Ball für Tiere
Die kühnsten Pläne schmiedet man nicht verbissen inmitten von vollgekritzelten Papierbergen, bewaffnet mit abgekauten Stiften, umgeben von rauchenden Köpfen und flimmernden Bildschirmen. Nicht umringt von an Flipcharts hampelnden Dummschwätzern, die zwar zu allem ihren Senf abzugeben, aber nur wenig mitzuteilen haben. Für die besten Vorhaben braucht es nicht viel: Zwei Freunde, eine ordentliche Portion frische Luft und ein großes Herz für Tiere.
Es war nur eine Frage der Zeit, dass sich Holger Rehberg (rechts) und Siegfried „Siggi“ Gebhardt die Klinke in die Hand geben. Der 55-jährige Goldbacher Rehberg, gebürtiger Hamburger, als passionierter „Gassigänger“ für das Aschaffenburger Tierheim unterwegs und der 63-jährige Mömlinger Gebhardt, gebürtiger Großostheimer, der bereits mehreren Tierheim-Hunden ein neues, liebevolles Zuhause gegeben hat. Und so kamen die beiden Herren eines Tages ins Gespräch, das zu Tage förderte, dass man nicht nur die Liebe zu Tieren, sondern auch die Leidenschaft zum Tanzen teilt.
Juli 2017: Vereinsgründung
Einige Unterredungen später, Anfang 2016, war sie auf einmal da. Die Idee. Vierbeinern Gutes tun – und das in Verbindung mit etwas Angenehmen, dem Tanz. Ein Ballabend, dessen Erlös an örtliche Tierschutzorganisationen gespendet werden kann. Monate des Bedenkens und zahlreiche frische Brisen später wurde das Vorhaben in offizielle Form gegossen: Die Gründung des als gemeinnützig anerkannten Ball für Tiere e. V., der zur Zeit elf Mitglieder zählt, fiel in den Juli 2017. Siggi Gebhardt, selbst Herrchen einer Hundedame namens Sally, übernahm als zweiter Vorsitzender die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, „Holger Rehberg, unser Vorsitzender, ist der Fachmann im Hinblick auf die Zahlenwelt“, erklärt Gebhardt, der 43 Jahre in der Wasser-, Land- und Luftrettung aktiv war und heute noch als Tennistrainer über die Plätze fegt. Die Wenigumstädterin Sabine Zahn weiß das Duo als Schriftführerin, Gebhardts Frau Ellen als Kassiererin an seiner Seite.
Gebhardts sportlicher Umtriebigkeit ist es auch zu verdanken, dass die Mainaschaffer Maintalhalle recht bald als perfekte Location ins Spiel kam: „Großzügige 780 Quadratmeter, Licht, Ausschank, Parkmöglichkeiten – in der Maintalhalle passt einfach alles“, so der begeisterte Tänzer. „Vor allem haben wir eine wirklich große Fläche zum Tanzen. Wir verzichten dafür sogar ganz bewusst auf eine hohe Bestuhlungsdichte“, fügt er hinzu. Beide besuchen regelmäßig Bälle und mussten immer wieder den fehlenden Platz zum Bewegen bemängeln. „Die Tanzfläche ist, in Relation zur Gästezahl, meistens einfach zu klein. Auf vielen Bällen steht das Sehen-und-Gesehen-werden im Vordergrund. Unseren Gästen steht in etwa dreimal mehr Platz zum Tanzen zur Verfügung als auf üblichen Bällen. Auch ausholende Walzerschritte sind also durchaus drin“, schmunzelt der 63-Jährige. Deshalb hat sich das Organisationsteam auch für eine Limitierung auf 160 Paare, also 320 Karten, ausgesprochen, von denen bereits gut 200 Stück verkauft sind.
Drei Begünstigte
Damit die Tanzbeine überhaupt geschwungen werden können, wurden die vier versierten Musiker von Midnight-Project verpflichtet. Dezente Dinnermusik, Oldies, Evergreens, klassische Tanzmusik oder Partymusik von Pop bis Rock – der Vierer hat ein breit gefächertes Repertoire vorzuweisen. „InSzeneMagier“ AbraXas alias Thorsten Ophaus führt beschwingt durch den Abend, der hoffentlich ein hübsches Sümmchen hervorbringt, das die Vereinsmitglieder an die Rettungshundestaffel des Bayerischen Roten Kreuzes, die Tieroase Aschaffenburg sowie den Aktion-Sorgenkatzen e. V. überreichen können. Gleich drei gemeinnützige Tierschutzorganisationen im Raum Aschaffenburg sind die Begünstigten – zumindest in diesem Jahr. Denn der Ball soll keine Eintagsfliege bleiben: „Einmal im Jahr wollen wir den Ball der Tiere veranstalten“, erklärt Gebhardt, der in diesem Zusammenhang auch auf die größte Herausforderung zu sprechen kommt: „Alle Bausteine der Organisation zusammenzufügen“, gibt er zu. „Da ist es gut, dass zumindest meine Frau und ich Rentner sind!“
Rettungshundestaffel des BRK
Die Mitglieder engagieren sich mit ihren Hunden ehrenamtlich in den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg in der Flächen-, Trümmer- und Wassersuche. Neben der Ausbildung der Hunde gehört die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen als/zum Hundeführer, Sanitäter, etc. zum Programm. Dringend angeschafft werden muss ein vernünftiges Auto, denn „der Opel Frontera, mit dem die Truppe unterwegs ist, macht’s wirklich nicht mehr lange“, weiß Siggi Gebhardt.
Tieroase Aschaffenburg
Als treuer Begleiter ist ein Tier gerade in schweren Zeiten nicht zu ersetzen – das wissen vor allem die zwölf Tierärzte aus Stadt und Landkreis Aschaffenburg, die gemeinsam mit Oase Aschaffenburg e. V. die Tieroase ins Leben gerufen haben, um bedürftige Tierhalter zu unterstützen. Jeden zweiten Mittwoch findet eine Sprechstunde statt, die die engagierten Tierärzte ehrenamtlich durchführen. An vier Vormittagen pro Woche wird zudem Tierfutter kostenfrei ausgegeben.
Aktion Sorgenkatzen e. V.
Verständnis- und liebevolles Zuhause gesucht: Die Mitglieder des Leidersbacher Vereins kümmern sich um verwilderte Hauskatzen, indem jene medizinisch versorgt, Futterstellen betreut, geschlechtsreife Katzen kastriert, Jungtiere aufgepäppelt und an Menschenhand gewöhnte Fellknäule anschließend vermittelt werden. Dank des Einsatzes kann einer unkontrollierten Vermehrung und dem damit verbundenen Leid Stück für Stück entgegengesteuert werden.