Ein Ort, der sich selbst gern „Bayerisches Nizza“ nennt, weckt automatisch Erwartungen. Und tatsächlich überrascht Aschaffenburg. Nicht mit Lautstärke oder Spektakel, sondern mit Charme, Geschichte und einer gewissen Lässigkeit. Wer sich hier umschaut, landet zwischen Renaissancefassade und Weinberg, zwischen Mainufer und Römermosaik. Keine große Stadt, aber definitiv eine mit großem Auftritt, wenn man weiß, wo man hinschauen muss.
Aschaffenburgs schönste Sehenswürdigkeiten
Der Auftakt gehört unbestritten dem Schloss Johannisburg. Wer über die Mainbrücke auf die Stadt zufährt, sieht zuerst einen massiven Sandstein-Koloss, der aus der Zeit gefallen scheint. Der Bau wirkt, als wolle er sich weder unterordnen noch verstecken. Errichtet wurde er im 17. Jahrhundert als Residenz der Mainzer Kurfürsten und heute beherbergt er Kunst, Geschichte und erstaunlich viel Atmosphäre. Im Inneren trifft man auf Originalwerke von Lucas Cranach dem Älteren und eine Sammlung, die ohne großes Tamtam beeindruckt.
Gleich daneben: das Pompejanum. Ein Nachbau einer römischen Villa, aber nicht etwa dröge und verkitscht, sondern mit erstaunlicher Präzision umgesetzt. König Ludwig I. ließ es bauen, nicht weil er musste, sondern weil er wollte. Man wollte schließlich Kultur zeigen, nicht nur besitzen. Das Gebäude steht leicht erhöht am Main, mit Weinreben im Rücken und Blick aufs Wasser, als hätte man versehentlich eine antike Postkarte mitten in die Gegenwart geklebt.
Weiter geht es durch die Altstadt: Kopfsteinpflaster, verwinkelte Gassen, Fachwerk, das sich vor schiefer Dächer duckt. Hier steht die Stiftskirche St. Peter und Alexander. Keine, die sich in der Höhe verliert, aber eine, die ihre Geschichte in sich trägt. Romanik, Gotik und ein Hauch Barock vermischen sich zu einem Bauwerk, das weder aufdringlich noch unscheinbar ist. Besonders spannend: der ottonische Kruzifix und der kunsthistorisch bedeutende Flügelaltar, der sich fast ein wenig zu bescheiden gibt.
Wo Kultur lebendig wird
Wer bei „Casino Aschaffenburg“ an Chips, Jetons und blinkende Automaten denkt, wird kurz irritiert sein. Denn hier läuft kein Roulette, sondern Arthouse-Kino. Das Casino ist ein Programmkino der alten Schule, nur dass hier alles neu ist.
Neben internationalen Filmen laufen hier Lesungen, Konzerte und Events, bei denen kein Popcorn raschelt, sondern echtes Kulturinteresse mitschwingt. Der Name ist ein Überbleibsel aus Zeiten, als „Casino“ noch Salon hieß und Spiel nicht zwingend Glücksspiel bedeutete.
Wer wirklich spielen will, muss fahren. Die nächstgelegene echte Spielbank steht in Bad Kissingen. Ein klassischer Kurort, der das Glücksspiel mit Geschichte paart. Hohe Decken, leiser Teppich, seriöses Flair. Wer es moderner will, landet in Feuchtwangen. Dort stehen Automaten in Reih und Glied, digitale Tischspiele warten auf schnelle Finger und Lichter blinken, als gäbe es kein Morgen.
Online Casinos, die ganz neu sind, stellen natürlich eine große Konkurrenz dar. Doch echte Spielbanken setzen heute auf Erlebnis. Kulinarik, Shows, Atmosphäre. Wer nur zocken will, bleibt vielleicht digital. Wer aber einen Abend erleben will, fährt los.
Aschaffenburg hat aber noch mehr Bühne. Kleine Theater, die sich in ehemaligen Industriehallen verstecken oder in historischen Innenhöfen zeigen, bringen Musik, Kabarett und Tanz dorthin, wo sie mitten ins Leben fallen. Im Sommer gibt es Veranstaltungen unter freiem Himmel. Nicht weil es hip ist, sondern weil es passt. Museen zeigen sich in dieser Stadt eher unprätentiös.
