21, liebe Leser. Merkt euch diese Zahl! Sie entspricht nicht nur exakt der Anzahl von Ultras bei Heimspielen des VfL Wolfsburg, sondern hat für Frank Dietzel ebenfalls eine besondere Bedeutung – wenngleich er über die 21 nur müde lächeln kann. Doch dazu später mehr.
Frank Dietzel ist Gründer der Firma „Virus“, die seit über 30 Jahren im Großwallstädter Industriegebiet Snowboards und Skier herstellt und mit ihren Produkten eine nach wie vor stetig wachsende Fangemeinde quer über den gesamten Globus versorgt. Angefangen hat das alles Mitte der 80er Jahre auf mehr oder weniger verschneiten Hügeln im Spessart. „Ursprünglich komme ich vom Surfen und mein Problem war immer: Was machst du als Surfer im Winter?“, erinnert sich Frank und erzählt von den ersten Geh- bzw. Boardversuchen. „Kaufen konnte man zu dieser Zeit richtige Snowboards bei uns noch nicht, also haben wir uns die Dinger einfach selbst gebaut“. Mit „wir“ meint Frank seine alte, 4-5-köpfige Clique, mit denen er mit den ersten Eigenbauten die Hänge der Region unsicher machte. „Leim und Schraubzwingen hatten wir immer dabei, weil ständig was kaputt ging“, lacht Frank und ergänzt, dass es natürlich auch noch keine richtigen Boots gab. „Wir haben da die wildesten Ideen entwickelt und sind mit Bundeswehrstiefeln und Ähnlichem auf die Bretter gestiegen.“ Klingt nach ziemlich viel gedehnten Bändern und gestauchten Gelenken. Doch das Feuer war damals schon entfacht und Frank macht ernst. Der gelernte Feinmechaniker studiert Kunststofftechnik und fängt bereits während dieser Zeit an, jede freie Minute in seiner Werkstatt zu verbringen. Er tüftelt an Verbesserungen und Optimierungen, experimentiert mit Werkstoffen und knüpft Kontakte zu Lieferanten, die ihn mit den wichtigsten Bestandteilen eines sehr guten Snowboards versorgen. 1987 verkauft er die ersten Boards und erntet sofort euphorische Kritiken. Aus einer davon leitet sich auch der Firmenname ab, der sich inzwischen zu einem Markennamen von weltweitem Renommee entwickelt hat – auch in Sachen Skiern, die Virus ebenfalls produziert.
Technischer Vorsprung made in Großwallstadt
Maßgeblichen Anteil daran hat ein Umstand, der auf den ersten Blick nahezu logisch erscheint. Denn Frank Dietzel ist aufgrund seiner Vita ein wahrer Pionier und Pioniere haben nun mal naturgemäß einen technischen Vorsprung. Die große Kunst ist es, diesen Vorsprung auch zu halten. Eine Kunst, die Frank bis heute mit Bravour gelingt. „Ich habe schon ein paar Mal gedacht, dass ich jetzt das perfekte Board gebaut habe und es nicht besser geht. Aber dann fange ich wieder an zu tüfteln und merke, dass da immer noch was geht“. Ein weiteres Indiz für den Innovationsvorsprung, den Virus seit seiner Gründung innehat, ist die Tatsache, dass die großen industriellen Hersteller Produktdetails aus der Werkstatt in Großwallstadt kopieren, was wiederum „Segen und Fluch zugleich“ ist. Bleibt also die ungebrochene Motivation, der Konkurrenz auch weiterhin immer eine Skilänge voraus zu sein: seinen Kunden absolute Zufriedenheit und unerreichten Fahrspaß zu garantieren.
Zufriedenheit trifft Fahrspaß
Auf diese zwei Attribute lohnt es sich etwas genauer zu schauen. Klar, beides ergibt sich auch aus der Qualität des Endprodukts. Aber eben nicht nur! Zur Zufriedenheit gehört zum Beispiel auch der Service, der bei Virus schon vor der Kaufentscheidung beginnt. Denn Frank Dietzel legt größten Wert auf das Custom-Shop-Prinzip, nachdem seine Manufaktur agiert. Jeder Kunde bekommt sein ganz individuell auf ihn abgestimmtes Sportgerät, das gemeinsam „entwickelt“ wird: Am Anfang steht eine Art Interview, in dem Punkte wie Fahrkönnen, Einsatzzweck, Größe, Gewicht und persönliche Präferenzen bis hin zu den bevorzugten Skigebieten abgefragt werden. Nur so kann Virus das perfekte Board oder den wirklich passenden Ski anfertigen. Den Bauprozess kann der Kunde in der „gläsernen Produktion“ auf Wunsch komplett begleiten und hat darüber hinaus auch Einfluss auf optische Gesichtspunkte wie Design und Farbgebung. In Sachen Fahrspaß liegt das Geheimnis in der Physik. „Unsere ganzen Produkte basieren auf physikalischen Gesetzen. Industriell gefertigte Skier zum Beispiel performen beim Carven nur in bestimmten Radien zufriedenstellend. Was dann den vielgesehenen Effekt mit sich bringt, dass die Fahrer bei anderen Kurvenformen auch mal wie von einer Springfeder angetrieben aus der Bahn gehoben werden.“ Bei Virus gibt’s das nicht, denn die Radien sind selbst bestimmbar, was nicht nur den Eisgriff erhöht und somit das Risiko senkt, sondern „aus mittelmäßigen Fahrern gute Fahrer macht“ sagt Frank selbstbewusst. Und fasst das Leitbild zusammen: „Bei uns ist der Fahrer stets Pilot und nicht Passagier!“
Die lächerliche 21
Kommen wir mal zur eingangs erwähnten, wundersamen Zahl 21. Denn diese hat unheimlich viel Aussagekraft, wenn es um ein weiteres Qualitätsmerkmal geht, nämlich die Haltbarkeit. 21 lächerliche Tage ist tatsächlich die durchschnittliche Lebensdauer eines industriell gefertigten Boards oder Skis, und das auch im gehobenen Preissegment ungelogen! 21 Tage, das entspricht bei einem durchschnittlichen Pistensportler einer Einsatzzeit von zwei bis drei Jahren. Bei Virus sprechen wir im Gegensatz dazu von einer Lebensdauer von durchschnittlich 150 Tagen, also dem mehr als siebenfachen. Frank Dietzel legt also nicht nur größten Wert auf Innovation und Service, sondern auch auf allerhöchste Handwerkskunst und nicht zuletzt die verwendeten Materialien. Letztere bezieht er im Übrigen so nachhaltig wie möglich, achtet auf recycelbare Zutaten, zertifizierte Hölzer sowie auf kurze Lieferwege und denkt auch sonst über den Tellerrand hinaus: Geheizt wird die Manufaktur beispielsweise mit Restwärme der Produktion sowie mit den zugehörigen Holzabfällen. Es gibt also viele gute Gründe für Snowboards und Skier made in Großwallstadt. Und dementsprechend viele gute Fahrer weltweit, die auf den Virus unter ihren Boots schwören. So gehören nicht nur treue Privatkunden, teilweise schon in zweiter und dritter Generation, zum Kundenstamm, sondern auch namhafte Profis bis hin zu Weltcup-Fahrern. Wer sich näher informieren möchte, ist in der Virus-Manufaktur herzlich willkommen, oder testet die Produkte bei einem der regelmäßigen Testevents in der Nähe (Rhön) oder in einem der bekannten Skigebiete (u. a. Sölden) gleich in der Praxis. Doch Vorsicht: Ist ansteckend!