Seit 1947 ist die Volkshochschule in Aschaffenburg ein essenzieller Bestandteil für die Erwachsenenbildung am Bayerischen Untermain. Über ihr 75-jähriges Bestehen hat sie sich wegen ihres breiten Angebots an interessanten Kursen und Seminaren zu einer festen Anlaufstelle für Wissbegierige jedweder Form entwickelt.
FRIZZ Das Magazin hat anlässlich des 75. Geburtstags der vhs mit Leiterin Katja Fröhlich gesprochen.
FRIZZ Das Magazin: 75 Jahre vhs. Ein Alter zum Jubeln! Was hat sich im Zeitraum seit der Gründung bis heute im Programm und bezüglich der Zielgruppe für Kurse verändert?
Katja Fröhlich: Das Stimmt, 75 Jahre vhs Aschaffenburg, das ist wirklich ein Grund zum Feiern. Die vhs Aschaffenburg hat sich in dieser Zeit enorm entwickelt. Ursprünglich ist sie aus 24 Bürgern als Verein gegründet worden. Die ehrenamtlich tätigen Gründer sahen die Aufgabe der Volkshochschule in der Persönlichkeitsgestaltung, Selbst-bestimmung sowie Bildung zur Menschlichkeit. Ich finde es sehr bemerkenswert, dass diese Werte aktuell noch die gleiche Berechtigung haben wir damals schon. Im ersten Semester 1947 wurden 43 Kurse in den Fachbereiche Kunst, Geisteswissenschaften, Sprachen, Naturwissenschaften, Mathematik sowie Wirtschaft angeboten. 75 Jahre später hat die vhs Aschaffenburg 34 angestellte Mitarbeitende, über 400 Kursleitende und bietet pro Semester bis zu 1.000 Kurse und Vorträge in den acht Fachbereichen Gesellschaft, Kultur, Sprachen, Integration, Gesundheit, Beruf, Grundbildung und junge vhs an.
Gibt’s Kursdauerbrenner, die sich seit Anbeginn der vhs wacker im Programm halten?
Sehr stolz sind wir auf Kurse, die bereits seit Jahrzehnten laufen: So wird zum Beispiel der Kurs Buchbinden seit 38 Jahren von einem Dozenten in unserem Haus angeboten. Er macht das so bemerkenswert, dass es Teilnehmende gibt, die von Anfang an dabei sind. Durch unser breit aufgestelltes Angebot gibt es aber aus jedem Programmbereich Dauerbrenner, die erwähnenswert sind. Von unserer Filmreihe die „Schlauen Grauen“ (Filme für Senioren) über Malkurse bis hin zum Pub Quiz, das aus der beliebten Reihe „Raus aus dem Klassenzimmer – Sprache erleben“ stammt.
Welche Angebote sind denn im Haus am beliebtesten?
Der Bereich Gesundheit ist mit etwa 330 angebotenen Kursen pro Semester einer der wichtigsten in unserem Haus. Vor allem seit der Pandemie ist die Bedeutung von körperlicher Unversehrtheit zu einer Schlüsselressource geworden. Das spiegelt sich auch in unseren Anmeldungen wider: Kurse wie Yoga oder Wassergymnastik sind sehr schnell ausgebucht. Darüber hinaus sind aber auch Kochkurse, die sich mit gesunder und beziehungsweise oder veganer Ernährungsweise befassen, stark im Kommen. Die Sprachvermittlung ist zudem schon immer ein wichtiger Programmbereich bei der vhs. Neben unseren Dauerbrennern Englisch und Italienisch ist es auffällig, dass außergewöhnliche Sprachen an Bedeutung gewinnen: Chinesisch und Japanisch haben eine hohe Nachfrage und sind sehr gut besucht. Als Teil der Stadt haben wir die Chance, auf die lokalen Besonderheiten einzugehen. So ist es uns wichtig, in unserem Integrationszentrum in der Auhofstraße, im Auftrag des Bundeamtes für Migration und Flüchtlinge, als Träger in unserer Region, Integrationskurse durchzuführen.
Welche Einflüsse hat Corona auf das Programm und die Zukunftsplanung genommen?
