Foto: Andy Schmett
EIN MANN FÜR ALLE GENRES
Heute als professioneller DJ in Hemd und Anzug auf der Weihnachtsfeier einer Anwaltskanzlei für Stimmung sorgen. Am nächsten Abend mit der eigenen Band Fitzcarraldo die Bühne rocken. Tags darauf an klassischer Musik für einen Werbespot feilen und nebenbei noch Aufnahmen für ein Pop-Projekt koordinieren. Was zunächst stressig und nach Superman klingt, ist für Daniel Stenger zum Traumjob geworden. Vor fünf Jahren hat sich der 31-Jährige mit der Gründung von BaxxBeatMusic einen Herzenswunsch erfüllt. Im Januar feiert die fleißige Ich-AG Jubiläum. Für FRIZZ ist das Grund genug, der Frage nachzugehen: Wie schafft man das denn alles (gleichzeitig)?
„Herzblut und eine gewisse Form von Besessenheit sind nötig, um das alles so durchziehen zu können“, lacht Stenger. In Zeiten von Burn-Out und Reizüberflutung, in denen viele schon an der eigenen Einkaufsliste scheitern, führt er ein streng organisiertes Doppelleben und hat es mit Leidenschaft, Willen und Tatendrang zum erfolgreichen Kleinunternehmer geschafft. Die Begeisterung an der Musik begann im Alter von zehn Jahren. Queen weckten den musikalischen Ehrgeiz, prompt war das favorisierte Einstiegsinstrument gefunden: Gitarre sollte es sein. Nach ersten Schul- und Coverbands folgte bald Ernüchterung. „Ich wollte meine Musik unabhängig produzieren. Es hat mir einfach nicht gereicht, nur Gitarre zu spielen und auf die nächste Band zu hoffen.“
Mit 16 beginnt er am PC mit Programmen und Sounds zu experimentieren. Von Rock zu House, von Drum ’n’ Bass-Tracks zu HipHop-Beats. „Neue Helden wie Air, Groove Armada oder Quantic haben mir gezeigt, dass man auch sehr organisch elektronische Musik machen kann. Die Kombi aus Jazz und Funk mit Beats und Sampling war genau mein Ding – so konnte ich mir im Grunde meine eigene Band in Personalunion zusammenstellen.“ Mit Anfang 20 hat Stenger den Dreh raus, veröffentlicht erste Demo-Aufnahmen unter dem Künstlerpseudonym Flashbaxx und schafft es mit seinen Eigenkompositionen auf erste CD-Compilations von „Sony Music“ oder „Ministry of Sound“. Erste Remix-Aufträge von befreundeten Künstlern flattern ins Haus, Kontakte werden geknüpft. Plötzlich ist er mitten drin in der Szene der Musikverrückten und steht mit halbem Bein im Music-Biz.
Parallel zu seiner Ausbildung als Bürokaufmann verbringt der Autodidakt die Feierabende im eigenen Kellerstudio, besucht die „Learniny-By-Doing“-Schule, in der er sich Bass, Piano und Schlagzeug aneignet, baut neue Tracks unterschiedlichster Stilrichtungen und wagt 2007 den Schritt in die Selbstständigkeit. „Mein Glück war, dass ich schon Etliches an Equipment beisammen hatte und praktisch startklar war. Zum anderen fiel eine meiner Demos der richtigen Person in die Hände, welche mir Tür und Tor zum Medien-Mekka Köln öffnete. So folgten die ersten Aufträge aus der Werbeindustrie, meine Flashbaxx-EP kam unter dem Label Blackfish Productions auf den Markt und ich bekam von DJs und Radiostationen weltweit großartiges Feedback.“ Stenger ist heiß auf Neues und dem Schritt in die Professionalität gehen Zufallsbegegnungen und Empfehlungen voraus. Es kommt zu Musik- und Werbeproduktionen für RTL, Phantasialand, Ford oder Deichmann. Durch die Qualität seiner Arbeit wird Frank Kellers Booking-Agentur Hollywood-Connection auf den Künstler aufmerksam. So wird der Musikenthusiast fortan für Firmenfeiern von Seat, Mercedes oder der Deutschen Bank gebucht und sorgt dort als DJ dafür, dass die Bügelanzüge endlich Knitter bekommen. Und als ob das alles nicht schon genug wäre, kümmert sich Stenger in liebevoller Detailarbeit um die Aufnahmen befreundeter Bands. So geschehen etwa bei Orcus Chylde, Scheisse Minnelli, Back From The Grave und der eigenen Formation Fitzcarraldo.
Gibt es denn Musik-Genres, die kategorisch abgelehnt werden? „Für eine Death-Metal-Band bin ich sicherlich der falsche Ansprechpartner, auch Gangster-Rap und Musik mit starkem Ethno-Einschlag sind nicht mein Fall. Ich muss mich in die Musik hineinversetzen und die Ideen der Band umsetzen können. Hier sind mir der menschliche Draht und die Kommunikation sehr wichtig.“
Zweifelsohne, die Soundschmiede in Damm ist eine Bereicherung für den kleinstädtischen Kulturbetrieb – und Daniel Stenger ein definitiv engagierter Geschäftsmann und Musikjunkie zugleich.
Fünf Fragen
1. Wem wirst du ewig dankbar sein? Allen, die mir nahestehen und meine Kapriolen mitmachen.
2. Worüber kannst du laut lachen? Heinz Strunk und Jan Böhmermann
3. Was treibt dich zur Verzweiflung? Momente, in denen ich keine Ideen habe, gefolgt von der Angst, dass mir nie wieder etwas einfallen wird.
4. Womit kann man dich bestechen? Mit gutem Essen
5. Was ist dir überaus peinlich? 30 Sekunden nach einer Begrüßung schon wieder die Namen vergessen zu haben.