„Jede Art von Musik ist für mich ernst“, erklärte Leonard Bernstein einmal. Damit reagierte er auf vorwurfsvolle Fragen, warum er anspruchsvolle Kompositionskunst mit Elementen aus Jazz und anderen „niederen“ Musikstilen verband. Bereits in seinem frühen Ballett „Fancy Free“ von 1944 gelang ihm die Verschmelzung der Genres, die ihm allerdings ein 20 Jahre älterer Kollege vorgemacht hatte: George Gershwin begeisterte das Broadway-Publikum ebenso wie die Hörer der klassischen Konzertsäle. Sein Song „I Got Rhythm“ stammt aus dem Musical „Girl Crazy“ von 1930; unzählige Jazzmusiker haben ihn seither zur Grundlage ihrer Improvisationen gemacht.
Die Amerikaner Gershwin und Bernstein wuchsen mit Jazz auf, doch der Franzose Darius Milhaud empfand die neuartige Musik als „Offenbarung“. Seine Eindrücke verarbeitete er 1923 in „La Création du monde“ – Gegenstand des Balletts ist ein afrikanischer Schöpfungsmythos. Milhauds Landsmann Ravel unternahm 1928 eine US-Tournee und begann im folgenden Jahr gleich zwei jazzig inspirierte Klavierkonzerte – eines davon ist das Werk in G-Dur.
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© Till Benzin