
©Björn Friedrich
ABtown Houzeband
Wir wissen nicht, ob sich Aschaffenburgs Chefbläser und March Mellows-Speerspitze Klaus Appel der Tragweite bewusst war, als er 1997 mit der Idee schwanger ging, mit einem launigen Grüppchen der besten Musiker unserer Region einmal im Monat gemeinsam und öffentlich zu jammen. Denn die daraus entstandene Houzeband feiert im September ihr sagenhaftes 20-jähriges Jubiläum und – das ist die viel wichtigere Tatsache – ist noch genauso herzblutbefeuert und anziehungskräftig wie in den Anfangstagen.
Apropos Anfangstage: Neben Klaus Appel am Saxofon fand sich mit Martin Geiberger (Drums), Flippo Staab (Bass), Maurice Nicholls (Gitarre) und Jürgen Wüst (Keys) die Beletage der heimischen Muckerriege zu den (damals sogar noch wöchentlich stattfindenden) musikalischen Kuschelstunden im Klimperkasten ein. Nach der Schließung des Klimperkastens brachte die Band im bis heute gültigen Monatsrhythmus zunächst für vier Jahre den Colos-Saal zum Beben und erspielte sich ab dem ersten Tag einen beachtlichen Anteil an Stammgästen, die bereits für Monate im Voraus dicke Kreuzchen an den Tagen der Bandsessions in ihre Kalender setzen.
Und das aus gutem Grund: Neben der maßstabsetzenden musikalischen Qualität der jeweiligen Jams war und ist es bis heute die fantastische Auswahl an stets wechselnden Gesangsgästen, die diese Houzeband-Abende zu beeindruckenden, mitreißenden und im wahrsten Sinne des Wortes einzigartigen Hör- und Gefühlserlebnissen macht.
Denn eine ansonsten ebenso inflationär benutzte wie oft genug irreführende Beschreibung ist bei den Herren Wüst & Co. ein unumstößlicher Fakt: Kein Houzeband-Auftritt ist wie der andere. Zum einen lässt sich die Band bei ihren Coverversionen rarer Perlen der Musikgeschichte stets gegenseitig genug Freiräume für Solis, Jampassagen oder spontane Exkursionen in andere Stilrichtungen (heute würde man von Remixen sprechen) und tobt sich dabei mit unfassbarer Leichtigkeit und Spielfreude aus.
Zum anderen versteht sie sich ebenso perfekt darauf, die Gäste am Mikro durch ihr dynamisches Zusammenspiel glänzen zu lassen – ein Umstand, den nicht nur unzählige Vokalakrobaten aus der erweiterten Region zu schätzen wissen, sondern auch schon den ein oder anderen größeren Namen ans Houzeband-Mikro trieb.
Und so kam es, dass die Band bereits gefeierte Abende mit Künstlern wie Ayman, Lucy Diakovska (Ex-No Angels), Leon Grosch, Joe Whitney, Debbie Lee, Donny Vox, Oliver Hartmann, Stephan Ullmann, Alex Auer, Kolinda Brosovic, Oli Roth, Iva Sunday oder Großmeister Edo Zanki verbrachte.
Heimathafen reloaded
Nach dem Tod von Gitarrist Maurice Nicholls und einer damit einhergehenden Pause fand die Houzeband 2009 zunächst im Sedgwick eine neue Wirkungsstätte, bevor sie wieder in ihren Heimathafen im Roßmarkt einlief und dort jeden ersten Mittwoch im Monat zu sehen und zu hören ist.
Neben den nach wie vor aktiven Gründungsmitgliedern Jürgen Wüst und Martin Geiberger gehören seit geraumer Zeit mit Alex Heilmann (Bass) und Markus „MV“ Vollmer (Gitarre) zwei der erfolgreichsten Instrumentalisten der Aschaffenburger Szene zur Stammformation, was wiederum auch der vokalakustischen Gästeliste nicht abträglich ist, akquiriert die Band doch seit Gründungstagen ihre musikalischen Gäste aus dem unendlichen Pool an Gesangsgrößen, mit denen die Houzebandmucker in ihren anderen Projekten zusammenarbeiten. Und dieser ist mit dem Arbeitsumfeld eines „MV“ (unter anderem „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“/VOX und Mitglied der Gregor-Meyle-Band) und dank Alex Heilmann (stand unter anderem schon mit Herbert Grönemeyer, Marius Müller-Westernhagen, Sasha oder Sarah Connor auf der Bühne) garantiert nicht kleiner geworden.
Doch was erwartet die Besucher beim Jubiläumsgig, den die Band im besonderen Ambiente des Aschaffenburger Stadttheaters spielt? „Wir möchten einen Querschnitt der bisherigen 20 Jahre auf die Bühne bringen“, verrät uns Drummer Mar- tin Geiberger, „und da freut es uns natürlich besonders, dass die beiden weiteren Gründungsmitglieder Klaus Appel und Flippo Staab sich als Gäste angekündigt haben. Des Weiteren werden wir auch eigenes Material von Jürgen Wüst und Markus Vollmer auf die Bühne bringen.“ Und natürlich wird die ABtown Houzeband auch wieder tolle Gastsänger am Start haben, zur Jubishow derer gleich vier, anstelle der gewohnten zwei.
Novum Bandprobe
Und das alles so spontan wie vor zwei Jahrzehnten im Klimperkasten? „Nee, das nicht“, lacht Martin und erzählt, dass „wir schon seit einigen Jahren am Showtag mit unseren Gästen die Setlist kurz anspielen und bestimmte Passagen proben. Anders wäre das heutzutage gar nicht mehr machbar.“ Umso bemerkenswerter, dass er über diesen Umstand auf eine echte Premiere der Houzeband zu sprechen kommt: „So wie es aussieht, werden wir vor dem Jubiläumstermin tatsächlich mal eine wirkliche, echte Bandprobe machen. Ob du es glaubst oder nicht – das wäre die allererste in 20 Jahren Houzeband!“ Wer jetzt glaubt, dass die Truppe nun tatsächlich anfängt, spießig zu werden, kann sich allerdings locker machen und sich am Sa., 16.9., vom Gegenteil überzeugen lassen.
Ach ja, kleiner Tipp am Rande von uns: Beeilt euch mit dem Ticketkauf, schließlich kann die ABtown Houzeband auf ein Stammpublikum zählen, das gut und gerne 50 Prozent der Ge- samtbesucher ausmacht. Bemerkenswert, oder? Wie die ganze Band!