Foto: Hans Joachim Winkler
„ICH HAB GEBAUT UND GEBASTELT WIE EIN BERSERKER!“
Gerd Grashaußer ist der Kinderliedermacher Geraldino, der bereits seit 20 Jahren unter den kleinen KOMMZ-Besuchern für Ausnahmezustände sorgt, von denen viele amtliche Rockbands bei ihren Konzerten nur träumen. Doch Gerd Grashaußer ist nicht nur das. Seminar-Anbieter, Festivalchef, Herausgeber, Autor, Schauspieler, Produzent, Moderator und bildender Künstler stehen als weitere Tätigkeitsfelder in der Vita des Nürnbergers.
Und der entpuppt sich bereits in den ersten Sekunden als witziger Gesprächspartner, aus dessen Antworten die unbändige Lust auf Kreativität heraussprudelt. Dabei sah sein beruflicher Werdegang erst einen ganz anderen Weg vor, nämlich den des biederen Bahn-Beamten: „Mein Onkel meinte, das sei eine gute Idee, weil die nach dem ,Wer schwitzt, fliegt!‘-Prinzip arbeiten würden“, erklärt Grashaußer, dessen ursprünglicher Berufswunsch der des Elektronikers war. Eine Ausbildung als DB-Aspirant und einen versehentlich entgleisten Güterzug später war für den jungen Gerd klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Er lernte Erzieher und machte erste Erfahrungen als Mitglied einer Kindertheatergruppe – sein Schlüsselerlebnis.
Schon während der Theaterzeit schrieb er Songs, die als Pausenfüller bei Aufführungen fungierten und großartig beim kleinen Publikum ankamen. Mit einigen dieser Lieder trat er zusammen mit den frisch gegründeten Plomstern bei einer Messe auf und konnte sich danach vor Anfragen kaum retten. Inzwischen spielt Gerd aka Geraldino um die 120 Gigs im Jahr, ist regelmäßiger Gast bei KiKA und Konsorten, kümmert sich um das musikalische Programm bei Familienreisen, schreibt Kinderbücher, leitet Arbeitskreise, bietet Workshops an, organisiert ein jährliches Kindermusikfestival in der Nürnberger Tafelhalle und engagiert sich im sozialen Bereich sowie in Schulen gegen Rassismus und für Zivilcourage.
Ganz nebenbei hat er kürzlich seinen ersten Roman veröffentlicht, diesmal für Erwachsene: „Der Grabsänger, seine schräge Verwandtschaft und die verfluchten Hunde“ lautet der Titel. Seine große Leidenschaft ist jedoch die Musik. Über 400 Titel hat Geraldino in den vergangenen drei Jahrzehnten geschrieben, 30 eigene Alben auf den Markt gebracht und ist auf über 35 weiteren Veröffentlichungen vertreten. Woraus er seine Inspiration zieht, beantwortet er uns mit einem grundsympathischen „Zum Teil vom Publikum, zum Teil aber auch von anderen Leuten wie zum Beispiel unserem Schlagzeuger. Der ist nämlich ein grandioser Erfinder von total blöden Ideen. Neulich hat er mir erzählt, wie chaotisch er sich eine Party in einer Kuckucksuhr vorstellen würde. Und schon hab ich wieder ein Thema!“.
Sein neuestes Projekt sind die sogenannten L-Objekte: Eigene Kunstwerke, die alle einen Bezug zu Songs von ihm haben. „Einer befreundeten Galeristin habe ich erzählt, dass ich auch gerne mal ausstellen würde. Obwohl ich noch gar keine Kunstwerke hatte …“, lacht Geraldino. „Die sagte dann zu mir, dass sie in einem halben Jahr Zeit hätte.“ Was andere vor ein Problem stellt, bedeutet für Gerd den extra Motivationsschub. „Ich bin dann dreimal die Woche zu meinem 80-jährigen Vater gefahren, der unglaublich viel Kram und Krempel auf seinem Hof hat. Gemeinsam haben wir daraus fantasievolle Kunstwerke gemacht. Ich hab gebastelt und gebaut wie ein Berserker!“ Mit Erfolg: 30 seiner Objekte, die über QR-Codes Hintergrundinfos zu den Songs bereithalten, sind aktuell im Café Schwarzer Riese zu sehen. Geraldino selbst ist am 1.5. wieder in Aschaffenburg – mit den Old Dixie Bones spielt er ein Picknickdeckenkonzert im Nilkheimer Park. Wir werden da sein!