile Musik, die gespielt werden will …“