Musik, Tanz und Barock – drei Welten, die auf den ersten Blick so weit voneinander entfernt scheinen, werden in TERPSICORE – Die Königin tanzt! zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk verschmolzen. In dieser modernen Interpretation von Georg Friedrich Händels „Terpsicore“, wird die zeitlose Kraft des Tanzes und der Musik neu entfacht, um das Publikum auf eine packende Reise durch Emotionen, Ästhetik und Ironie mitzunehmen. Ein besonderes Highlight im Auftrag der Händel-Festspiele Halle, das in der Zusammenarbeit von Emanuele Soavi und der lautten compagney BERLIN entstanden ist.
Barock trifft auf Moderne: TERPSICORE ist nicht einfach nur ein barockes Werk – es ist ein kraftvoller Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ursprünglich als Prolog zur Oper „Il pastor fido“ konzipiert, diente es in Händels Zeit als Bühne für die gefeierte Tänzerin Marie Sallé, die das Publikum mit ihrer revolutionären und emanzipierten Darstellung verblüffte. Als erste bedeutende Choreografin im 18. Jahrhundert verhalf sie dem Tanz zu einem neuen Selbstverständnis. Sie erkannte, dass der Tanz mehr sein kann als reine höfische Unterhaltung und brach mit den damals starren gesellschaftlichen Normen. Sallé hinterfragte traditionelle Rollenbilder und brachte den Tanz auf die Bühne als eigenständige Kunstform. Ihr Mut, neue Wege zu gehen, war bahnbrechend und inspirierte eine ganz neue Perspektive auf den Tanz und die Rolle der Frau. Diese Dynamik der Veränderung und des Aufbegehrens gegen alte Muster spiegelt sich auch in dieser Inszenierung wider, die Tradition und Moderne auf innovative Weise miteinander verknüpft. In der Interpretation von Emanuele Soavi wird diese Erneuerung der tänzerischen Freiheit noch einmal weitergedacht und in die Gegenwart getragen. Der Tanz wird hierbei zur universellen Sprache, die alte Traditionen mit modernen, progressiven Fragestellungen verbindet und dabei Raum für Ambiguität lässt.
Federico Casadei, Taeyeon Kim, Lisa Kirsch, Lorenzo Molinaro und Joel Small, die Tänzer der lautten compagney BERLIN erwecken die barocke Eleganz des Tanzes zu neuem Leben. Doch dabei geht es nicht bloß um die aparte Schönheit der Bewegung, sondern auch um das Herausarbeiten der Gegensätze zwischen Komplexität und Einfachheit, zwischen dem Streben nach Perfektion und dem Ausdruck des inneren Chaos. Die Choreografie lädt ein, diese Spannung im Tanz zu spüren – eine Erfahrung, die das Publikum direkt in den Bann zieht und zum Nachdenken einlädt. Unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Katschner wird die lautten compagney BERLIN, begleitet von den Stimmen von Coline Dutilleul und Hanna Herfurtner, Händels Meisterwerk mit der nötigen Intensität und Präzision zum Leben erwecken. Dabei wird die barocke Musik zu einer fast schon filmischen Klanglandschaft für die Geschichte.
„Terpsicore – Die Königin tanzt!“ ist mehr als ein Musik- oder Tanztheaterstück: Es ist ein Erlebnis, das Expression, Bewegung, Musik und Gesellschaftskritik in einer einzigartigen ästhetischen Form vereint. Es feiert den Tanz als revolutionäre Kraft und hinterfragt dabei unsere heutigen Ausdrucksformen und Normen.