© Ralph Rußmann
Ralphs Corner_#22 Feuchttücher
Vor etlichen Monaten war unsere Dunstabzugshaube so dreckig, dass selbst ich es mit der Angst zu tun bekommen habe. Ich sah bereits ein Sondereinsatzkommando des Gesundheitsamtes vor unserer Haustür stehen und wollte gerade mit einer gehörigen Portion Seifenwasser extra-stark an das Malheur, da wagte ich noch einen Abstecher zu Google. Ich bin kein Freund von Eltern-Foren, auch wenn ich sie zu Beginn meiner Elternzeit gerne einmal zu Rate ziehen wollte. Allerdings nur um es eine halbe Minute später wieder zu bereuen. Die Dinger heißen dann Muttiglück oder Mamisspatzi oder was weiß ich und dann hagelt es darin Probleme, gesundheitliche – manchmal sehr dramatische - Schicksale, sehr halbseidene Tipps, Vorurteile, Vorwürfe und vor allem auch viel Klugscheißerei. Das alles meist noch versetzt mit einer sehr unangenehmen Babysprech-Sprache. Da musste ich meist schnell woandershin klicken. „Mein süßer kleiner Milchzahn wacht nachts immer um drei auf und hat ganz dolle Bauchweh. Wenn ich ihn dann arg knuddle, geht es meist wieder, aber wenn er dann früh ganz müde weint, bekomme ich auch Pippi in die Augen. Weiß jemand, was das denn jetzt sein kann?“. So in der Art. Diese Form des Austausches kann gerne genutzt und praktiziert werden, allerdings ohne mich.
Manche Foren bieten aber schlaue Tipps. Zum Beispiel die Zweckentfremdung von Baby-Feuchttüchern. Denn manchmal ist das Naheliegende wirklich das Naheliegende. Das sagte bereits in den 90ern mein Freund Hagen Dessau. Wenn etwas Babykacke mühelos von hyperempfindlichen Kinderhintern lösen kann, dann macht es bei einer Dunstabzugshaube einmal mehr nicht schlapp. Für eine ordentlich eingefettete Haube braucht es vielleicht fünf bis acht Feuchttücher und ein bisschen Wasser zum Nachpolieren. Einfach alles abwischen, maximal zwei Durchgänge. So rein aus Erfahrung. Und hinterher glänzt das Ding, als wäre gerade der Dunstabzugshaubenmonteur vom Hof gebrummt. So picobello, dass sogar die eigene Frau Pippi in die Augen bekommt. Hier aber vor lauter Freude. Und nicht weil „das kleine Krümelmonster nur noch Gelbwurst isst“. Seit dieser zentralen Erfahrung nutze ich Feuchttücher bei allen hartnäckigen Flecken. Wo ich vorher Dr. Beckmann konsultierte oder gleich mit Spiritus am Revers um die Ecke bog, versuche ich es jetzt zunächst immer mit Feuchttüchern. In sieben von zehn Fällen funktioniert es. Manche rufen laut Magie! Ich sage: wenig Aufwand, maximaler Ertrag!
Bruno und ich hören: The Afghan Whigs „Black Love“ (Elektra)
Ich muss es an dieser Stelle noch einmal betonen: Beim Comeback der Afghan Whigs 2014 konnte mit einigem gerechnet werden. Mit feisten und aus dem Leim gegangenen Männern und einem Großmaul an der Spitze. Mit lahmen Säcken und abgewirtschafteten Helden. Aber nicht unbedingt mit der vielleicht besten Platte seit dem 1993er Monster Gentlemen. Verdammt! Und jetzt machen sie 2017 mit "In Spades" einfach weiter. So geht das also mit dem Älterwerden, dem Stil, der Würde und all dem Kram! Das muss als zweifacher Vater respektvoll anerkannt werden.