Foto: Anika Koppenstedt
"ICH VERLIEBE MICH IN JEDES WERK NEU"
Kreative in der Region fördern, unabhängig von ihrem Alter: Aschaffenburger Künstlergrößen wie Konrad Franz, Ralf Münz, Roland Wolf oder Wolfgang Müllerschön haben ihn bereits erhalten, den 1996 ins Leben gerufenen Förderpreis des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg. In die geehrte Künstlerschar reiht sich Anfang Dezember Bob Maier ein: Mit seiner Haltestelle BOB am Mainufer/Perth Inch habe der Schweinheimer viel „zur Förderung der regionalen Kunstszene beigetragen“, so Elisabeth Claus, Vorsitzende des NKVs. Der Verein wolle mit dem Preis die Arbeit Maiers und seinen Einsatz für dieses Projekt würdigen. Völlig zurecht, wie die FRIZZen finden.
„Gut für die Haltestelle!“, antwortet der gelernte Speditionskaufmann ohne großes Zögern. Dies sei sein erster Gedanke gewesen, nachdem sein Name bekannt gegeben wurde. Verkündet als Empfänger des zehnten Förderpreises des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg. Ist eben ein ziemlich bescheidener Zeitgenosse, dieser Bob Maier, der zwar keine künstlerische Ausbildung im klassischen Sinn genossen, sich jedoch als Autodidakt mehr angeeignet hat, als so manches hochstudierte Individuum. Und so scheint es fast, als wolle sich Maier hinter seiner Erfolgsinstallation, der Kunsthaltestelle am Mainufer, verstecken. So erläutert er auch, dass er den Förderpreis, der ihm am ersten Dezemberfreitag, dem Eröffnungsabend des alljährlich stattfindenden Weihnachtsmarktes des KunstLANDings, von Karin Brass im Namen der Brass-Stiftung für Kunst und Kultur sowie Lex Rijkers im Namen des Fördervereins überreicht wird, als Ehrung dafür begreife, dass die von ihm kreierte Haltestelle BOB lokalen Künstlern die Gelegenheit gibt, eigene Werke zu präsentieren.
So ganz begreifen kann der 51-Jährige den Erfolg immer noch nicht – obwohl bereits die erste Ausstellung während der Kulturtage 2011 das Potential der Installation zeigte: Der Schweinheimer collagierte damals Urlaubsmotive mit abstrakten Elementen. Inspiration und Vorlage für seinen Stopp am Main waren die zahlreichen Haltestellen, die er auf vielen verschiedenen Reisen kennen- „und auch lieben“ gelernt hatte. „Das Warten auf einen Bus, eine Fähre oder einen Zug habe ich immer als geschenkte Zeit betrachtet“, erklärt er. „Man beobachtet Umgebung und Menschen, Banales und Alltägliches bekommen einen ähnlichen Stellenwert wie die Sehenswürdigkeiten des bereisten Landes.“ Mit einfachen Mitteln war am Mainufer eine kleine Galerie unter freiem Himmel entstanden, die auch dank der Sitzbank nebenan zum Betrachten und Rasten animiert. Sie soll allerdings nicht nur ein Ort des Verweilens sein, sondern Passanten auf unaufgeregte Weise Kunst nahe bringen. Mit dem Ende der damaligen Kulturtage war es beschlossene Sache, den fest installierten Halt auch anderen Kreativen zur Verfügung zu stellen und damit aus dem Bobschen einen dauerhaften Halt zu machen.
Kunst im öffentlichen Raum, Begegnungen ohne Schwellenangst – ein Konzept, dass nicht nur mit Einzelschauen, sondern auch als Gruppenvariante funktionierte: Mit der Haltestelle Adventskalender läutete der Schweinheimer 2012 den Countdown in der wohl kleinsten Galerie der Welt ein. Dafür hatte er 24 Kollegen ins Boot geholt. Viele weitere Ausstellungen folgten. „Ich verliebe mich in jedes Werk neu“, so Maier. „Ich bin auch immer traurig, wenn ein Abbau ansteht. Aber dann kommt wieder Neues und der Prozess des Verliebens beginnt von vorne.“
Der mit 3.500 Euro dotierte Förderpreis werde es ihm ermöglichen, die Haltestelle noch eine zeitlang zu „bespielen“, einen Katalog über die Historie der Kunstinstallation sowie eine Webseite zu realisieren. Doch auch wenn die Haltestelle mit einer Onlinepräsenz glänzen kann und man staunend durch die druckfrische Publikation blättert, wird für Bob Maier nur eines wirklich zählen: Die Freude, mit Künstlern und Besuchern am Mainufer in Kontakt zu kommen.