Das Christian Schad Museum beispielsweise widmet sich dem Werk eines Künstlers, der zwischen Dada und Neuer Sachlichkeit pendelte, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Wer Naturwissenschaften liebt, wird im gleichnamigen Museum fündig. Ein paar Fossilien, ein paar Präparate und plötzlich versteht man wieder, warum der Blick durchs Mikroskop so spannend sein kann.
Entschleunigung am Wasser und im Park
Wer den Stadtplan aufklappt, entdeckt ihn sofort: Park Schönbusch. Ein englischer Landschaftsgarten, der sich weigert, nur Kulisse zu sein. Mit kleinen Tempeln, Brücken und Teichen lädt er zu Spaziergängen ein, die mehr als nur ein paar Schritte liefern. Das Tiergehege ist bodenständig. Ziegen, Esel, keine Exoten und genau deshalb charmant. Wer einen Kaffee trinkt, tut das am See, mit Blick auf das Schloss im Park, das ein bisschen aussieht, als hätte es sich selbst vergessen.
Direkt am Main geht es weiter. Der Fluss verleiht Aschaffenburg sein Tempo. Ruhig, stetig, ohne Hast. Auf dem Wasser treiben Boote, an den Ufern ziehen Radfahrer vorbei. Viele Wege sind asphaltiert, manche geschottert, alle aber eignen sich für Bewegung mit Aussicht. Die Abendstimmung am Fluss hat etwas von Südeuropa, das ist kein Zufall.
Man spürt es, wenn die Schatten länger werden und die Gespräche leiser. Sportlich wird es dort, wo der Park auf Aktivität trifft. Öffentliche Wiesen werden zu Yoga-Plattformen, Joggingrunden zu kleinen Ritualen. Wer lieber zusieht, statt mitzumachen, darf das und findet dabei vielleicht den besseren Platz.
Ein Ausflug ins Umland
Aschaffenburg liegt nicht im Spessart. Aber so nah dran, dass man denkt, es sei eine Art Vorort. Der Spessart ist kein dramatisches Gebirge, sondern eine hügelige, grüne Fläche, die sich mit Wald bedeckt und Geschichten unter dem Moos versteckt. Wanderrouten führen zu kleinen Gasthöfen, an deren Türen man klopfen muss, damit geöffnet wird. Belohnt wird man mit herzhafter Küche und einem Blick, der sich nicht fotografieren lässt.
Noch ein Klassiker: der Mainradweg. Wer ihn befährt, erlebt die Region mit dem Fahrtwind in der Nase. Der Weg führt durch Aschaffenburg und zieht sich dann in beide Richtungen durch Weinhänge, Felder und kleine Dörfer. Man fährt, schaut, hält an.
Besonders beliebt sind die Etappen nach Seligenstadt oder Kahl am Main. Der Einstieg ist einfach, die Ausstiegsmöglichkeiten vielfältig. Wem das nicht reicht, der schaut auf Komoot. Die Tourenempfehlungen dort sind konkret, durchdacht und zeigen, was selbst Einheimischen manchmal entgeht.
Wo sich Genuss lohnt
Hier geht es deftig los. Schäufele, Bratwürste, fränkischer Sauerbraten – nichts für Freunde der leichten Küche, aber dafür für alle, die Geschmack über Kalorien stellen. Die traditionellen Wirtshäuser sind oft älter als das Internet, dafür aber ehrlicher. Keine gestylten Teller, sondern echtes Essen. Dazu ein regionales Bier, manchmal ein Schoppen Weißwein. Fertig ist der Abend.
Natürlich gibt es Alternativen. Moderne Cafés verstecken sich in Hinterhöfen, die so ruhig sind, dass man vergisst, in der Stadt zu sein. Frühstück gibt es ganztags, oft mit Bowls, Avocado oder Croissants, die nicht vom Discounter stammen. Dazu Flat White oder Filterkaffee, je nach Tagesform. Wer’s abends international will, findet vietnamesische Küche neben Tapasbars und Burgerläden, die tatsächlich noch selbst backen. Der Mix aus Bodenständigkeit und Trendbewusstsein macht Aschaffenburg kulinarisch interessanter, als es auf den ersten Blick wirkt.