Der Dreh- und Angelpunkt ist „Diene der Party“. „Diene der Party“ ist so etwas wie das „Nevermind“ von Pascow. Der vielleicht besten, weil glaubwürdigsten, beständigsten, schlauesten und prägnantesten deutschen Punkband. Oder konkreter aus Gimbweiler, Rheinland-Pfalz an der Grenze zum Saarland. Remember, stupid: „Das ist Gimbweiler … und nicht L.A.“. Und das ist Aschaffenburg und nicht NYC.
Zurück zum Ausgangspunkt. Alle vier Veröffentlichungen vor „Diene der Party“ waren großartig, ab Release Nr. 5 allerdings war vieles nochmals anders, denn das Statement war gesetzt und Pascow spätestens jetzt über die einschlägige Szene hinaus ein Begriff. Die beiden folgenden Platten sind musikalisch mutig, schreiben die Geschichte fort, mühelos, in der Sprache noch klarer, um neue Facetten erweitert und brachten sogar erste Platzierungen bis in die Top 10 der Albumcharts. Doch „Diene der Party“ war vor gut elf Jahren der vorläufige Zenit einer Band, die ein Do-it-yourself in nahezu reinster Form lebt und umsetzt.
Wir schrieben das Jahr 2014, Deutschland stand mitten in den Merkel-Jahren, die Komfortzone saß überall fett und feist in den Ritzen und eine Pandemie und ein europäischer Krieg waren unvorstellbar. Und mitten rein in diese Bequemlichkeit sprengten Pascow die Feierlichkeit. Natürlich, so funktioniert Punkrock nahezu immer. Doch sie waren und sind anders und mit dieser Platte schienen alle Superkräfte, die dieses Quartett vereint, zu endgültiger Entfaltung zu kommen. Texte, Storys, Artwork, Sound, dazu mit Kurt Ebelhäuser ein Produzent, der die Summe der Teile noch potenzieren konnte.
Wer die Bedeutung und den Weg bis dahin ganz nachvollziehen will, schaut sich am besten die Doku „Lost Heimweh“ an. Danach kann man das Phänomen Pascow verstehen und dann wegen mir auch sterben.
Pascow veröffentlichen mittlerweile gut alle vier Jahre eine Platte. Dazwischen touren sie gefühlt ununterbrochen. In allen Clubs des Landes, bevorzugt in selbstverwalteten Läden. Also Himmel auf für das Geballer. Mit einer Energie, Straightness und einem Schulterschluss mit dem Publikum, der seinesgleichen sucht. Jedes Konzert ist eine Demonstration, Position und steht für das Gefühl, die Welt verändern zu können. Mit Haltung und Handeln.
Die Brüder Alex und Ollo Thomé gründeten die Band 1998, 2001 kam Gitarrist Swen und 2008 Bassist Flo. Seit 17 Jahren spielen Pascow jetzt in unveränderter Besetzung und halten dabei nahezu alles in den eigenen Händen. Das Label Kidnap Music und der Merchshop Tante Guerilla, konsequentes DIY, lediglich den Vertrieb übernimmt seit langen Jahren Rookie Records. Mehr geschlossene Reihen geht kaum. Auch das ein Grund, warum an dieser Band nur schwer zu rütteln ist. Pascow sind zur Instanz geworden, zum Beleg, dass es funktioniert. Erfolgreich sein, ohne Arsch und Seele zu verkaufen.
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© Hans W. Rock

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