Die dänische Dichterin Inger Christensen (1935-2009) wird auch hierzulande sehr geschätzt. „Eine der großen Stimmen der modernen europäischen Poesie ist verstummt. Es war die mit Abstand beruhigendste, die mit dem tröstlichsten Timbre“, schrieb Durs Grünbein. Inger Christensen betrachtete die Poesie schlechthin als eine Erkenntnisform für die Welt und das Leben, umfassend die Tiefsinnigkeit und Vielfalt zugleich. Ihre eigene intellektuelle Zugewandtheit befasste sich mit den Geistes- und Naturwissenschaften sowie mit der bildenden Kunst und der Musik. Mit poetisch-sprachlicher Hellhörigkeit und Beharrlichkeit wurden die unterschiedlichsten Formen zu Papier gebracht, sei es die ausgefallene mathematische Struktur der Fibonacci-Zahlenreihe in „Alphabet“ (1981) oder die grandios hohe Kunst der Poesie im Sonettenkranz „Das Schmetterlingstal. Ein Requiem“ (1991).

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Inger Christensen: „Als schriebe nicht ich, sondern die Sprache selber.“
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