BANDBESPRECHUNG 02|2012: BACK FROM THE GRAVE
Betrachtet man die Fotos von Back From The Grave schnalzen Horrorfilm-Nostalgiker mit der Zunge und wünschen sich eine Romero-Welt in Schwarzweiß zurück. Da poppen die alten Helden jener B-Movie Ära vor dem geistigen Auge auf: Bela Lugosi, Vincent Price, Bruce Campbell. Seit ihrer Gründung 1998 kokettiert die von Besetzungswechseln geplagte Band mit der Ästhetik alter Universal-Streifen. Früher trug man den Sänger auch schon mal im Sarg auf die Bühne. Doch die morbiden Spielchen sind nur Mittel zum Zweck. Verschrieben hat sich das siebenköpfige Kollektiv – mit Mitgliedern von Fitzcarraldo, Blutjungs und Musikern aus dem Beatbaracken-Umfeld – den kultigen, ganz undüsteren Songs der namensgebenden Garagerock-Samplerreihe aus den 60ern (Vinylfans geraten jetzt schon wieder ins Schwitzen). „Mit der Zeit entwickelten wir uns aber zu einer verwegenen Rockkapelle, die ihr Repertoire aus verschüttetem Liedgut der Musikhistorie schöpft und das gefährliche im Rock ’n’ Roll propagiert“, verrät uns Sänger Melvin.
Für viele Aschaffenburger Festivalgänger ist die konzeptionelle Coverband längst Kult. Ihre Auftritte zu später Stunde und die lang boykottierte Online-Existenz bestärken den Mythos. Die Band weiß wie man sich spannend inszeniert. Und trotzdem sind BFTG ein reines Spaß- und Hobbyprojekt Aschaffenburger Musiker. Eine Platte mit eigenem Material wird es niemals geben, dafür seien ihre nummerierten und mit Liebe verpackten EPs jedem Musiksammler ans Herz gelegt. Melvin: „Die Scheiben gehen bewusst nicht in den kommerziellen Verkauf, weil jedes einzelne Exemplar (im Speziellen das Cover) in akribischster Handarbeit gefertigt wurde. Aufgrund der immensen Schnittverletzungen bei der Herstellung haben wir die Produktion eingestellt, deshalb gibt es die EP nur in einer begrenzten Stückzahl. Außerdem: No Sympathy for the Music Industry!“ Ergattern kann man die letztjährige Veröffentlichung „We died 200 times“ mit großartigen Hommagen an David Bowie, The Rolling Stones oder The Sonic übrigens im Banana-Boot oder auf Anfrage auf ihrer Facebook-Seite.
Derzeit tüfelt die Band an neuen vergessenen Hits aus der Zeit als „Musik noch Musik“ war und hat ihr Faible für Unplugged-Shows entdeckt. Ihre raren Auftritte tragen zum gewissen Legendenstatus bei. Konzerte im lokalen Raum sind zwar geplant, aber überregionale Gigs stehen derzeit im Fokus. Warum also ein FRIZZ-Feature über eine Band, die fast keiner kennt? Ganz einfach, weil das hier eine scheißgeile Gruppe mit definitiver Hingabe zur Musik ist. Sie kratzen „Schorf von der Narbe der Vergangenheit und reißen mit Wollust neue Wunden auf“. Merkt euch den Namen, ihr Kinder der Nacht. Endlich mal wieder ein Anlass, Schwarz zu tragen. Diese Band live zu erleben, sollte auf jeder To-Do-Liste des Jahres stehen. Journalistische Objektivität? Äh ja. Darauf erstmal einen Biss in die Fledermaus!