Mystery sind neben Saga und Rush der dritte Pfeiler in der kanadischen Progrock-Szene. Die 1986 gegründete Band braucht einige Jahre um zu ihrem Stil zu finden und bringt 1992 ihre (mittlerweile vergriffene) Debüt-EP heraus. Mit ihrer Mischung aus AOR und melodiösem Progressive Rock erspielt sich die Band in ihrem Heimatland eine breite Fanbase und wird auch in Europa zu mehr als nur einem Geheimtipp. Insbesonders in Holland wird ihr Sound mit viel Wohlwollen aufgenommen, was 2014 in der Aufnahme ihres Doppel-Livealbums gipfelt. Stilistisch bewegt man sich im Laufe der Jahre hin zum hymnischen Bombast im Geiste von YES. Stets federführend dabei ist Gründungsmitglied Michel St-Père, der nicht nur Gitarren und Keyboards spielt, sondern die Mystery-Alben auch stilsicher produziert und auf seinem eigenen Label Unicorn Digital veröffentlicht.
Seit 2023 hat die Band das Album „Redemption“ im Gepäck – ein Album, auf dem die Band ihre typischen Trademarks veredelt. Von knackigen Rocksongs, über gefühlvolle Balladen bis hin zu monumentalen Prog-Hymnen ist alles dabei. Dabei verlieren sich Mystery niemals in der Virtuosität einzelner Musiker, sondern haben immer das große Ganze im Blick – und das ist der Song.
Die Hoffnung vieler Fans, dass Mystery ein weiteres starkes NeoProg-/AOR-Album liefern würden, hat sich jedenfalls erfüllt. Erstaunlich ist dabei, dass die Musik auf „Redemption“ zum Teil gar nicht neu sei, wie Bandchef Michael St-Père erzählt: „Wir schrieben die Songs über einen sehr langen Zeitraum. Einige Songs wie „My Inspiration“ lagen jahrelang in der Schublade. Ich habe es vor dreißig Jahren geschrieben. Nur der Mittelteil ist neu, allerdings auch schon wieder fünf Jahre alt. Aber so arbeiten wir immer.“ Noch so ein Beispiel ist „Every Note“, das Sänger Jean Pageau beigetragen hat. „Den Song hat er mir vor zehn Jahren vorgespielt. Jetzt passte er.“
Live sind die Kanadier seit jeher eine Bank und erspielen sich Jahr für Jahr mehr Anhänger. So konnten sie im Juni den holländischen Club Boerderij nahezu ausverkaufen – ein Weg, den sie auch im Colos-Saal beschreiten wollen.
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© Hans W. Rock