© Sabrina Hezam
Hummel
Seit Juli 2017 ist Aschaffenburg bei der Initiative „Deutschland summt!“ dabei. Vor allem dieses Jahr sind viele Veranstaltungen und Aktionen geplant, um Bienen und Insekten vor dem Aussterben zu retten und unsere Natur wieder etwas bunter zu gestalten. Jeder kann dafür etwas tun – was das ist, hat uns der Aschaffenburger Daniel Feldmann verraten. Der 36-Jährige arbeitet hauptberuflich beim Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg und ist nebenbei ehrenamtliches Mitglied des LBV (Landesbund für Vogelschutz Bayern e. V.). Außerdem gehört er gemeinsam mit Hannah Diehl von der Stadt Aschaffenburg und Walther Peeters vom Bienenzuchtverein Aschaffenburg-Damm zum Bündnisteam von „Aschaffenburg summt!“.
FRIZZ Das Magazin: Wer kümmert sich in Aschaffenburg um die Honig- und Wildbienen sowie Insekten?
Daniel Feldmann: Naturschutzverbände, Imker und die Stadt haben sich mit dem Thema „Insektenaussterben“ auch schon vor „Aschaffenburg summt!“ ausgiebig beschäftigt. Doch speziell mit dem Projekt soll alles gebündelt werden und Sachen, die vorher auch schon gemacht wurden, unter einem Titel laufen.
Wie kam es zum Interesse an „Deutschland summt!“? Wer oder was war die treibende Kraft?
Die Idee kam tatsächlich von verschiedenen Seiten. Man hatte sich sowieso schon überlegt, was man gemeinsam zu bestäubenden Insekten machen kann. Der LBV, die Stadt und der Bienenzuchtverein haben sich dann letztendlich zusammengetan, um dieses Projekt und die Ziele weiter zu verfolgen. So ist man eben auf „Deutschland summt!“ gestoßen.
Gab es irgendwelche besonderen Aufnahmekriterien?
Es gibt einen Kooperationsvertrag, den die Stadt mit „Deutschland summt“ geschlossen hat. Darin steht, wozu man sich verpflichtet, was die Voraussetzungen sind und was in dem Projekt gemacht werden soll.
Kurz und knapp: Wie lautet die Intention des Projekts?
Der Grundtenor besteht darin, das Thema Stadtnatur in den Fokus zu bringen und im Kontext von „Aschaffenburg summt!“ für eine bienenfreundliche Stadt zu sorgen. Einmal etwas aktiv zu unternehmen, um das Bienen- und Insektensterben zu verhindern, aber auch, um grundsätzlich die Themen biologische Vielfalt und entsprechend auch Stadtnatur anzubringen. Das geht um Aktionen wie Blühflächen anzulegen, um das Stadtbild natürlicher zu machen und zu verschönern. Das menschliche Auge hat ja auch etwas davon! Der andere Punkt ist die Richtung Umwelt und Bildung: Dass man eben etwas Bewusstsein schafft, dazu aufruft, dass jeder mitmachen kann. „Summen Sie mit?“ ist der Slogan! Jeder kann sich so ein bisschen überlegen, was er machen kann.
Was kann denn jeder Einzelne zur Unterstützung „einfach“ machen?
Es ist erst einmal wichtig, dass man irgendwo anfängt! Wenn jeder ein kleines Zeichen für die Natur setzt, bringt das im Großen eine ganze Menge. Mein Grundtenor: Kleine Schritte sind immer besser als keine. Aber generell kann man schauen, dass man heimische Pflanzen, vor allem Blühpflanzen, verwendet, die für die Bienen dann auch nutzbar sind und als Nahrung herhalten können. Strukturen sind immer wichtig, denn die Biene muss ausreichend Nahrung durch das Blütenangebot finden können – aber auch Nistplatzmöglichkeiten haben. Dabei sind Strukturen im Garten wie Trockenmauern, Totholzhaufen, ein kleiner Teich, ein Sandhaufen wichtig, weil die Insekten einen relativ eingeschränkten Bewegungsradius haben, maximal 300 Meter. Sie brauchen also sowohl Futterpflanzen als auch Nistmöglichkeiten in relativ naher Nachbarschaft zueinander. Und eine natürlich grundsätzliche Geschichte: Ohne Gifteinsatz gärtnern!
Trend Insektenhotel: Nützlich und wenn ja, worauf sollte man dabei achten?
Auch auf einem kleinen Balkon kann man darauf achten, was man auswählt, dazu zählt gerne auch ein Insektenhotel. Vor allem bei der Umweltbildung mit Kindern sind solche Teile praktisch, da man mit ihnen aktiv etwas macht, das sie später auch „mitnehmen“ können. Man muss nur beachten, dass es ein geeignetes ist, denn nicht jedes Hotel aus dem Baumarkt erfüllt die Kriterien und ist dann auch gut nutzbar für die Biene. Hierzu findet man auf unserer Homepage eine Checkliste.
