Foto: Till Benzin
TÜTEN VOLLER GLÜCK
Schwüle Luft, bewölkter Himmel, ab und an ein Regentropfen: Trotzdem vergehen immer nur wenige Momente, bis der nächste Kunde den kleinen Verkaufsraum betritt, um ihn wenige Sekunden später wieder mit einer Eistüte und einem Lächeln auf den Lippen zu verlassen. Kein Wunder: Ob Erdbeere oder Joghurt – in allen Sorten, die Alexandra Stripp in ihrer Eis-Sophie anbietet, fehlen Konservierungsstoffe und Weichmacher, dafür packt die Elsenfelderin eine große Portion Herzblut in jede Kugel.
Wenn die Sonne vom Himmel strahlt, kommt Alexandra Stripp auch in kühlen Räumen ganz schön ins Schwitzen: Ungefähr 130 Liter Eis wandern dann nämlich in kugelrunder Form über die Theke ihrer Eisdiele. Gute Organisation ist da gefragt, zudem enorm viel Kraft – schließlich will das süße Gefrorene mit einem Paddel (!) aus der Maschine gewuchtet werden. An warmen Tagen, wenn die kleine und große Kundschaft oft bis zum Bürgersteig Schlange steht, muss sich die Chefin schon mal vom Verkauf in ihre Manufaktur zurückziehen, um für leckeren Nachschub zu sorgen. Dabei hat sie schon, wie an jedem Morgen, vor Ladenöffnung Eis hergestellt – „in altbewährter Tradition nach einem seit ungefähr 1936 unveränderten Grundrezept von Sophie Haas“. Den Namen der Gründerin trägt die beliebte Elsenfelder Eisdiele bis heute, damals verkaufte die Inhaberin allerdings noch im Hof des Anwesens prall gefüllte Tüten. Später übernahm Haas’ Nichte die mittlerweile vermutlich älteste Eisdiele am Untermain – stolze 30 Jahre lang beglückte sie Schleckermäuler mit ihren Kreationen.
Die 43-jährige Alexandra Stripp führt den Laden nun mittlerweile im neunten Jahr – zuvor half die gelernte Goldschmiedin aus, wenn Not am Mann war.Wie ihre Vorgängerinnen nimmt sie sich für die Eisherstellung viel Zeit: „Gute, alte Handarbeit anstatt vollautomatische Mixer!“ ist ihr Credo. Da sie jedes Eis abschmeckt, kann sie jederzeit auf den Reifegrad der Früchte eingehen – und zum Beispiel bei weniger aromatischen Beeren noch mal „nachlegen“. Hochwertige Zutaten und die Verwendung saisonaler, frischer Früchte ist für sie selbstverständlich. Das freut auch ihre Kundschaft, die selbst weitere Wege nicht scheut, um die süßen Kugeln im Becher oder auf der Waffel zu genießen. Glücklich kann die Elsenfelderin sich schätzen, dass die meisten Konsumenten ein Bewusstsein für saisonale Kost haben und auch bereit sind, Rhabarber- oder Weinbergpfirsicheis zu probieren. Auch die süß-säuerliche Aronia-Apfelbeere wurde jüngst mit der Grundmasse, die auf der Basis von Stärke, Milch und Zucker entsteht, vermengt.
Abstrusen Trends ordnet sich Alexandra Stripp allerdings nicht unter – auf „Hello Kitty“-Eis kann sie zum Beispiel verzichten. Auch die Menge an knallblauem „Schlumpfi“-Eis hält sich in Grenzen. Die 43-Jährige setzt lieber auf eine kleinere Auswahl, zwölf Behälter mit einem Fassungsvermögen von je neun Litern stehen zur Verfügung. Wenn sie sich selbst etwas aus ihrer Theke gönnt, dann „jeweils eine Kugel Bananen- und Schokoladeneis mit einer Portion Sahne obendrauf.“ Wer Zeit mitbringt und einen heiß begehrten Sitzplatz im Freien ergattert, der darf sich dann zum Beispiel auch einen Erdbeer- oder Schwedenbecher kredenzen lassen oder ein Banana-Boat verputzen. Cappuccino, Joghurt-Frappé und Goldener Engel dürfen im Angebot natürlich nicht fehlen. Wenn nach exzessivem Genuss dann das schlechte Gewissen plagt, darf man es der Chefin gleichtun: Die schwingt sich in ihrer Freizeit nämlich einfach aufs Mountainbike.
Fünf Fragen
1. Worüber kannst du laut lachen? Über Situationskomik und das Kabarettduo Missfits.
2. Was treibt dich zur Verzweiflung? Grenzenlose Dummheit – wie sagte Albert Einstein so passend: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
3. Womit kann man dich bestechen? Mit richtig gutem Essen und tollen Schuhen.
4. Wem wirst du ewig dankbar sein? Um ewig dankbar zu sein, müsste erst noch mein Lebensretter vorbeikommen (lacht). Bis dahin ist es wohl Gary Fisher, der Erfinder des Mountainbikes.
5. Welchen Traum willst du dir noch erfüllen? Den Motorradführerschein zu machen! Eis-Sophie, Rücker Straße 31, Elsenfeld; ÖZ: Di.–So. & feiertags von März bis Mitte Oktober, Sommer 10–21 Uhr (bei gutem Wetter länger geöffnet), Frühjahr & Herbst 11–19 Uhr