© Ralph Rußmann
Ralphs Corner_#20 Arbeitsbericht
Viertel nach sechs mit Bruno aufgewacht. Kein Weg zurück in den Schlaf. Ihn geschnappt und aufgestanden, das von meiner Frau vorbereitete Fläschen gegeben, Bruno gewickelt und flott wie ein feiner Max für den Tag gemacht. Absprachen mit meiner Frau für den Nachmittag getroffen, Einkaufszettel geschrieben, sie gebührend aus dem oberen Stockwerk verabschiedet. Mit Bruno am permanenten Hacken die Spülmaschine ausgeräumt, Hanni geweckt, sie nach zehn Minuten Anlauf unter die Lebenden geholt, mit ihr und Bruno ins Bad. Stete Anweisungen gegeben zum Fertigmachen. Pinkeln, Abputzen, Ausziehen, Anziehen, Zähne putzen, Gesicht waschen, Eincremen. Dazwischen Bruno rauf auf den Arm, runter vom Arm. Zu kurz geschlafen, schlechte Laune. Also Bruno. Ich aber auch. Mit dem dynamischen Duo runter in die Küche, Frühstück gemacht für Hanni, Pausenbrot geschmiert, Bruno derweil treu wie Haftgel an meiner Ferse. Hanni unter vor Empörung schreiendem Bruno die Zöpfe geflochten. Auf Oma Gerti gewartet. Aha, steht wohl im Stau, geht nicht ans Handy.
Also weiter im Programm. Bruno in den Wagen gepackt, mit Hanni diskutiert, dass bei fünf Grad und Regen noch keine jackenfreie Zeit angebrochen ist. Gemeinsam mit der Nachbarsfamilie in den Kindergarten aufgebrochen, Wegstrecke ohne größere Zwischenfälle, keine Stürze oder Faustkämpfe zwischen den Kindern. Hanni dort abgeliefert, Bruno will nicht im Wagen bleiben, mit ihm auf dem Arm das Nötigste mit der Leitung besprochen. Bin ja auch Elternbeirat. Hab’ ja sonst nicht viel vor. War ich am Wahlabend am Ende eigentlich angetrunken? Kasperltheater dieses Jahr wieder? Gerne, Frau Leitung. Raus, raus, raus und weiter in den Supermarkt. Eingekauft. Bruno bleibt nur ruhig, wenn der Kinderwagen in Bewegung ist. An der Kasse Schreialarm, ruhig mein Bester, gleich rollt die Maschine wieder. Los geht’s und ab nach Hause. Bruno macht einen kurzen Ratz. Brumm, Brumm, da kommt die Oma und Bruno ist auch wieder am Start. Vormittagssnack für Bruno gemacht. Er bleibt trotz Powerschlaf nur sehr leidlich heute bei Oma Gerti. Also agieren wir fortan zu Dritt.
Gäste-WC und Badputzen. Bruno und Oma Gerti bleiben immer in der Nähe. Sonst dreht der junge Padavan vollends durch. Dazwischen bekomme ich von der Arbeit zwei Ergänzungsvorschläge für den Ablauf einer Großveranstaltung, für die ich hauptverantwortlich bin. Ich überfliege schnell beide und habe keine Meinung. Vielleicht doch besser noch ein zweites Mal anschauen. Wäre mal eine Option. Bäder sind fertig, Mittagessen auch. Bruno zusammen mit der Oma gefüttert. Ich bewege mich kurz um die Ecke. Er schreit wie der berühmte Ochs am Spieß. Ich übernehme den Mittagsschlaf mit ihm, alles andere wäre tollkühn und vermessen. Bruno findet schwer in den Schlaf, spürt wohl, dass ich in der Mittagspause den schlanken Fuß ins Büro machen will. Irgendwann hab ich ihn soweit. Schnell Duschen und in die Ausgehhose rein. Nochmals beide Abläufe im PC anschauen, endlich was verstanden. RMV-App checken, zum Bus rennen und meinen Vorgesetzten im Bus anrufen. Wir entscheiden uns für Variante eins. 14 Uhr Termin im Headquarter. Schaffe ich.
Ankunft Hauptwache. Na also es läuft. Mit flinkem Fuß durch die Fußgängerzone und fünf vor zwei zum Dienstgespräch einer Abteilung anwesend. Dort bin ich Gast des Tages. Vorstellung meines Arbeitsgebiets, Fragen, Austausch, Dankeschön und bis bald. Runter ins Büro, nochmal rein zum Kollegen. Müssen wir zur Direktorin? Nein, alles nächste Woche. Draußen kübelt es mittlerweile, als wären wir im Regenwald. Tatütata, die Feuerwehr ist auch schon da und pumpt die ersten Keller aus. Anruf zuhause. „Alles trocken?“ „Ja, ja, beruhig Dich.“ Zwischeninfo: Vor gut drei Jahren lief uns zweimal der Keller voll. Büroarbeit. Oh, ist schon wieder so spät? Dann mal besser heim. Es wird langsam wieder trocken. Anruf meiner Frau: „Kannst Du auf dem Heimweg Hanni mitnehmen? Hat so geregnet, da konnte ich nicht raus“. Klar. Kein Thema. Vielleicht frag ich noch schnell bei der Freiwilligen Feuerwehr, ob sie auch noch Hilfe brauchen. Hanni mosert, warum ich sie abhole und nicht die Mutter. Ach, wie ist das schön. Können wir jetzt los? Stimmung beruhigt sich.
Zuhause angekommen. Mittlerweile fast halb sechs. Ich überlege, ob ich durch den Garten abhaue, das Auto volltanke und Richtung Italien fahre. Entscheide mich dagegen. Geld auf dem Konto reicht nicht lange. Wir essen zu Abend, machen die Kinder fertig. Meine Frau Hanni, ich Bruno. Wir treffen uns um kurz vor neun wieder im Wohnzimmer. Bin an Brunos Seite eingenickt. Grüß dich. Schön dich zu sehen. Na, wie war dein Tag? Ach ja. Manchmal ist das mit der Vereinbarkeit Familie/Beruf 2017 doch schwieriger als gedacht.
Bruno und ich hören: Captain Planet „Wasser kommt, Wasser geht“ (Unterm Durchschnitt)