Foto: Anika Koppenstedt
"MENSCHEN FLÜGEL GEBEN“
Eines kann Saskia Schmidt nicht: wegschauen. Den Ärmsten der Armen in Afrika zu helfen, ist für die 33-Jährige nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern vielmehr Erfüllung. Seit 2009 hat sich der Kontinent der unendlichen Weiten in das Herz der Aschaffenburgerin gebrannt. Seitdem leistet die Marketingfachfrau fast Unvorstellbares über tausende Kilometer hinweg – und erweitert nun sogar den Aktionsradius ihres Vereins One Day e. V., um Flüchtlinge in ihrer Heimatstadt zu unterstützen.
2009 musste Saskia Schmidt raus. Geplagt vom Fernweh und dem Wunsch, sich fernab der Heimat sozial einzubringen, führte der Weg nach Namibia. Im kleinen Ort Hoachanas am Rande der Kalahari wurden helfende Hände dringend gebraucht – und das nicht nur in der Suppenküche. Saskias Lohn: enorme Gastfreundschaft und grenzenlose Dankbarkeit.
Seitdem reist sie nicht nur einmal im Jahr nach Afrika, sondern hat Stück für Stück ein starkes Helfernetz aufgebaut. Der Anbau einer Kindertagesstätte wurde gefördert, ein Computerraum eingerichtet und die Idee eines Fahrradprojektes geboren. Im Hoachanas Bike Shop können nun aus Deutschland gespendete Räder geliehen, repariert und gekauft werden. Nicht nur die „Suppenküchen- mamas“, die mühevoll ihre Einkäufe zum Herd schleppen mussten, erfahren nun Entlastung in einem entbehrungsreichen Alltag.
Um ihrem bemerkenswerten Engagement einen offiziellen Rahmen zu geben, gründete die 33-Jährige gemeinsam mit ihrem stetig wachsenden Team im letzten Jahr den Verein One Day e. V.: „Wichtig ist uns das Prinzip ,Hilfe zur Selbsthilfe‘“, erklärt die Aschaffenburgerin. Ziel sei es, den Menschen eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen. Oder wie Saskia es formuliert: „Ich möchte den Menschen Flügel geben!“
Und das übrigens nicht nur in Hoachanas: Als das One-Day-Team auf das Dorf Kalia in Sierra Leone aufmerksam wurde, wurde ohne langes Zögern Hilfe zugesagt. Die 450 Einwohner des westafrikanischen Landes haben unter der Ebola-Epidemie besonders zu leiden: 37 Erwachsene kamen ums Leben, die Schule wurde zur Quarantänestation umfunktioniert und erntereife Felder wurden von Tieren geplündert. Über 90 Waisen fehlte es am Nötigsten. Saskia machte sich sofort auf die Suche nach One-Day-Helden, die mittels einer Patenschaft tägliche Mahlzeiten sowie ein liebevolles Zuhause bei Dorfbewohnern ermöglichen. Aber auch die Region bleibt nicht außer Acht: So überreichte das Team jedem in der Schweinheimer Erbighalle untergebrachten Flüchtling ein Willkommens- armbändchen. Zudem wurden gespendete PCs mit Sprachkursen installiert. Vom Zuspruch für ihre Charity Bracelets ist Saskia überwältigt: Fast 400 Stück wurden bis August mit Schriftzügen wie „Afrika“, „One Day“ oder „Hope“ verkauft. Mit dem Erlös können sechs patenlose Waisenkinder ein Jahr versorgt werden.
Zehn Ehrenamtliche setzen sich momentan in ihrer Freizeit für One Day ein – von der Homepagepflege bis zur Betreuung der Patenschaften gibt es Tag für Tag eine Menge zu tun. Demnächst steht auch ein Umzug an: Der Verein bezieht seine ersten eigenen Räumlichkeiten in der alten Schirmfabrik in Hösbach, in der eine neue Backstube des Süßen Löwers entsteht. „Hier ist auch für uns ein Plätzchen – und das kostenfrei“, freut sich Saskia. Vormerken sollte man sich auch die Vernissage am So., 6.12., von 14–21 Uhr im Aschaffenburger Sedgwick, bei der nicht nur bemerkenswerte Fotos zu sehen sind, sondern auch Paten Briefe „ihrer“ Kinder aus Sierra Leone bekommen und via Skype nach Kalia geschaltet wird. Mit dem Erwerb des Benefizkalenders, des One-Day-Shirts oder der „Christmas Edition“ des Charity Bracelets kann an diesem Adventssonntag ein jeder dazu beitragen, dass die Welt ein kleines bisschen besser wird.