Mit wem wird regional zusammengearbeitet, um das Projekt zu stemmen?
Ziel ist es, dass einfach möglichst viele mitmachen. Die Bündnispartner sind klar LBV, Stadt und Bienenzuchtverein. Wir hatten in diesem Jahr außerdem schon zwei Workshops, in dem wir jeweils verschiedene Verantwortlichen von Naturschutzvereinen, Verbänden, Behörden und aus Bildungseinrichtungen sowie kirchlichen Einrichtungen eingeladen haben, um das Projekt vorzustellen und zu hören was bei wem sowieso schon läuft. Beim zweiten Treffen haben wir versucht Projekte und Ideen zu entwickeln, die dann jetzt nach und nach umgesetzt werden sollen. Da haben wir wirklich schon einiges für dieses Jahr zusammen gekriegt. Wir sehen auch, dass viele andere einsteigen möchten, wie das JUKUZ mit dem Bauen von Insektenhotels, einem Filmprojekt oder der Pflanzenverschenkbörse. So hoffen wir, dass dann weitere dazukommen und sich dem Projekt anschließen.
Gibt es Subventionen vom Bund oder vom Staat?
Eine richtige Subvention gibt es leider aktuell nicht. Bisher ist die Finanzierung über die Projektpartner gelaufen. Wir freuen uns natürlich, wenn wir weitere Unterstützer, Förderer und Sponsoren irgendwie bekommen können, die vielleicht nur ein Teilprojekt unterstützen oder Infotafeln aufstellen. Wir wollen natürlich schon schauen, ob wir aus irgendwelchen Fördertöpfen etwas bekommen können, aber eine direkte Subvention gibt es leider nicht. Wir probieren einfach uns zu vernetzen und Leute reinzubekommen, aus Bereichen wie Gartencentern, die eventuell mal Pflanzen zur Verfügung stellen oder Infomaterial auslegen.
Kannst du uns ein gutes Beispiel für Bienen- und/oder Naturschutz hier geben?
Das Projekt in Kooperation mit der Privaten Wirtschaftsschule Kraus fand ich ganz schön. Da haben die Schüler erst eine Blühfläche in der Aschaffaue in Damm angelegt und betreut. Im Anschluss wurde ein großes Insektenhotel gebastelt. Dabei waren der Obst- und Gartenbauverein Johannesberg und der LBV. Die Stadt stellte das Grundstück zur Verfügung. Wir haben damit beim Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“ teilgenommen und haben in der Kategorie „Kommunale Flächen“ den zweiten Platz belegt. Ich denke, das war eine schöne Auszeichnung für das Projekt und die Schüler, die sich wirklich engagiert eingebracht haben und belohnt worden sind.
Wo findet man Ansprechpartner von „Aschaffenburg summt!“?
Es gibt Flyer und Broschüren zum bienenfreundlichen Gärtnern als auch spezielle Infos über Wildbienen. Weitere Details haben wir z.B. auf dem regionalen Apfelmarkt, beim LBV-Jubiläum und dem Vortrag im Martinushaus bereitgehalten. Auf unserer Homepage sind alle Termine gelistet, wo man uns finden wird. Samentütchen mit einer speziellen Mischung für wirklich bienennutzbare heimische Blütenpflanzen wurden zum leichten Einsäen außerdem produziert. So versuchen wir Stück für Stück, Aschaffenburg und Umgebung ein bisschen zum Blühen und Summen zu bringen.
Ist „Aschaffenburg summt!“ als langfristiges Projekt gedacht?
Auf jeden Fall, es soll jetzt in jedem Jahr Aktionen und Projekte geben. Wir schauen einfach, dass wir mit der „Bienen-PR“ so viel Leute wie möglich erreichen. Ideen gibt es jede Menge, aber wir können nicht alle sofort umsetzen. Wir schauen immer, dass wir uns ein Projekt aussuchen, es umsetzen und dann das nächste angehen, um so weiter zu kommen.
Was gibt es noch zu sagen?
Die Biene ist nur symbolisch für alle bestäubenden Insekten zu sehen, quasi die Botschafterin. Da fällt alles so ein bisschen drunter. Außerdem sind wir absolut offen für Unterstützung, ehrenamtliche Mithilfe und neue Ideen. Handwerker für das Bauen von professionellen Insektenhotels sind immer gerne gesehen! Jeder kann sich einbringen, im Garten oder auf dem Balkon, einfach einen Anstoß auch im Privatleben geben. Der Anfang ist jetzt gemacht, es ist gut angelaufen. Ansonsten ist es wirklich ein schönes Projekt, in dem die Zusammenarbeit von allen Beteiligten auch einfach gut läuft.
Besten Dank für das Gespräch!
Gern geschehen!
Am Sa., 5.5., 11 Uhr findet im Rahmen der Eröffnung der neuen Umweltbildungsstation in Schweinheim ein Aktionstag von „Aschaffenburg summt!“ mit viel Drumherum statt.