Foto: Till Benzin
SHOWDOWN MAINHATTAN
Adieu Josef Matula, hallo Jonas Fremden: Der fleißige ZDF-Schnüffler ist nach unzähligen Einsätzen vom Bildschirm in den wohlverdienten Ruhestand entschwunden, nun übernimmt Fremden in der Metropole am Main – und hat dort gleich ein düsteres Geheimnis zu lüften. 240 Seiten lang kann man dabei dem Privatdetektiv in Alexander Köhls „Die Stunde des Löwen“ ab sofort über die Schulter schauen.
Nach Adelmeier und Basler schickt der Autor nun Fremden als Ermittler ins Rennen – im Unterschied zu Ersteren bringt dieser nicht als Kommissar, sondern als Privatdetektiv Licht ins Dunkel: Er wird damit beauftragt, den mysteriösen Tod von Hugo Bruckner aufzuklären – jener ist vor sieben Jahren in einem abgelegenen Waldsee ertrunken. Während die Spürnase auf äußerst interessante alte Unterlagen stößt, ermittelt die Frankfurter Kriminalpolizei auf Hochtouren – drei ältere Damen wurden ermordet. Natürlich sind beide Fälle nur auf den ersten Blick voneinander unabhängig …
„Ich brauche einen Ort als Handlungsschauplatz, zu dem ich einen Bezug habe“, erklärt Alexander Köhl. Die Bankenmetropole kennt der 48-jährige Schriftsteller gut: Nach seinem BWL-Studium arbeitete er in einer Frankfurter Werbeagentur, bevor er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Auch heute noch ist er in „Mainhattan“ in der Immobilienbranche tätig – seine Leidenschaft gilt indes längst dem Schreiben. Neben Kurzgeschichten fließen vor allem Kriminalromane aus seiner Feder, nach „Victors Schützling“ (2004), „Schatten im Garten Eden“ (2005), „Wundmale“ (2009) und „Opfertier“ (2010) ist „Die Stunde des Löwen“ bereits sein fünftes Werk. Das Genre zu wechseln ist für den Mainaschaffer kaum vorstellbar. „Ich fühle mich wohl mit Krimis“, erklärt er. Privat lese er allerdings nicht nur Spannungsliteratur, sondern auch Gesellschaftsromane.
Autobiographisches goss er erstmals um die Jahrtausendwende in Romanform, als ihm eine Bekannte dann von ihrem Schicksal als DDR-Dopingopfer berichtete, war der Grundstein zu „Victors Schützling“ gelegt. Köhl veröffentlichte eine Leseprobe bei der virtuellen Manuskriptbörse www.romansuche.de und erhielt bereits kurze Zeit später positives Feedback seitens des Prolibris Verlages. „Die Website hat sich für mich als echter Glücksgriff erwiesen“, fügt er hinzu. Auch „Schatten im Garten Eden“ erschien bei Prolibris, die beiden Nachfolger bei Rowohlt, „Die Stunde des Löwen“ nun im Emons Verlag.
Auf Papier gebannt hat der freie Autor seine neueste, rein fiktive Geschichte wie die Vorgänger mit Blick auf den Main: „Ich schreibe in der Regel immer morgens von 7 bis 9 Uhr in meinem Arbeitszimmer, dann wieder am Nachmittag“, erläutert der Schriftsteller. Ideen gilt es zu sammeln, den Plot zu skizzieren sowie verschiedenste Charaktere und deren Lebensläufe zu entwickeln. In etwa ein Jahr vergehe zwischen einer frühen Figurenentwicklung und dem finalen Druck, so der 48-Jährige, der als Ausgleich zum Schreiben am liebsten liest oder Sport treibt.
Während „Die Stunde des Löwen“ nun seit wenigen Tagen zu haben ist, tummeln sich bereits Ideen für einen neuen Krimi im Kopf des Schriftstellers. Man darf gespannt sein, ob Jonas Fremden weiterhin in Frankfurt in die Fußstapfen von Josef Matula tritt …
Fünf Fragen
1. Wem wirst du ewig dankbar sein? Meiner Frau für Vieles.
2. Worüber kannst du laut lachen? Über John Cleese in „Fawlty Towers“.
3. Was treibt dich zur Verzweiflung? Moskitos im Hotelzimmer.
4. Womit kann man dich bestechen? Mit einem guten Essen im Elsass.
5. Welchen Traum willst du dir noch erfüllen? Eine längere Reise auf einem Segelschiff.