Im März 2020 hat die Pandemie uns wie viele andere Bildungseinrichtungen völlig unvorbereitet getroffen. Zunächst wurden alle laufenden Kurse abgebrochen. Für die Teilnehmenden, aber auch für die Kursleitenden war das natürlich eine sehr schwierige Situation. Trotz allem haben wir diese Zeit aber auch als Chance genutzt. Alle involvierten Akteure haben sich in kürzester Zeit in die digitale Welt eingearbeitet. Wenn es die Möglichkeit gab, wurden die Kurse digital weiter abgehalten. Gerade im Sprach- und Integrationsbereich war diese Möglichkeit eine enorme Bereicherung. Auch wenn die vhs ein Ort der Begegnung ist und von dem Miteinander lebt, werden wir in Zukunft nicht mehr drauf verzichten, digitale und hybride Kurse und Veranstaltungen anzubieten. Das hat natürlich enorme Vorteile. Egal in welcher Lebenslage man ist, mit einem elektronischen Endgerät besteht die Möglichkeit, an einem vhs-Kurs teilzunehmen. Darin liegt sicherlich auch ein wichtiger Trend der Zukunft. Durch digitale Vernetzung werden neue gesellschaftliche Strukturen geschaffen. Es sind neue Kommunikationsmöglichkeiten entstanden, die wir als vhs nutzen können, um unsere Vision, das lebenslange Lernen, zu fördern. Für den kommenden Herbst haben wir die Zahl der Teilnehmenden herabgesetzt, um diesen einen Mindestabstand von 1,5 Metern zu ermöglichen. Die Gesundheit geht vor.
Das kommende Semesterthema hat den Schwerpunkt „Zusammen in Vielfalt“. Wie entstand es und welchen Einfluss hat es auf die inhaltliche Gestaltung der Kurse?
Mit dem Jahresthema „Zusammen in Vielfalt“ setzt die vhs einen Schwerpunkt auf aktuelle Herausforderungen. Gerade in gegenwärtigen Zeiten, in denen unsere Nachrichten gefüllt sind mit Schreckensthemen wie Krieg, Pandemie, Klimawandel und Notstand wollen wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und gleichzeitig die Vielfalt individueller Identitäten berücksichtigen. Die vhs Aschaffenburg fördert das lebenslange Lernen und trägt damit einen Beitrag zum Wohlstand und Wachstum unserer Region bei. Das ist in meinen Augen eine sehr wichtige Aufgabe. Zu unserem Jahresmotto haben wir auch einige Schwerpunkte im Programm gesetzt: So veranstalten wir beispielsweise am 4. Advent ein Lichterfest in der vhs mit dem Thema „Bräuche rund um die Welt“. Zudem gibt es eine Veranstaltungsreihe: „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Nähere Informationen zu den vielfältigen Angeboten der vhs sind in unserem Programmheft erhältlich.
Wie setzen sich die einzelnen Arbeitsbereiche der vhs zusammen? Was macht die Institution aus?
Die vhs Aschaffenburg besteht aus sechs pädagogischen Mitarbeitenden, die die einzelnen Programmbereiche betreuen, unterstützt von unseren engagierten Verwaltungsmitarbeitenden, die auch gerne und kompetent als erste Ansprechpartner die potenziellen Teilnehmenden beraten. Bei uns ist aber nichts in Stein gemeißelt. Jedes Semester lernen wir von unseren Erfahrungen und hinterfragen die Abläufe. Da passiert es schnell, dass man einen neuen Bereich dazu bekommt oder aber auch einen Bereich, den man gerade aufgebaut hat, an einen Kollegen wieder abgibt. Das Team der vhs ist sehr flexibel und kollegial. Die Stärke der vhs Aschaffenburg besteht ganz klar in der Diversität der Mitarbeitenden.
Am 24.9. findet der Tag der offenen Tür statt. Was ist für ebendiesen geplant?
Wir freuen uns sehr, in diesem Jahr wieder einen Tag der offenen Tür gestalten zu können. Am Samstag, den 24.9. von 9 bis 13 Uhr werden in der vhs, Luitpoldstraße 2, Kursleitende aus den verschiedenen Programmbereichen sich und ihre Angebote vorstellen. Ich möchte nicht zu viel verraten, einfach vorbeikommen und inspirieren lassen.
Ein paar Tage später ist eine Feier zum 75. Geburtstag im engeren Kreis. Wie feiert die vhs ihren eigenen Geburtstag?
Im engeren Kreis stimmt, aber nicht im Kleinen. Mit unseren Mitarbeitenden, Kursleitenden, Kollegen sowie Kolleginnen aus dem Verband und Kooperationspartnern werden wir im Stadttheater zusammenkommen. Neben einem kleinen Rahmenprogramm steht aber die Begegnung und der Austausch im Vordergrund. Getreu unseres Jahresmottos: „Zusammen in Vielfalt“!
FRIZZ Das Magazin dankt für das informative Gespräch und gratuliert selbstverständlich auch zum 75. Jubiläum.